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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Drohungen fielen Eamonn und Tommy allmählich auf die Nerven.
    Schließlich reichte es Eamonn. Mit einem Kantholz, das auf dem Boden lag, versetzte er Terence einen Schlag auf den Kopf. »Halt endlich deine verdammte Schnauze!«
    Terence starrte ihn hasserfüllt an, und Eamonn wusste, dass dieser Mann sterben musste, denn sonst würde er sich niemals mehr seines Lebens sicher sein können.
    Mit Michael Duffy hatten sie leichteres Spiel gehabt als erwartet. Jetzt lag er gefesselt auf dem schmutzigen Boden, stumm, aber hellhörig. Er würde versuchen, sich aus seiner prekären Lage herauszureden, das wusste Eamonn, und dafür achtete er den Mann. Aber es bestand auch für Duffy keine Chance, das Lagerhaus lebend zu verlassen. Nicht die geringste verdammte Chance.
    Das Schicksal dieser Männer sollte allen, die für O’Hare gearbeitet hatten, abschreckende Warnung sein. Ihr Tod würde unmissverständlich aufzeigen, was mit Leuten geschah, die meinten, sie könnten die Iren hintergehen.
    Erst als Tommy und Eamonn sie mit Benzin übergossen, wurde den beiden Gefangenen die Ungeheuerlichkeit ihrer Lage schlagartig bewusst. Der Gestank war furchtbar, und die Männer hatten höllische Angst. Tommy spürte Mitgefühl aufkommen, denn sie würden auf schreckliche Weise krepieren. Aber beide hatten es nicht anders gewollt, und er sah ein, dass eine große Organisation nur zu führen war, wenn unbedingte Disziplin herrschte. Die Leute mussten wissen, dass sie nicht aus der Reihe tanzen durften, dass sie alle Befehle auszuführen und widerspruchslos zu gehorchen hatten. Dass sie vertrauenswürdig und hundertprozentig verlässlich sein mussten.
    Wenn einige auf den Gedanken kommen, dass sie sich über die Regeln stellen und sich an dem vergreifen können, was dir gehört, musst du ein Exempel statuieren. In diesem Fall war das Exempel ganz besonders grausam, aber Tommy wusste, dass es seinen Zweck erfüllen würde.

    Die beiden härtesten Männer Liverpools wurden im Dienst der gemeinsamen Sache lebendig verbrannt. Wenn sich diese Nachricht auf der Straße verbreitete, und zwar zusammen mit der Information, dass man in South East verstreut die Einzelteile von O’Hare gefunden hatte, würde nur ein Wahnsinniger je wieder versuchen, aus der Reihe zu tanzen.
    Die Iren konnten jetzt einen neuen Statthalter einsetzen und aus der Ferne herrschen. Nicht nur Eamonn und seine Freunde hatten jetzt Ruhe, sondern auch die Fußsoldaten ihres Imperiums. Sie brauchten die Gewissheit, dass alles unter Kontrolle war, und mussten ihre Grenzen kennen.
    Im Grunde war es nichts als kluge Geschäftspolitik.
    Eamonn sah auf die Uhr. Fünf ihrer Männer sollten der Exekution als Zeugen beiwohnen. Das diente der Disziplin und stellte sicher, dass die Vollstreckung der Todesstrafe zum Gesprächsthema der Männer wurde.
    Wie erwartet hatten sich die fünf Zeugen anderthalb Stunden später versammelt, und ihre Whiskeygläser waren randvoll. Dreißig Minuten zuvor hatte Eamonn den beiden Todeskandidaten starke Dosen Demerol injiziert, so dass sie glückselig berauscht waren, als er kurz entschlossen die brennenden Zündhölzer auf sie fallen ließ.
    Vom Scotch gestärkt betrachteten Eamonn und Tommy ungerührt das Spektakel, das sich ihnen bot. Den fünf Zeugen erging es anders. Sie sahen etwas, das sie niemals vergessen sollten, und soweit es Eamonn Docherty betraf, war genau das die gewünschte Wirkung.
    Als das grausame Schauspiel vorüber war, wandte sich Eamonn, der mit großem Vergnügen immer wieder Benzin in die Flammen gegossen hatte, an die Zeugen und an Tommy. Leise, aber mit aller Bestimmtheit sagte er: »Lasst es euch eine Lehre sein. Das geschieht mit allen, die mich oder meine Leute bescheißen wollen. Ich werde sie, wenn nötig, jagen bis ans Ende der Welt und meinen Spaß dabei haben. In Zukunft seid ihr mir
oder meinem designierten Mittelsmann unterstellt. Ihr haltet den Mund und zügelt euren Ehrgeiz. Ich werde euch alles verschaffen, was ihr euch wünscht, aber ich werde nicht dulden, dass einer von euch eigene Wege geht. Habe ich mich klar ausgedrückt?«
    Alle nickten, einschließlich Tommy.
    Eine Stunde später befanden sich Eamonn und er auf dem Weg ins Hotel. Nach London wollten sie erst am kommenden Morgen zurückfahren. Im Wagen sagte Tommy: »Wie du das so seelenruhig tun konntest, fass ich einfach nicht.«
    Eamonn zuckte die Achseln. »Es musste sein. Hier steht eine Menge auf dem Spiel. Das musst du verstehen, oder du taugst

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