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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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ins Zimmer ihrer Tochter trat.
    Cathy nickte, schloss die Augen gegen das grelle Licht und hörte die laute Radiomusik aus dem Vorderzimmer. Sie hörte auch eine Männerstimme und seufzte: »Mom, dein Freier wartet. Mir geht’s gut. Wirklich.«
    Madge sah forschend in das verkniffene bleiche Gesicht ihrer Tochter und sagte freundlich: »Hast du deine Tage, Liebes?«
    Cathy schüttelte den Kopf. »Ich hab Bauchschmerzen, Mom, sonst nichts. Mir geht’s gut.«
    Madge wandte den Blick nicht ab, sondern kniff die Augen zusammen und sagte: »Du hast es doch nicht etwa mit Eamonn getrieben, oder?«
    Cathy kam hoch und schrie sie an: »Nein, hab ich verdammt nochmal nicht! Und wenn ich’s hätte, wärst du die Letzte, die was zu meckern hätte. Ich mein, sei mal ehrlich, Mom. Ist doch ein Wunder, dass ich nicht mit dir zusammen auf’n Strich geh. Das denken sowieso ‘ne Menge Leute.«
    Ihr Gefühlsausbruch flaute so schnell ab, wie er aufgeflammt war, und Cathy legte sich wieder hin. Erschöpft sagte sie: »Bitte, lass mich allein, Mom. Ich fühl mich verdammt angeschlagen. Wahrscheinlich hab ich mir was eingefangen.«
    Madge stand auf und sagte bissig: »Solange es kein Bündel Arme und Beine ist.«

    »Ach, verpiss dich, Mutter. Manchmal gehst du mir echt auf die Nerven.«
    Cathys Reaktion war so heftig, dass Madge erschrak.
    »Nicht in diesem Ton, junge Dame! Kannst ja halten von mir, was du willst, aber ich bleib immer noch deine Mutter.«
    Cathy unterbrach sie höhnisch: »Schade, dass du daran nicht denkst, wenn du von deinen Touren den halben Hafen mit nach Hause abschleppst.«
    Die schallende Ohrfeige erschreckte Mutter wie Tochter. Das Mädchen weinte und schien nie wieder aufhören zu wollen. Die Tränen liefen ihr übers Gesicht und tropften ungehindert aufs Laken. Als sie auf ihre Tochter hinabsah, wurde Madge auf einmal von bisher nicht gekannten Gefühlen überwältigt. Nachdem sie sie als Kind nie verstanden hatte, war die Tochter jetzt, da sie zur Frau heranwuchs, fast wie eine Schwester, eine Freundin, und sie bedauerte es sehr, dass sie so oft miteinander im Clinch lagen.
    »Tut mir leid, Baby, mir ist die verdammte Hand doch nur ausgerutscht.«
    Unsanft zog sie ihre Tochter an sich. Die beiden lagen sich in den Armen und weinten. Ausnahmsweise einmal mütterlich streichelte Madge den schmalen Rücken des Mädchens und flüsterte tröstende Worte. »Es tut mir so leid, Cathy. Es tut mir ja so leid, mein Kleines.«
    Cathy genoss es, in den Armen ihrer Mutter zu liegen. »Ich liebe dich doch auch, Mom. Tut mir leid, dass ich so ein Miesepeter war.«
    Madge lächelte trotz der Tränen. »Miesepeter« war Cathys Wort aus frühester Kinderzeit, als sie noch ein Winzling gewesen war, nichts als Streichholzbeine und riesige blaue Augen.
    »Du bist kein Miesepeter, Liebling. Es stimmt ja, was du gesagt hast: Ich bin eine dumme alte Kuh. Das hat Gott nun mal für mich vorgesehen - aber ich liebe dich, Cathy. Auf meine ganz besondere Weise liebe ich dich über alles.«

    In dem Moment wurde die Tür aufgestoßen, und Ron kam ins Zimmer. »Was findet denn hier statt, hä? Weiberverschwörung, oder was? Schieb deinen fetten Arsch wieder nach vorn ins Zimmer, Mädchen. Ich fühl mich sonst so einsam und allein.«
    Madge protestierte lauthals. »Verpiss dich, Ron. Siehst du nicht, dass die Kleine unglücklich ist?«
    »Was ist denn mit ihr?« Er streckte Cathy das Gesicht entgegen und schnauzte sie an: »Was hast du denn, du dummes Gör?«
    Sie schloss die Augen und stöhnte. »Schaff ihn hier raus, Mom.«
    Ron, betrunken und ehrpusselig, polterte: »›Schaff ihn hier raus‹? Meinst du mich, junge Dame? Wenn’s so ist, solltest du wissen, dass ich es bin, der seit ‘ner Weile dafür sorgt, dass ihr ‘n Scheißdach überm Kopf habt. Würde gar nicht schaden, wenn du dir das merken könntest.«
    Er trat aufs Bett zu, stieß Cathy den Finger auf die Brust und wetterte: »Ich hab deine Mutter von der Straße geholt und ‘ne echt Professionelle aus ihr gemacht. Also, niemand redet so mit mir, am allerwenigsten eine Gossengöre, die besser ihre Klappe hält und ihre Rotznase in die eigenen Sachen steckt!«
    Madge stand auf, stützte ihren imposanten Vorbau auf einen fleischigen Unterarm und sagte: »Bist du jetzt fertig?« Ihre Stimme klang leise, gelassen und würdevoll. Für Cathy das sichere Zeichen dafür, dass ihre Mutter jeden Moment explodieren konnte.
    Mit Madges kleinen Eigenarten noch nicht vertraut, fuhr

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