Die Aufsteigerin
gnädig, starb auch als einer, aber ich bin stolz, ihn gekannt zu haben. Ich wünschte, er wäre mein
Vater gewesen. Aber das hier … nein, das kann ich niemals gutheißen, Eamonn. Die sind keine Armee, sondern Terroristen, und du darfst deinen neuen Freunden in New York ausrichten, dass ich sie zum Kotzen finde. Sie führen keinen Krieg, sondern töten, um zu töten, und das auch noch im Namen Gottes - als hätte der was damit zu tun!«
Eamonn war verblüfft. Wo blieb die Bewunderung, der Dank für einen gut ausgeführten Job? In Amerika wurde er behandelt wie eine Hoheit auf Staatsbesuch - sogar die Mafia zollte ihm Respekt. Ganz anders hier in London, und dann sprach auch noch seine Cathy mit ihm wie mit einem kleinen Jungen.
»Scheiße, Cathy, du hast vielleicht Nerven!«, explodierte er. »Ich hab heute einen Mann für dich umbringen lassen, damit du sicherer leben kannst, und jetzt kommst du mir so? Scheiße, ich glaub das einfach nicht!«
Cathy erkannte, dass er verunsichert war, und fast hätte sie ihn bedauert. Er vermochte nicht zu erkennen, was er getan hatte. So war es immer schon gewesen. Eamonn sah niemals ein, dass er einen Fehler gemacht hatte, schon damals nicht, als er den Jungen erschossen hatte. Außer einem hilfreichen Alibi hatte ihn nichts interessiert.
»Weißt du noch, Eamonn, wie dein Dad meine Mom verlassen hatte wegen der kleinen Witwe? Wir waren Weihnachten bei den beiden ohne dich, und als wir nach Hause kamen, da hattest du das ganze Huhn verspeist. Bis auf die Knochen hattest du alles abgenagt.«
Eamonn zuckte die Achseln. »Na und?«
Cathy sah ihm in die Augen, gequält, aber auch resigniert. »So warst du und so bleibst du. Du hast dir genommen, was du wolltest, und dich einen Dreck um mich geschert, meine Mom oder sonst wen. Du änderst dich nie. Erzähl mir nichts von Anliegen und Zielen und von Armeen, das interessiert mich nicht. Wenn du dich mit denen eingelassen hast, dann geht es dir nur um deinen persönlichen Vorteil und um nichts sonst.«
Staunend betrachtete Desrae die beiden Kampfhähne.
»Da liegst du sogar richtig. Ich mach kein Geschrei wegen einer guten Sache, aber ich verdien einen gehörigen Batzen damit, und so wird es bleiben. Ich erzähl dir auch nicht, wie du deinen Lebensunterhalt bestreiten sollst, und deswegen versuch ja nicht nochmal, mir etwas vorzuschreiben, Lady. Meine Frau sagt mir auch nicht, was ich zu tun habe. Keine Frau wird das je tun, wenn’s auch ein paar schon versucht haben …« In dem Moment ging ihm erst auf, was er gerade gesagt hatte.
Nach einer Schrecksekunde sagte Cathy leise und beherrscht: »Du hast also eine Ehefrau. Kämpft die auch in der IRA? Bist du ihretwegen mit der Sache verbunden?«
Eamonn schüttelte den Kopf. »Hör zu, Cathy, Liebling. All das ist bestimmt ein Schock für dich, aber wenigstens sage ich dir die Wahrheit …«
Sie lachte bitter. »Sei bloß still! Du wolltest mir doch gar nichts von deiner Mrs. Docherty erzählen. Gibt’s vielleicht auch schon ein paar kleine Dochertys?«
Er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und seufzte. »Drei. Alles Jungs. Jack und die Zwillinge Declan und Michael. Ich hab dir nichts gesagt, weil ich nicht alles verderben wollte. Und ich konnte mich damals nicht mit dir in Verbindung setzen, als ich so schnell wegmusste …«
Cathys Augen waren nur noch schmale Schlitze, als sie sagte: »Ach ja, als du die arme Caroline ermordet hattest. Die wollen wir doch nicht vergessen, oder?«
»Wie sollte ich sie je vergessen? Ich muss leben mit dem, was ich getan habe. Jeden Tag sehe ich sie vor mir …«
Cathy stieß ihm heftig gegen die Brust. »Das hat dich aber nicht davon abgehalten rumzuvögeln, oder? Drei Kinder, eine Ehefrau, und dumme kleine Hühner wie ich nebenbei … Du bist und bleibst ein verlogener Dreckskerl. Verschwinde, hau ab zu deiner IRA, und lass mich zufrieden!«
»Du willst also nichts von Tommy hören? Von mir und Tommy?«
Sie sah ihn fragend an. »Was ist mit Tommy? Was meinst du? Er würde sich niemals mit Typen wie dir einlassen. Er ist anständig und gutherzig wie sein Vater. Ein Ganove, mag sein, aber bestimmt kein Mörder. Kein fanatischer irischer Wirrkopf, sondern halber Italiener, verdammt …«
Eamonn grinste wieder, und Cathy hätte ihm am liebsten die perfekten Zähne eingeschlagen. »Trotzdem war er sehr interessiert an dem, was wir zu sagen hatten.«
»Was soll er denn für euch tun?«
»Das geht dich nichts an … Sagen
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