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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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Zuckerschlecken.«
    Jetzt musste Cathy lachen, und es war ein raues Lachen, befreit von der nervlichen Anspannung, aber auch wirklich belustigt. »Da hast du Recht, Mom. Wie sollte es auch, wenn man mit dir zusammenlebt?«

    Sie lachten gemeinsam, und es kehrte Frieden ein, aber zum ersten Mal überhaupt hatte Madge Angst um ihre Tochter, und das war ein komisches Gefühl. Ihr wurde bewusst, dass sie sich bisher noch nicht ein einziges Mal um ihr Kind hatte kümmern müssen. Umgekehrt hatte Cathy Connor, die jetzt vierzehn Jahre alt wurde, sich immer um sie gekümmert.
    Ein ernüchternder Gedanke.
     
    Argwöhnisch betrachtete Eamonn den Mann vor sich. Die Luft war geschwängert von intensivem Kampfergeruch, und bei dem ungewohnten Gestank, der ihm in die Nase drang und sogar mit der Zunge zu schmecken war, stieg Übelkeit in ihm auf. Der Mann räusperte sich krampfhaft, streckte den Kopf unter dem Handtuch hervor und rotzte in einen kleinen Napf neben sich.
    »Ich fühl mich grottenschlecht! Das hat man vom Rauchen, Junge, denk immer dran. Schon seit Monaten hol ich mir den verschissenen Ruß aus den Lungen.«
    Eamonn nickte, verzweifelt bemüht, das Frühstück bei sich zu behalten. Als der Mann die Schüssel ungeduldig von sich schob, schwappte das dampfende Wasser in alle Richtungen.
    »Auf der Straße heißt es, du hast James Carter kaltgemacht. Stimmt das?«
    Eamonn blickte in das fleischige Gesicht und überlegte, was er sagen wollte. Dann nickte er leicht.
    »Ja, Mr. Dixon.«
    Der Mann lachte, dann wischte er sich mit einem blütenweißen Taschentuch den Schweiß vom Gesicht. »Du kleiner Mistkerl! Kein Respekt vor nichts, was? Also, den Job kannst du noch haben, wenn du willst. Ich hab mich schwer gewundert, als es hieß, du bist noch keine siebzehn, aber das lass ich durchgehen bei deiner Größe. Ich halt immer Ausschau nach neuen Gesichtern, nach neuen Leuten. Frischer Wind kann nie schaden. Dem Verein tut es gut, und meine Truppe wächst. Eins wäre da aber …«
    Er beugte sich drohend über den Tisch.

    »Komm ja nie auf den Gedanken, dich an meinem Eigentum zu vergreifen, kapiert? Wenn ich dir sage, du sollst rennen, dann rennst du. Wenn ich dir sage, lass die Hosen runter und scheiß auf den Tisch, dann tust du es, kapiert? Was ich sage, wird gemacht. Wenn du mit Disziplin nichts anfangen kannst, dann sag es lieber gleich. Ich hab’s gar nicht gern, wenn mir jemand dumm kommt.«
    Eamonn nickte, froh, in der echten Ganovenwelt angekommen zu sein, begeistert von der Aussicht, einer mit Gesicht zu werden, einer von Dixons Gang. Ein Mann mit Namen.
    »Und noch eins, Junge. Die Schmiere wird dir in den nächsten Tagen auf den Pelz rücken. Spiel den Unschuldigen. Du kannst dich auf die Mauer des Schweigens verlassen, weil du unter meinem Schutz stehst. Piss mir nicht ins Bier. Sei freundlich zur Schmiere, kooperativ. Erzähl denen so viel Scheiße, wie dir einfällt, aber was immer sie sagen, leugne alles.«
    Dixon steckte sich eine Zigarette an und hustete, bis sein massiger Kopf rot anlief.
    »Ich lass dich mit Schuldensachen anfangen. Okay? Verstehst du, was es heißt, Schulden aufzukaufen?«
    Eamonn schüttelte den Kopf. »Nein. Mr. Dixon.«
    Der Mann lächelte. Zigarettenrauch waberte zwischen seinen gelben Zähnen hervor und kräuselte sich hinauf zu seinem schlecht sitzenden Toupet. »Mr. Dixon, hm? Respekt weiß ich zu schätzen. Respekt muss man sich verdienen, Junge, vergiss das nie. Und den verdient man sich mit dem hier.«
    Er spannte die Muskeln seines wuchtigen Arms an und schüttelte die Faust. »Kein Kerl, der sie noch alle beisammen hat, ist respektlos gegenüber Leuten, die ihm überlegen sind, ob nun an Körperkraft oder an Köpfchen. Aber sei vorsichtig bei den Giftzwergen, mit denen ist nicht zu spaßen. Weil diese Bekloppten unberechenbar sind.« Er tippte sich an die Stirn, um seine Aussage zu unterstreichen, bevor er mit seinem einlullenden Singsang fortfuhr, als spräche er übers Wetter.

    »Schön, kommen wir also zurück zu den Schulden. Sagen wir, du schuldest jemandem fünf Riesen und zahlst sie nicht zurück, und egal wie oft man dich aufgefordert hat, endlich zu löhnen, du hast dich nicht drum gekümmert und ihnen sogar noch gesagt, sie sollen sich verpissen. Die werden echt sauer und kommen zu mir. Und ich kauf ihnen die Schulden ab, sagen wir mal für zwei Riesen. Sie sind froh, weil zwei Riesen im Sack besser sind als nichts, verstehst du? Du stehst also bei mir mit

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