Die Aufsteigerin
abgeholt und dem Mann ausgeliefert hatte, der ihr auf ruchlose Weise die Unschuld rauben wollte.
Als Cathy auf Michaela zustürzte und ihm an die Gurgel ging, rührte niemand auch nur den kleinen Finger.
Cathy riss dem schlanken jungen Mann die Perücke vom Kopf und trommelte mit den Fäusten auf ihn ein, bis er zu Boden ging. Dann trat sie rasend vor Wut zu und wollte gar nicht von ihm ablassen. Schließlich packte sie sein schmales Gesicht, quetschte es zusammen und sah ihm in die Augen.
»Dafür wirst du sterben, du mieser Hund. Ich werde zusehen, wie du vor Schmerzen um Gnade flehst, und dir in deine Fratze lachen. Wenn ich mit dir fertig bin und du denkst, es ist vorüber, dann warte nur, bis die Mädels dich in die Finger kriegen.«
Als Michaela sich schluchzend herausreden wollte, sagte Eddie Durrant: »Vergiss es, Mickey.« Dann berichtete er Cathy und den anderen haarklein, was Michaela getan hatte. Und mit jedem seiner Worte sah Mickey seine Überlebenschancen weiter schwinden.
Im Club stieg langsam die Stimmung, und Red, eine irische Transe mit einem Lachen wie Danny La Rue und Klamotten wie Carmen Miranda, schmetterte gerade seine Eröffnungsnummer mit irisch-mexikanischem Akzent: »I, I, I, I, I love you very much.« Das kam wie immer mörderisch gut an.
Susan P. hörte mit einem Ohr hin und sagte: »Wo ist das Mädchen? Weißt du es?«
Eddie nickte vielsagend. »Aber ich will etwas dafür.«
Desrae fuhr ihn an. »Spuck’s aus, Nigger, wir haben nicht den ganzen Scheißabend Zeit.«
Eddie sah ihn an und lächelte überheblich. »Ich lass mich von niemandem Nigger schimpfen, und wenn ihr glaubt, dass ich auf Geld aus bin, irrt ihr euch. Mir geht es darum, dass meinem Bruder die Kraft ausgeht, noch länger Luft zu holen - wenn ihr mir folgen könnt.«
Cathy nickte. »Keine Sorge, denn wenn ich ihn zu fassen bekomme, hat er ohnehin seinen letzten Atemzug getan.«
Damit gab sich Eddie anscheinend zufrieden. »Das Haus befindet sich ganz in der Nähe der Kensington High Street«, verriet er. »Es ist das Haus meiner Halbschwester, aber die ist nicht da. Er hat sie heute mit den Kindern ausquartiert. Ich nehme an, kurz bevor die Party steigt, wird er Ihre Tochter dorthin schaffen.«
Er sah auf seine Uhr. »Es ist erst kurz nach halb zehn, und die Partys gehen gewöhnlich erst um elf, halb zwölf los. Die Helden trinken sich meistens vorher Mut an. Wir haben also Zeit genug, sie zu erwischen.«
»Und auf Trevale treffen wir dort auch, oder?«, fragte Cathy im Flüsterton.
»Natürlich.«
Alle machten sich zum Abmarsch bereit. Michaela lag noch auf dem Boden, blutend und völlig verängstigt. Cathy sah auf ihn hinunter. »Dich nehm ich mir später vor, Mickey.«
»Ich pass auf ihn auf«, versprach Eddie. »Sie machen sich auf den Weg, und hinterher berichten Sie mir.«
Cathy nickte düster. »Worauf Sie sich verlassen können, Mr. Durrant.«
Der große dunkelhäutige Mann grinste und breitete die Arme wie zu einem Willkommensgruß aus. »Bitte, nennen Sie mich Eddie. Das tun alle meine Freunde.«
Niemand antwortete, in aller Eile verließen sie das Büro. Eddie warf Michaela einen herausfordernden Blick zu. »Die Bar hier ist doch bestens bestückt, hättest du vielleicht Interesse an einem Drink?«
Michaela sah hinauf zu dem Mann, mit dem er unzählige Male geschlafen hatte, und sagte mit schwerer Zunge: »Du Bastard!«
»Na klar! Das weiß jeder, dass mein Papi meine Mami nie geheiratet hat«, sagte Eddie leutselig. »Ist die Wurzel aller meiner Probleme!«
Er schenkte sich einen doppelten Remy Martin ein und genoss dessen Geschmack in der Vorfreude auf die Nachricht vom Tod seines Halbbruders.
Kapitel vierundvierzig
Johnny Cartwright wurde Zeuge, wie Terry Campbell das Mädchen in den Raum schleifte. Die Kleine war völlig verängstigt und bestimmt schon mit Hilfe von Drogen willenlos gemacht worden. Man hatte ihr die Hände hinter dem Rücken zusammengebunden, und sie tat ihm furchtbar leid, denn er wusste, dass man sie heute Abend zusammen mit ihm den Partygästen zur Befriedigung ihrer abartigen Gelüste preisgeben würde. Mit ihrem langen dunklen Haar und den riesigen blauen Augen sah sie hinreißend aus, und er war überzeugt, dass sie die Aufmerksamkeit vieler geiler Gäste auf sich lenken würde.
Er befand sich schon seit Stunden in diesem Raum und hatte sich allmählich damit abgefunden, was ihm angetan werden sollte. Er verkaufte seinen Körper schon seit so langer
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