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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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abrupt verharren.
    »Scheiße, seid endlich leise, ihr zwei. Ich brauch meinen verschissenen Schlaf.«

    Eamonn nahm sie in die Arme und hielt sie fest. Er redete besänftigend und liebevoll auf sie ein, flüsterte in ihr Haar, streichelte ihr Gesicht, bemüht, sie zu beruhigen. Bemüht zu verstehen, was ihr geschehen war und was in ihn gefahren sein mochte.
    So wie sie weinte, wurde ihm klar, dass er ihr etwas genommen hatte, das ganz allein ihr gehört hatte. Das begriff er plötzlich, auch mit benebeltem Kopf. Und er wusste auch, dass sie es ihm nie wirklich verzeihen würde.
    Schließlich hob er sie hoch, trug sie ins Schlafzimmer und legte sie sanft aufs Bett.
    »Cathy, bitte hör auf zu weinen, Liebling. Es tut mir doch leid, mein Liebes, okay? Es tut mir echt leid. Ich weiß nicht, wie das geschehen konnte. Ich hatte solch einen tollen Tag …« Er brabbelte nur noch vor sich hin und merkte es selbst. »Ich hab heute einen Job gekriegt, Cathy, guck mal hier.«
    Er zog den Rest des Geldes, das Dixon ihm gegeben hatte, aus der Tasche und legte es aufs Bett. »Kannst du haben. Sieh mal, Cathy, das sind noch über fünfzig Pfund. Nimm es, Cathy, kauf dir davon was Schönes …«
    Von Schluchzern heftig geschüttelt, stieß sie das Geld vom Bett. »Geh, Eamonn. Bitte, geh weg. Lass mich allein.«
    Ihre Augen waren rot und geschwollen, ihre Haut war fleckig, sogar ihr Haar sah leblos aus. Die Lippen, ebenfalls angeschwollen und von seinen Küssen verletzt, entstellten ihr Gesicht. Zum ersten Mal sah sie hässlich aus, und er wusste, dass es seine Schuld war. Er hatte seine kleine Cathy innerlich wie äußerlich beschmutzt.
    »Ich will einfach nur allein sein. Bitte, lass mich allein.«
    Er schloss seinen Hosengürtel und hob das Geld vom Fußboden auf. Er wischte sich mit dem Handrücken übers Gesicht und entdeckte Blut. Einen Moment lang war er verwirrt, aber als er an den Spiegel trat, sah er vier lange rote Schrammen und fluchte.

    »Scheiße, Cathy, wir kennen uns doch lange genug, oder? Ich hab gesagt, es tut mir leid, Mädchen. Was willst du denn noch?« Er wusste sehr wohl, dass es eine angeberische Pose war, wusste, dass es ihm nur darum ging, sein Verhalten sich selbst gegenüber zu rechtfertigen und natürlich auch ihr gegenüber. Trotzdem fuhr er im selben anmaßenden Ton fort: »Nächstes Mal wird es besser werden. Dann weißt du, was dich erwartet. Beim ersten Mal ist es für euch Puppen eben immer hart, aber du wirst dich schon daran gewöhnen …«
    Dann flüsterte er nur noch: »Bitte, Cathy. Bitte …«
    Er konnte sich nicht mehr länger verstellen. Er hatte etwas Unverzeihliches getan. Er hatte Cathy wehgetan. Aber sie musste ihm verzeihen, unbedingt, oder sein Triumph bedeutete nichts. Ohne sie war er wieder nur das geprügelte und vernachlässigte Kind.
    »Ich weiß nicht, was ich tun soll, Cathy. Bitte, Liebling, sag mir, was ich machen soll.« An ihrem Bett kniend fing er zu weinen an. Er presste das Gesicht in die Decke, und seine Tränen tropften auf die muffige Matratze.
    Nach einer Ewigkeit legte sie ihm die Hand auf den Kopf. Er sah hinauf in ihr kreidebleiches Gesicht und hörte sie zu seiner Verblüffung sagen: »Hör auf zu weinen, Eamonn. Geh einfach nach Hause.«
    Sie hatte ihn berührt. Der erste Schritt zur Versöhnung, wie sie beide wussten. Nachdem er den Arm um ihre Taille geschlungen hatte, um sie fest an sich zu drücken, lag er still neben ihr und weinte wie sie. Und als sie ihn dann mit beiden Armen an sich zog und genauso fest an sich presste, übermannte ihn plötzlich immense Erleichterung.
    Nachdem die Tränen verebbt waren, blieben sie eng umschlungen liegen, und die Stille des Zimmers durchbrachen nur ihrer beider Herzschlag und ihr leises Atmen. Als die Schatten an den Wänden dunkel wurden, lagen sie noch immer beieinander.

    Sie hatten an jenem Abend eine Grenze überschritten, und das hatte sie nur noch fester zusammengeschmiedet. Zwei Kinder aus zerrütteten Verhältnissen, die sehr wohl wussten, dass sie nichts und niemanden je gehabt hatten außer einander.
    Cathy würde ihm letztlich alles vergeben. Das wusste Eamonn jetzt. Und als er sie hielt, spürte er die Erregung eines Mannes, der einen anderen Menschen ganz und gar besitzt.
    So wie Dixon ihn besaß, besaß er Cathy. Mit Haut und Haaren.

Kapitel sechs
    »Ist auch alles in Ordnung mit dir, Kleines?«
    Madges Stimme klang tief und heiser von zu vielen Zigaretten und zu viel Alkohol, als sie Stunden später

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