Die Aufsteigerin
gespenstisch fahl und schien nur noch aus weit aufgerissenen Augen zu bestehen, deren Blick ins Leere ging. Sogar ihr Haar schien alle Lebenskraft verloren zu haben, so strähnig schlaff hing es ihr über die Schultern.
»Ich bringe ihn um. Ich schwöre bei Gott, dass ich ihn umbringe, wenn er meinem Baby ein Haar krümmt.« Ihre Stimme klang leblos und monoton.
Richard drückte sie einen Moment fest an sich. »Wir werden sie finden, keine Sorge. Ich muss jetzt erstmal sehen, dass ich mehr herausbekomme. Okay? Ich suche Durrant und bitte ihn um Hilfe. Mach dir vorerst keine Sorgen. Campbell wird Kitty nicht wirklich etwas antun. Er spielt sich nur auf, will dich ängstigen und einschüchtern. Er würde nie wagen, sie anzufassen. Glaub mir, Cathy. Ich weiß, wovon ich rede.«
Das war eine reine Lüge, aber er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
Während er diese Worte aussprach, konnte Kitty das Vergewaltigungsopfer einer ganzen Bande geworden sein. Oder es konnte sogar Schlimmeres geschehen sein.
Er war erleichtert, als Susan P. in Begleitung ihres Beschützers
Tulson ins Zimmer kam. Der war massig, groß und schweigsam - nach Susan P.s Geschmack der perfekte Mann. Er bewachte sie, behielt seine Meinung für sich und kassierte seinen Lohn ohne Kommentar.
Cathy warf sich in die Arme ihrer Freundin und fing wieder zu weinen an. Die Angst um ihr Kind raubte ihr den Verstand. »Wir müssen sie finden, Susan! Bevor er ihr etwas Schlimmes antut. Bevor er sie schändet. Kitty ist doch noch ein Kind, gerade vierzehn. Ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ihr etwas zustößt.«
Susan tätschelte sie, flüsterte ihr liebevolle Worte zu, versicherte ihr, dass alles gut ausgehen würde. Als Richard schließlich gegangen war, brachte sie Cathy dazu, sich hinzusetzen, sah ihr in die Augen und sagte energisch: »Reiß dich jetzt zusammen, Cathy. Es hilft doch nichts. Du musst stark sein, stärker als je zuvor. Kitty braucht dich, und wir brauchen dich. Wir werden sie finden. Okay?«
Cathy nickte, und langsam kam sie wieder zur Vernunft. Susan P.s besonnene Art zeigte Wirkung.
»Wenn du durchdrehst, dann fehlt uns jemand in unserer Truppe, verstehst du?« Susan P. öffnete ihre Handtasche, holte eine kleine Phiole mit weißem Pulver hervor und legte ein paar Linien auf der Glasplatte des Couchtisches aus. »Schnief den Koks. Ich weiß, du rührst das Zeug normalerweise nicht an, aber es bringt dich nach vorne, und heute Abend kannst du eine Extraportion Power gebrauchen.«
Cathy nahm den kleinen Strohhalm und zog sich das Kokain hastig in die Nase.
»Also, ich stehe mit allen unseren Kontaktleuten in Verbindung, und ich kann dir garantieren, dass wir eine Spur haben, bevor die Nacht vorüber ist. Wir brauchen nur einen kleinen Hinweis darauf, wohin er sie wahrscheinlich bringt. Sobald wir den kriegen, sind wir auch schon unterwegs.«
Dass sie Cathy etwas vormachte, wusste Susan sehr wohl. Ihr
war nämlich klar, dass sie nur dann überhaupt eine Chance hatten, das Mädchen zu finden, wenn jemand ihnen genau sagen konnte, wohin sie verschleppt worden war.
In Anbetracht der Tatsache, dass Campbell sein infames Spiel so viele Jahre lang hatte treiben können, ohne sich zumindest eine Geldstrafe wegen Zuhälterei einzuhandeln, war die Hoffnung, er würde diesmal einen Fehler begehen, gewiss trügerisch. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt, wie es so schön hieß, und Susan P. wusste, dass sie Cathy in ihrer Zuversicht bestärken musste.
Michaela saß bei Campbell im Wagen. Terry zahlte ihm die Belohnung aus, deren Höhe im Voraus vereinbart worden war. Michaela zählte nicht nach, denn er wusste, dass es stimmte, und ließ die zweitausend Pfund in seine Handtasche gleiten. »Du wirst ihr doch nicht wehtun, Terry? Sie ist ein gutes Kind, und ich wollte dir nur einen Gefallen tun.«
Terry lachte höhnisch. »Was ich mit ihr mache, ist allein meine Sache, verstanden? Ich hab meinen Teil der Abmachung erfüllt und du deinen. Das Mädchen gehört jetzt mir, und du hältst dich raus. Wenn du mir in die Quere kommst, reiß ich dir den Kopf ab, mitsamt Perücke und allem. Kapiert?«
Doch Michaela gab sich noch nicht zufrieden. »Ich hab sie unter der Voraussetzung geliefert, dass du ihr nichts tust. Hör mir zu, Terry - ihre Mutter wird Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie zu finden, und Richard Gates und Susan P. werden ihr helfen. Du hast versprochen, dass du sie nur als Druckmittel einsetzen willst
Weitere Kostenlose Bücher