Die Aufsteigerin
sie und schmiegte sich an sie. »Cathy, meine Cathy, das war wundervoll … du kannst dir gar nicht vorstellen, wie sehr ich dich gebraucht habe …«
Sie lag unter ihm, das Gesicht an seinem Hals vergraben. Noch durchlief ein Kribbeln ihren Körper, und sie genoss es unendlich, seine Haut zu spüren. Dann stemmte er sich auf, blickte hinunter in ihr Gesicht und fragte zärtlich: »Es war doch schön für dich, oder?«
Cathy lächelte zaghaft und nickte. Er zog sie noch einmal an sich, und sie lagen schweigend beieinander, während er darauf wartete, dass sein hektischer Herzschlag zur Ruhe kam und er wieder normal zu atmen vermochte. Sie war nicht temperamentvoll bei der Sache wie seine sonstigen Frauen, aber sie war eben seine Cathy, das Mädchen, das er liebte.
Er umarmte sie ein letztes Mal und wäre nicht Eamonn Docherty, seines Vaters Sohn gewesen, wenn er nicht gehofft hätte, ihr ein Kind gemacht zu haben. Dadurch hätte sie nur ihm gehört, auch wenn er nicht bei ihr sein konnte. Denn er musste nach New York zurück, und zwar bald. Deirdra wurde bereits unruhig und drohte, in London aufzutauchen, wenn er nicht schleunigst zurückkehrte.
Verglichen mit seiner schwergewichtigen Ehefrau und ihren sexuellen Ansprüchen war Cathy wie ein frischer Lufthauch. Er liebte ihren Geruch, liebte es, sie zu fühlen, liebte alles an ihr und beschloss, oft nach London zu kommen, um sie zu sehen.
Er hielt sie fest umschlungen und überlegte dabei, wie er ihr beibrachte, dass er Frau und Familie hatte, und sie gleichzeitig so umschmeicheln konnte, dass sie trotzdem verständnisvoll und freudig auf seinen nächsten Besuch wartete.
Sie hatte ihm von der Bedrohung durch Victor aus Malta erzählt, und ganz plötzlich kam ihm die Erleuchtung, wie er fortgehen und sich dennoch Cathys Wohlwollen erhalten konnte. Er fasste einen Plan, den er so schnell wie möglich in die Tat umsetzen würde. Auf diese Weise ergab sich ein Ausweg, und er nahm sich vor, alles daranzusetzen, niemals Cathys Liebe und Zuneigung zu verlieren.
Kapitel dreiunddreißig
Dass Cathy im siebten Himmel schwebte, war ihr anzusehen. Sie schien förmlich zu leuchten, und Desrae beneidete sie darum. Diesem Docherty traute er jedoch nicht über den Weg, und er zweifelte nicht daran, dass er ebenso schnell aus Cathys Leben verschwinden würde, wie er aufgetaucht war. Den Schmerz, der Cathy erwartete, konnte er nicht verhindern, aber er würde dem Mädchen beistehen, so gut er konnte.
Im Augenblick machte er sich jedoch Sorgen, weil dieser raffgierige Malteser seinen Club bedrohte, und wegen der Tatsache, dass Tommy verschwunden blieb.
»Meinst du, dass Tommy was passiert ist, Desrae?«, fragte Cathy kleinlaut.
»Das weiß ich wirklich nicht, Kleines. Ich hab bei seiner Mutter angerufen und mich als Geschäftsfreund vorgestellt, der ihn dringend sucht. Obwohl sie ihn auch lange nicht gesehen hat, klang sie nicht sonderlich besorgt. Aber sie war auch voll wie immer.«
Cathy machte ein ernstes Gesicht. »Ich sorge dafür, dass sich die Jungs auf der Straße umhören. Vielleicht erfahren sie ja was.«
Desrae schüttelte den Kopf. »Nein, Süße, noch nicht. Wir wissen doch noch gar nicht, ob ihm was passiert ist, und wenn wir nach ihm suchen, spricht sich das schnell rum. Warten wir noch vierundzwanzig Stunden, okay? Ich red mal mit Gates. Vielleicht kriegt der was raus.«
»Klingt gut. Außerdem weiß Eamonn bestimmt, was zu tun ist. Er müsste bald hier sein.«
Desrae zwang sich zu einem Lächeln. »Wie schön für dich.«
Cathy wusste, wie schwer ihm diese Worte gefallen sein mussten. Sie umarmte ihren Freund. »Lass gut sein, Desrae, ich kenne ihn doch schon mein ganzes Leben.«
Er schüttelte bekümmert den Kopf und nahm ihre Hände. »Liebes, ich mein doch nur, dass du vorsichtig sein solltest. Das ist alles. Und wenn du mich brauchst, bin ich immer für dich da, das weißt du.«
Sein Ton verriet die Befürchtung, dass es früher nötig sein könnte, als sie dachten.
Victor, der Malteser, war zufrieden. Seit Tagen hatte niemand Tommy Pasquale zu Gesicht bekommen, und die Soho-Gemeinde war höllisch gespannt, wer der neue Baron sein würde.
Noch nie war im West End so fieberhaft spekuliert worden. Joeys Tod, Tommys plötzliches Verschwinden und dazu die Ermordung von O’Hare hatten sogar bei den gelangweilten Huren Interesse daran geweckt, was um sie herum ablief.
Als Victor seinen Club in der Old Compton Street verließ, grüßte er zwei
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