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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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zahlten, hörten sie nie zu reden auf, vorher nicht, dabei nicht und hinterher erst recht nicht. Das kotzte sie an.
    Nun, sie hatte ihr Geld sicher in der Handtasche und einen schönen Abend mit dem jungen Mann hinter sich, der da noch in seinem Bett schlief. Das allein schon war was wert, wie sie fand. Normalerweise musste sie sich mit irgend so einem alten Mistkerl mit schmierigen Haaren abrackern, einem schmierigen Grinsen und noch schmierigeren Moneten - meistens nicht mal genug für all die Dienste, die sie ihm erwiesen hatte.
    Was ihr normalerweise nicht viel ausmachte, denn letztlich ging es bei ihrem Job doch darum, dass die Ärsche glücklich waren und deswegen immer wieder kamen.
    Ihr Zuhälter war groß, schwarz und dem guten Leben zugetan. Das verschaffte sie ihm, zusammen mit noch ein paar anderen Mädchen, und war ganz zufrieden damit. Warum, das wusste sie selbst nicht, und sie hatte schon vor langer Zeit aufgehört, darüber zu rätseln.
    Sie machte sich keine Illusionen, dass der Junge da im Bett ihre Dienste etwa regelmäßig in Anspruch nehmen würde. Sie hatte gehört, dass er sich die Huren Londons eine nach der anderen vornahm. Und außerdem wusste sie nur zu gut, dass er ziemlich regelmäßig mit einer Biene namens Caroline Harvey unterwegs war, der Tochter einer bekannten Unterweltgröße der 50er Jahre.

    Wie seltsam also, dass er in der Ekstase, die Patsy ihm beschert hatte, ganz deutlich den Namen »Cathy« gerufen hatte. Ob Freundin oder nicht, bei Eamonn Docherty war Caroline Harvey aus dem Rennen. Nur wusste sie es noch nicht.
     
    Caroline Harvey war klein und rundlich, und dazu besaß sie die größten veilchenblauen Augen, die man je gesehen hatte. Die Leute sagten, dass ihre Augen an die von Elizabeth Taylor erinnerten. Weil sie wusste, dass sie ihr herausragendes Schönheitsmerkmal waren, unterstrich sie die Augen, indem sie die Wimpern mit peinlichster Sorgfalt tuschte. Ihre Brüste waren klein, aber fest, aber Taille hatte sie nicht. Dafür besaß sie lange Beine, die sie stets unter schwarzen Strümpfen versteckte, weil sie mit vierzehn Jahren schwanger gewesen war und davon Streifen übrig behalten hatte.
    Ihr dunkelbraunes Haar war nach der neuesten Mode geschnitten, und sie trug nur Kleidung, die ihre Figur betonte. Sie wusste genau, was ihr stand, wusste, was man sagte, und wusste sehr wohl, was um sie vor sich ging. Darauf legte sie ebenso großen Wert.
    Insgesamt war sie mit sich zufrieden, sehr zufrieden sogar, und noch zufriedener, seit sie sich Eamonn Docherty angelacht hatte. Er war eine zukünftige Größe in der Unterwelt, und sie liebte den Ruf der Ruchlosigkeit, in den sie geriet, indem sie sich mit ihm sehen ließ.
    Im Moment hatte er jedoch schlechte Karten bei ihr. Er hatte sie am Abend zuvor in einem Club stehen lassen, und sie hatte in aller Eile verabreden müssen, bei einer Freundin zu übernachten. Sie hätte nie zugegeben, was sie bereits vermutet hatte: Eamonn hatte sie schlichtweg vergessen. Caroline brachte es einfach nicht fertig, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen. Stattdessen machte sie sich auf den Weg nach Hause, wo sie Patsy auf der Treppe begegnete.
    Die beiden Frauen starrten einander an. Patsy, die wusste, was lief, feixte. »Ist ‘n Wichser, Süße.«

    Caroline lachte launig. »Ich weiß, aber sind sie das nicht alle?«
    Als sie die Wohnung betrat, schmunzelte sie. Sollte Eamonn doch seine anderen Bienen vernaschen. Es scherte sie keinen Deut, solange das Geld in ihre Richtung floss. Alles, was sie vom Leben wollte, war genug Geld zum Ausgeben, ein geiler Schwanz und ein bisschen Spaß. Sie war außerdem pfiffig genug, Geld auf die Seite zu legen. Das hatte ihre Mutter ihr schon vor Jahren beigebracht.
    »Verlass dich auf niemanden außer auf dich selbst«, hatte es ständig geheißen, und auch: »Wenn ein Mann dir nicht mehr bieten kann als du dir selbst, gib ihm den Laufpass.«
    Beide Redensarten hatten sich als richtig erwiesen, wieder und wieder.
    Caroline setzte ein extrabreites Grinsen auf. »Was war denn gestern Abend mit dir los?«
    Leicht verlegen lächelnd erwiderte Eamonn: »Tut mit leid, Baby, ist eben einfach so passiert, verstehst du?« Die Worte schienen um Verzeihung zu bitten, vermittelten aber gleichzeitig seine Unduldsamkeit.
    Caroline zuckte die Achseln. Mit einem Schmollen flirtete sie: »Mach das nicht nochmal.«
    Als Eamonn gefrühstückt hatte, eröffnete er Caroline, dass sie zusammen auf Wohnungssuche gehen würden.

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