Die Aufsteigerin
auch bei Brian melden, denn der macht sich Sorgen um dich.«
Peter lächelte wehmütig. »Ich hab Sehnsucht nach ihm, aber ich warte erstmal ab, wie es weitergeht. Ich möchte weder mit Terry noch mit Eddie etwas zu tun haben. Die sind gefährlich. Die ganze Familie ist irre.«
Richard lachte dröhnend. »Das kannst du laut sagen! Die Mutter hat kaum mehr ‘ne Tasse im Schrank, und die Schwester ist voll gestört.«
Auf dem Rückweg nach London besprachen Cathy und Richard die seltsame Wendung der Ereignisse.
»Wenn es nur um einen Familienzwist geht, brauchen wir uns weiter keine Gedanken zu machen, seit Casper nicht mehr da ist«, sagte Cathy.
Richard nickte. »Ich muss nach den Hintergründen suchen, aber was dich betrifft, ist wohl alles klar. Wenn Casper die Ware vernichtet hat, bist du aus dem Schneider.«
Desrae wartete in Cathys Wohnung, als sie eintrafen. Sein Make-up wer verschmiert, sein Gesicht angstverzerrt. Kaum waren sie zur Tür hereingekommen, fing er unkontrolliert zu schluchzen an.
Er warf sich in Cathys Arme und jammerte: »Er war hier! Dieser Terry Campbell … er war hier. Sie haben Kitty aus der Schule abgeholt, Cathy! Sie haben sie mitgenommen!«
Cathy und Richard sahen, dass er ein blaues Auge hatte und Quetschungen um seine Wangenknochen.
»Ganz ruhig, Frau«, befahl Richard. »Sag mir, was geschehen ist.«
Cathy geriet in Panik. »Was soll das heißen, sie haben Kitty abgeholt? Wie soll ihnen das gelungen sein, um Gottes willen?«
»Eine Frau hat sie offenbar von der Schule abgeholt. Ich hab angerufen wie jeden Mittwoch, und man sagte mir, Kitty sei nicht da. Dann hab ich die Rektorin verlangt, und die sagte, eine Frau ist aufgetaucht und hat gesagt, du bist krank und Kitty würde zu Hause gebraucht. Kitty kannte die Frau, und daher dachten sie, alles wär okay. Kitty wollte so schnell wie möglich zu dir.«
Cathy sank stöhnend auf die Couch.
»Dann tauchte er bei mir auf«, fuhr Desrae fort. »Hat mich geschlagen und angeschrien, dass niemand es wagen soll, in sein Haus zu kommen, dass niemand es wagen soll, seine Familie zu belästigen. Und dass du dafür bezahlen wirst. Ich wusste zuerst gar nicht, was für einen Scheiß er quatscht, denn ich dachte, es ginge um Casper. Und dann hat er mir aufgetragen, dir zu sagen,
dass er deine Tochter hat und du sie nie wiedersehen würdest, es sei denn, du zahlst seinen Preis. Das waren seine Worte. Es sei denn, du zahlst seinen Preis.«
»Du meinst, er verlangt Lösegeld?«, fragte Cathy mit zitternder Stimme.
Richard schüttelte den Kopf. »Nein, Kleines, es bedeutet, er wird ihr eine Lektion erteilen, und dann bekommst du sie zurück. Er will kein Geld, sondern sein Gesicht wahren. Respekt. Er will dir ebenfalls eine Lektion erteilen.«
Cathy starrte ihn entgeistert an. Dann ging ihr langsam auf, was seine Worte bedeuteten, und sie schüttelte den Kopf. Ihr Gesicht verzog sich zu einer aschfahlen und hasserfüllten Grimasse, und sie schrie: »Er soll ja mein Baby nicht anfassen! Ich bringe ihn um, wenn er mein Baby auch nur berührt …«
Dann verlor sie die Beherrschung.
Die beiden anderen versuchten, sie gegen ihren verzweifelten Widerstand auf der Couch festzuhalten, denn sie wollte aus der Wohnung rennen und auf eigene Faust nach ihrem Kind suchen.
Kitty bedeutete ihr alles. Der einzige Lichtblick ihres Lebens war die Liebe zu ihrer Tochter. Sie war immer stolz darauf gewesen, wie gut sie sie erzogen und behütet hatte. Ins Internat hatte sie sie gegeben, damit ihr nichts passierte. Und jetzt war jemand gekommen und hatte sie kaltblütig entführen lassen. Dieser Mann war ein perverser Psychopath. Ein Mann, der seiner eigenen Schwester gegen ihren Willen zwei Kinder gemacht hatte. Der mit seinem Namen in ganz London Angst und Schrecken verbreitete, weil er völlig unberechenbar war, amoralisch und gemeingefährlich.
Dieser Mann hatte Cathys Kind in seiner Gewalt, ihre über alles geliebte Tochter.
Alles verschwamm in rotem Nebel, und irgendwann hörte sie einen gellenden Klageschrei. Es dauerte eine Ewigkeit, bis ihr bewusst wurde, dass sie es war, die schrie.
Kapitel dreiundvierzig
Desrae hatte Cathy drei Valium gegeben, damit sie sich beruhigte. Jetzt saß sie apathisch im Wohnzimmer und starrte gegen die Wand.
Richard war schrecklich besorgt. Er hatte noch nie erlebt, dass sich eine Frau so veränderte. Es war, als hätte jemand die echte Cathy durch einen Schatten ihrer selbst ersetzt. Ihr Gesicht war
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