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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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die erfolgreichste Madam in London und beschützte ihre Mädchen mit hingebungsvollem Eifer. Das verschaffte ihnen nicht nur Respekt, sondern sicherte ihnen überdies einen komplikationslosen Übergang in die Lebensjahre nach dreißig - etwas, womit sonst nur wenige Huren rechnen konnten.
    »Ich brauche Hilfe, Sue, und du bist die Einzige, von der ich sie bekommen kann.«

    »Wie kommt es, dass ich dir umso weniger traue, je netter du dich gibst, Richard?«
    »Weil du mich so gut kennst, und wenn ich etwas Wichtiges möchte, dann bin ich eben noch netter als sonst.«
    »Du bist so vieles, Richard, und man sagt dir noch mehr nach. Nur eins bestimmt nicht: Dass du etwa nett wärst.« Er spielte den Beleidigten, und beide lachten.
    »Großer Gott!« Susan P. stand auf und schaltete die Spiegelbeleuchtung wieder ein. »Nun sieh sich einer diesen Trottel an! Ehrlich, Männer sind doch wirklich albern. Verzogen, kindisch und total lächerlich. Anwesende natürlich ausgenommen.«
    »Natürlich. Ich würde dem Arsch sowieso nicht meine Stimme geben, aber wie man hört, kommt er bei Hausfrauen bestens an.«
    Der Höchst Ehrenwerte brüstete sich im Augenblick vor einer gelangweilten Naomi mit Geschichten über seine sexuellen Großtaten, und sie lauschte scheinbar hingerissen.
    »Das Mädchen ist gut. Wie heißt sie?«
    Susan P. lachte und zeigte dabei ihre teuren weißen Zähne. »Die ist schon über alle Berge, wenn sie dich nur riecht. Ihr Macker brummt achtzehn Monate, und in den ist sie unsterblich verliebt, das kleine Schmuckstück. Weder aus Liebe noch für Kohle würde sie einen Bullen ranlassen, mein Guter. Hat sogar schon einen Chief Constable bei ‘ner Freimaurerfeier abblitzen lassen.«
    Gates schüttelte in gespielter Verzweiflung den Kopf. »Ficken wollte ich, nicht gleich heiraten.«
    Susan grinste.
    »Vergiss das eine wie das andere. Bei der landest du nicht, bedaure.«
    Gates machte ein zerknirschtes Gesicht. »Na ja, dann mach wenigstens das Licht aus, Susan. Behaarte Ärsche waren noch nie mein Ding. Kommen wir zur Sache. Ich will Madge Connor festnageln und weiß aus der Gerüchteküche, dass du mir genau
die richtigen Informationen geben könntest, um ihr einen Strick zu drehen.«
    Susan P.s Miene änderte sich augenfällig. Ihre Augenlider wurden schwer, und sie wirkte auf einmal schläfrig. »Ich verpfeife niemanden, Gates, das solltest du besser wissen als alle anderen«, sagte sie mit schneidender Stimme.
    Er trank seinen Scotch aus. »Du wirst es tun, wenn ich dir den Grund nenne. Ihre Tochter hat gestern Abend einen Freier erstochen, und Madge meint, die Kleine soll die Suppe allein auslöffeln. Das will ich verhindern. Die Kleine ist noch ein Kind, und was sie getan hat, trifft sie schon schlimm genug. Da muss sie nicht auch noch ins Gefängnis wandern. Ich brauche eine Handhabe gegen Madge, damit sie nicht anders kann, als dem Mädchen die Haut zu retten. Nichts von dem, was du mir erzählst, wird anderweitig verwendet. Darauf hast du mein Wort.«
    »Warum setzt du dich so für dieses Mädchen ein? Wenn sie’s doch getan hat? Und warum sollte mich das kümmern?«
    Gates schüttelte den Kopf.
    »Stell dir vor, es wär deine Tochter, Susan, und ihr blüht eine Gefängnisstrafe. Was würdest du als Mutter tun, hm? Ich sag dir, was du machen würdest - du würdest Himmel und Hölle in Bewegung setzen, um sie davor zu bewahren. Wie auch immer, ich will nur, dass Madge Connor genau das tut. Und wenn es sein muss, nehm ich sie gnadenlos in die Zange. Also kommen wir zum Grund meines Besuchs. Reden Sie, Mylady.«
    Susan gab die Reserve auf und lehnte sich zurück. »Ich erinnere mich an die Kleine. Ich hab sie gesehen, als ich mal in deren Wohnung kam. Um ehrlich zu sein - ich hab gedacht, sie würde mal enden wie ihre Mutter. Hab sogar überlegt, ob ich sie nicht zu mir hole. Hübsches kleines Ding, mit den großen Augen und dem blonden Haar. Wenn ich dich nicht besser kennen würde, käme ich auf den Gedanken, dass du dich deswegen so ins Zeug legst.«
    Gates reagierte verärgert, und Susan besänftigte ihn in aller
Eile. »Ich mein ja nur, wenn’s ein anderer wäre … Mann Gottes, es gibt von denen jede Menge. Das solltest du doch wissen.«
    Sie schaute versunken in ihr leeres Glas, überlegte hin und her, was sie ohne allzu große Bedenken sagen konnte. Nach einer Ewigkeit begann sie leise: »Ich hab sie für ein abgekartetes Spiel benutzt. Du weißt schon, wenn erst die eine Hure vorgeschoben

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