Die Aufsteigerin
Teppich an manchen Stellen abgenutzt. Da jedoch das anheimelnde Feuer brannte, wirkte alles weniger bedrückend. Sie hatte in ihrem kurzen Leben schon in schlimmerer, ja, viel schlimmerer Umgebung gewohnt.
Als Cathy sich mit den Fingern, die längst nicht mehr so wehtaten, das Haar aus dem Gesicht strich, ging die Tür auf, und Mama Gosa kam mit einer Tasse Tee herein.
»Du siehst ja schon viel besser aus. Trink das hier, und ich mach dir einen Happen zu essen. Ich glaub, du willst dich anziehen und auf den Weg machen, ja?«
Cathy lächelte und nahm den Tee dankbar an. Ihre blauen Augen leuchteten vertrauensvoll.
»Du siehst ja heute Morgen munter aus. Der Schlaf und das heiße Bad haben dich wieder auf die Beine gebracht, nicht wahr? Zeig mir mal deine armen Hände, und ich seh zu, ob wir da noch was für dich tun können.«
Cathy stellte die Teetasse auf den Fußboden und streckte die Hände aus. Obwohl sie noch rot und wund aussahen, war ihre Heilung fortgeschritten. Die Griechin und sie lächelten einander an.
»Viel besser, ja? Jetzt mach ich dir ein kräftiges Frühstück, das für den Weg vorhält. Also trink aus und komm zum Essen.«
Cathy war einen Moment lang perplex. »Muss ich denn heute schon weg? Ich kann bezahlen - ich hab doch Geld.«
Mama Gosa grinste. »Wir werden sehen, ja?«
Sie verließ das Zimmer. Cathy nippte an ihrem Tee und überdachte ihre Lage. Die Regelung hier war ihr nur recht. Wenn sie noch einige Tage bleiben konnte, bis ihre Hände in besserem Zustand waren und sie die bitternötige Erholung gefunden hatte, würde sie sich in besserer Verfassung und mit mehr Selbstvertrauen der Welt stellen können.
Sie stellte sich vor, dass die fünfundzwanzig Pfund ihr dabei sehr zugutekämen.
Schlagartig wurde ihr klar, dass sie sich auf der Flucht befand, und die Ungerechtigkeit ihrer Lage versetzte ihr einen Stich. In weniger als vier Wochen hatte sie mehr durchgemacht, als die meisten Menschen in ihrem gesamten Leben ertragen mussten. Aber es hatte sie nicht umgeworfen, und das war ein
Trost. Sie stand aufrecht und sie hielt stand. Zugegeben, manchmal war es schwierig, Körper und Seele beieinanderzuhalten, aber sie sorgte dafür, dass es gelang.
Das Leben mit Madge hatte sie für das Schlimmste gerüstet, und wenn man mit dem Schlimmsten rechnete, dann war alles andere wie eine dankbar angenommene Zusatzprämie - zum Beispiel dieser Ort hier. Denise und ihre Weltgewandtheit waren ebenfalls willkommene Zugaben gewesen, und natürlich war Eamonn das allergrößte Geschenk, das das Leben zu bieten hatte.
Dem Geruch von Eiern und Speck folgend, durchquerte Cathy das Haus bis zur Küche. Zusammen mit den Körperkräften kehrte ihre natürliche Wachheit zurück, und ihr kam der Gedanke, dass es keinen vernünftigen Grund gab, warum zwei Griechen ihr diese Aufmerksamkeit und Gastfreundschaft schenken sollten. Vielleicht erwarteten sie eine entsprechende Gegenleistung? Egal. Darum würde sie sich kümmern, wenn es so weit war. Sie hoffte nur, dass sie wenigstens nichts anderes als nur Geld von ihr verlangen würden.
Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen kam sie in die Küche und setzte sich an den Frühstückstisch. Das Essen war gut und heiß, die Küche völlig verdreckt. Aber damit hatte Cathy nicht die geringsten Schwierigkeiten. Sie wusste, dass es jetzt darum ging, Kraft und Köpfchen zu stärken. Hoffentlich würde es ihr hier, an diesem seltsamen Zufluchtsort in Fulham, auch tatsächlich gelingen.
Eamonn schlief und schnarchte, als Patsy Fullerton aus dem Bett kletterte. Sie hatte die dreißig bereits hinter sich, war ausgestattet mit riesigen Brüsten und trug ihr gebleichtes Haar streng nach hinten gekämmt.
Als sie sich in ihre Unterwäsche quälte und danach in einen äußerst schmuddeligen Minirock von Mary Quant, der ganz und gar nicht zu ihren kurzen Stampfern passte, betrachtete sie
den Jungen, der noch im Bett lag, und schüttelte voller Staunen den Kopf. Schlankweg dreimal hatte er es ihr besorgt, aber nicht ein Wort gesprochen. Was für ein komischer kleiner Stecher.
Nun, dachte sie, er hat doch alles im Griff, das eine oder andere Pfund auf der Naht und quatscht einen wenigstens nicht die halbe Nacht mit seinen Problemen voll. Sie sprach im Scherz oft davon, dass sie sich in ihrem Job häufig wie eine Therapeutin vorkam. Die meisten Freier wollten eher eine Zuhörerin, die sich ihren Kummer anhörte, als tatsächlich eine Frau.
Wenn sie für Oralsex
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