Die Aufsteigerin
ungläubig und eingeschüchtert an.
»Was wollen Sie überhaupt?«, fragte der Computerexperte.
»Ich will wissen, wo Terry Campbells kleine Abendveranstaltung heute stattfindet. Ich hab läuten hören, dass er zu einer seiner Privatpartys einlädt. Na ja, privat müssen sie ja wohl sein, diese Partys, oder? Ich nehme an, zu so einem Freizeitspaß nimmt man ja nicht gerade die Schwester oder die Mutter mit.«
Der Fußballer, ein fünfundzwanzigjähriger Franzose, wirkte tatsächlich verlegen, und Richard wusste instinktiv, dass er seinen Mann gefunden hatte.
Er sah Richard an und sagte leise: »Niemand kennt den Ort bis eine Stunde vor Beginn. So war es bis jetzt immer.«
»Okay«, verkündete Richard, »wir werden gemeinsam hier sitzen bleiben, ein wenig plauschen, den einen oder anderen Scotch trinken und warten, bis der Ort der Party feststeht. Und dann komm ich mit euch mit und verderbe allen den Spaß.« Er rieb sich die Hände. »Wird mir ein großes Vergnügen sein!«
Kitty hatte schreckliche Angst. In der Schule hatte sie beim Anblick von Michaela zuerst angenommen, dass ihrer Mutter etwas passiert war. Aber dann hatte Michaela sie beruhigt und gesagt, dass Desrae eine Party feierte und sich Kitty als Gast wünschte.
Erst als sie in London in ein fremdes Haus gebracht wurde, ahnte Kitty, dass etwas nicht stimmte. Das erste Zusammentreffen mit Terry Campbell war furchtbar gewesen. Er hatte sie lange angesehen und ihr dann befohlen, die Arme über dem Kopf
zu verschränken und sich langsam umzudrehen. Währenddessen hatte er sie prüfend gemustert.
Michaela war nirgends mehr zu sehen. Als Kitty zur Eingangstür gehen wollte, packte der Mann sie grob am Arm und stieß sie so heftig auf einen Stuhl, dass sie sich die Wirbelsäule stauchte. Sie war sich jetzt sicher, dass ihr Gefahr drohte, aber sie hatte nicht die geringste Ahnung, worauf alles hinauslaufen sollte. Was konnte der Mann nur von ihr wollen?
Dann legte er ein Video ein und befahl ihr hinzuschauen. Erst nachdem sie das Video betrachtet hatte, wurde ihr klar, was sie befürchten musste.
Trevale genoss jede Sekunde ihrer Qualen.
Dies würde seine Rache sein.
Wenn die Mutter dieser kleinen Schlampe glaubte, sein Heim schänden zu können, dann würde er ihr Fleisch und Blut schänden. Und wenn er mit der Tochter fertig war, dann würde er sich obendrein die Mutter vornehmen.
Er würde sie zwingen, sich das Video anzusehen, das zeigte, wie ihre Tochter zur Frau gemacht wurde.
Eddie Durrant war imponierend groß und sah gut aus. Er besaß die dunklen mandelförmigen Augen seines Vaters und makellos kaffeebraune Haut. Er war ein gewalttätiger Gangster und hasste seinen Halbbruder Trevale wie die Pest. Eddies Mutter war eine junge weiße Frau aus dem East End gewesen. Sie hieß Renee und hatte ihn mit sechzehn bekommen, und sein Vater hatte sie beide verlassen. Auf seinen Sohn hatte er jedoch immer ein Auge behalten.
Wie Trevale war auch Eddie seines Vaters Sohn.
Der hatte seine Söhne getrimmt, hart zu sein, tough zu sein, immer der Beste zu sein. Schon als Kinder hatte er sie gezwungen, gewalttätig zu werden und gegeneinander zu kämpfen. Den Sieger hatte er anschließend zum Lieblingssohn des Tages gemacht.
Eddie konnte nie verwinden, dass sein Vater seine Mutter verlassen hatte, um mit Trevales Mutter zusammenzuleben.
Als Erwachsener wies er dieselben Verhaltensmuster auf wie sein Halbbruder. Beide hielten Menschlichkeit für Charakterschwäche und respektierten nichts als Willensstärke und Körperkraft. Beide benutzten und missbrauchten alle und jeden. Beide betrachteten Geld als das einzige Gut und erachteten sexuelle Gewalt als ihr Recht. Als Eddie herausgefunden hatte, dass sein Bruder mit Sexfilmen ein kleines Vermögen verdiente, war er ins selbe Business eingestiegen, um ein Stück vom Kuchen abzubekommen. Er hatte es nicht getan, weil er Geld brauchte oder einen neuen Geschäftszweig suchte, sondern einzig und allein, um Trevale eins auszuwischen. Dabei hatte sich Michaela erwartungsgemäß als Trumpfkarte erwiesen.
Als er von der jüngsten Entwicklung hörte, reagierte Eddie einerseits verärgert, aber andererseits auch hocherfreut.
»Du willst mir erzählen, dass mein Bruder die Tochter von Cathy Pasquale in seiner Gewalt hat und sie heute Abend bei einer seiner Partys benutzen will?«
Michaela nickte. Ihm war mulmig. Erst dieser Besuch bei Eddie machte ihm richtig bewusst, dass er ein doppeltes Spiel trieb, und
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