Die Augen der Ueberwelt
zogen sich mit größter Vorsicht hinter die Bäume zurück und berieten im Flüsterton.
Garstang, der bisher immer alle andern aufgemuntert hatte, verlor nun den eigenen Mut und sah keine Hoffnung mehr. »Ich bin erschöpft, geistig wie körperlich. Vielleicht ist es mir bestimmt, hier zu sterben.«
Subucule blickte nordwärts. »Ich kehre um und versuche, die Silberwüste noch einmal zu durchqueren. Wenn das Glück mir hold ist, erreiche ich Erze Damath und später gar das Pholgustal.«
Garstang wandte sich an Cugel. »Was habt Ihr vor, da der Gilfigschrein offenbar nicht zu finden ist?«
Cugel deutete zu einem Anlegesteg, an dem mehrere Boote vertäut waren. »Mein Ziel ist Almery, jenseits des Songansees. Ich werde mir ein Boot nehmen und nach Westen segeln.«
»Dann sage ich Euch Lebewohl.« Subucule blickte Garstang an. »Kommt Ihr mit mir?«
Garstang schüttelte den Kopf. »Es ist zu weit. Ich würde den Marsch durch die Wüste nicht überleben. Ich überquere lieber mit Cugel den gewaltigen See und bringe den Menschen von Almery das Wort Gilfigs.«
»Nun, so sage ich denn auch Euch Lebewohl.« Subucule wandte sich schnell ab, um seine Gefühle vor den beiden Gefährten zu verbergen, und stapfte nach Norden.
Cugel und Garstang blickten ihm nach, bis er in der Ferne immer kleiner wurde und verschwand. Danach wandten sie sich dem Anlegesteg zu. Zweifelnd sagte Garstang: »Die Boote sehen zwar seetüchtig aus, aber eines zu ›nehmen‹ ist wohl gleichbedeutend mit stehlen – eine Handlungsweise, die Gilfigs tiefste Verachtung findet.«
»Das ist nicht zu befürchten«, versicherte Cugel. »Ich werde Gold im Wert des Bootes auf den Steg legen.«
Das gefiel Garstang etwas besser. »Aber was ist mit Nahrung und Wasser?«
»Wenn wir das Boot erst haben, segeln wir in Ufernähe, bis wir uns Proviant beschafft haben, dann erst nehmen wir Westkurs.«
Damit war Garstang einverstanden. Die beiden Männer begutachteten die vertäuten Boote und verglichen eines mit dem anderen. Schließlich fiel ihre Wahl auf ein gut gebautes, etwa zehn bis zwölf Schritt lang, von ausreichender Breite und sogar mit einem kleinen Kabinenaufbau.
In der Abenddämmerung schlichen sie sich an den Steg. Alles war ruhig, die Fischer waren ins Dorf heimgekehrt. Garstang kletterte an Bord und meldete, daß alles in bester Ordnung sei.
Cugel machte sich daran, das Boot loszubinden, als vom Ende des Steges ein wilder Aufschrei erklang und ein Dutzend der kräftigen Dorfbewohner herbeistürmte.
»Wir sind verloren!« rief Cugel. »Rennt um Euer Leben, oder besser noch, schwimmt.«
»Unmöglich«, weigerte sich Garstang. »Wenn dies der Tod ist, will ich ihm mit Würde entgegentreten.« Er kletterte wieder auf den Steg zurück.
Kurz darauf waren die beiden von Leuten jeden Alters umzingelt. Ein Greis, offenbar der Dorfälteste, fragte streng: »Was schleicht Ihr hier herum? Wollt Ihr etwa gar ein Boot stehlen?«
»Wir möchten aus gutem Grund den See überqueren«, antwortete Cugel.
»Was?« brüllte der Älteste. »Wie stellt Ihr euch das vor? Das Boot hier hat weder Proviant noch Wasser an Bord und ist auch sonst ungenügend ausgerüstet. Weshalb habt Ihr Euch nicht an uns gewandt und gesagt, was ihr braucht?«
Cugel blinzelte und wechselte einen Blick mit Garstang. Er zuckte die Schulter. »Ich will ehrlich sein. Euer Aussehen hat uns so erschreckt, daß wir es nicht wagten.«
Diese Bemerkung weckte Heiterkeit und Überraschung bei den Anwesenden. Der Älteste sagte: »Wir alle sind von Euren Worten verwirrt. Habt die Güte, uns eine Erklärung zu geben.«
»Nun gut«, antwortete Cugel. »Darf ich völlig offen sein?«
»Unbedingt!«
»Gewisse Einzelheiten Eurer Erscheinung muten uns wild und barbarisch an. Eure spitzen Fangzähne, die schwarze Borstenmähne, dazu die Rauhheit und Lautstärke Eurer Stimmen – um nur einige zu nennen.«
Die Einheimischen lachten ungläubig. »Welch ein Unsinn! Unsere Zähne sind lang und spitz, damit wir den zähen Fisch zerreißen können, von dem wir leben. Und unser Haar tragen wir so, um lästige Insekten abzuwehren. Daß wir so laut schreien und unsere Stimme deshalb rauh ist, liegt daran, daß wir alle schlecht hören. Doch wir sind von Grund auf freundliche und gütige Menschen«, erklärte einer.
»Das stimmt«, bestätigte der Älteste, »und um es Euch zu beweisen, werden wir morgen Proviant und Wasser auf unser seetüchtigstes Boot bringen und es Euch überlassen, und unsere
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