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Die Aufsteigerin

Titel: Die Aufsteigerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Cole
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wie inoffiziell hier, weil du
und ich von der Polizei in Deal freundlich darum gebeten werden, im East End die Augen offen zu halten. Man meint, Cathy wird hierher zurückkommen … Die ganze Sache stinkt wie ‘ne Fuhre Pferdemist auf deiner Fußmatte, aber ich komm ihr auf den Grund, Lady, darauf kannst du dich verlassen. Und wenn ich das geschafft hab, dann wird sich jemand wünschen, dass sein Vater ihn in einen Präser gespritzt hätte!«
    Länger hatte sie ihn noch nie reden hören, und eine derart leidenschaftliche Rede hatte sie überhaupt noch nie von einem Menschen gehört.
    Betty sah sich in ihrem kleinen Vorderzimmer um, ließ den Blick über all die Regale mit den penibel präsentierten Fingerhüten und ihren wenigen Lederbänden streifen, und spürte brennende Tränen. Cathy hätte es hier schön gefunden, hätte es geliebt.
    Sie waren gut miteinander ausgekommen. Das Kind hatte Betty schon immer sehr viel bedeutet. Als Madge hinter Gitter kam, hatte sie das Gefühl gehabt, die Mutterrolle einnehmen zu können, und sich auch darauf gefreut. Jetzt war das Mädchen verschwunden, und wer konnte wissen, was ihr geschehen war.
    »Ich werde dafür sorgen, dass alle die Augen offen halten«, fuhr Gates fort. »Ich schätze, dass sie sich hierher durchschlagen will, was meinst du, Betty?«
    Sie nickte bekümmert. »Wenn auch wegen niemand sonst, wegen Eamonn Docherty wird sie bestimmt kommen. In den Jungen ist sie doch völlig vernarrt.«
    Gates runzelte die Stirn »Die dumme kleine Schlampe! Merkt sie denn nicht, dass er schlimmer ist als sein Vater? Sie hat verdammt nochmal mehr von ihrer Mutter, als ich gedacht hätte. Hast du übrigens eine Ahnung, wer der Vater des Mädchens ist?«
    Betty musste herzlich lachen. »Madge hat sie immer eine von ›Heinz 57‹ genannt. Fies, ich weiß, aber da war was dran. Eine Riesenauswahl, und Madge hatte nicht den geringsten Schimmer.
Sie wusste nicht mal genau, welche Farbe das Baby haben würde. Madge ist ein mächtig großes Weib und hat vorm sechsten Monat gar nicht geahnt, dass sie schwanger war. Da gab es keine Möglichkeit mehr, jemand zu finden, der die Verantwortung übernommen hätte und zu dem das Mädchen jetzt laufen könnte. Bleiben nur Eamonn, sein Vater und ich.«
    Gates nickte. »Na ja, da kommt jedenfalls noch was auf mich zu. Die hohen Tiere haben sich auf mich eingeschossen, und ich finde das etwas übertrieben wegen einer dreizehnjährigen Ausreißerin. Also will ich wissen, warum das so ist.«
    »Ich auch, Mr. Gates, Sir«, sagte Betty aufrichtig und ernst. »Ich auch.«
     
    Mama Gosa schaute Cathy zu, die verstohlen ihre wenigen Habseligkeiten durchsuchte. Das Lächeln der Griechin wirkte erstarrt. Als das Mädchen nochmals das Mantelfutter abtastete, weil sie wider alle Vernunft hoffte, dass die fünfundzwanzig Pfund wie durch ein Wunder wieder auftauchten, schob sich die Frau etwas näher an die Tür.
    »Was ist denn, hä?« Jetzt wirkte ihr Lächeln hinterhältig. Cathy seufzte. Man hatte sie reingelegt.
    Sie sah der Frau direkt in die Augen und sagte mit bedeutungsschwerer Stimme: »Wo ist mein Geld?«
    Mama Gosa verzog keine Miene. Mit großen Augen fragte sie: »Was für Geld? Ich weiß von keinem Geld nicht.«
    Cathy versuchte die Frau mit Blicken niederzuzwingen. »Meine fünfundzwanzig Quid. Ich hatte fünfundzwanzig Quid. Die sind weg, aber ich will sie wiederhaben, verstanden?«
    Zum ersten Mal wurde die Frau nervös. Das kleine Mädchen sah tatsächlich bedrohlich aus.
    Plötzlich wurde Cathy eingeholt von alledem, was ihr seit kurzem zugestoßen war. Die vergangenen vier Wochen hatten sie unheimlich viel Kraft gekostet. Aber sie würde sich für eine warme Mahlzeit und das eine oder andere verlogene Lächeln
niemals ausrauben lassen. Sie nahm alle Kraft zusammen und schrie die Frau an: »Wo ist mein Scheißgeld, du diebische alte Kuh? Ich will mein verdammtes Geld! Wenn ich es nicht ganz schnell habe, schrei ich die ganze Nachbarschaft zusammen! Also, wo ist es?«
    Unwillkürlich nahm sie ein Brotmesser vom Tisch. Sie sah auf die Klinge und dann in das panische Gesicht der Frau, und ihre Wut verflüchtigte sich so schnell, wie sie aufgebraust war.
    Sie warf das Messer von sich, ließ sich auf einen Stuhl fallen, verbarg den Kopf in den Händen und brach in Tränen aus. Ihr jämmerliches Schluchzen weckte sogar in der Frau, von der sie beraubt worden war, das schlechte Gewissen.
    Cathy raffte ihre Sachen zusammen, ging zurück ins

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