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Die Augen

Die Augen

Titel: Die Augen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hooper
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Vergewaltiger?«
    »Weil nicht einmal Maggie mit nichts arbeiten kann. Die Frauen haben nichts gesehen . Und außerdem – das erste Opfer ist gestorben, ehe jemand mit der Frau sprechen konnte, das letzte Opfer liegt noch im Krankenhaus, und Sie haben ja selbst gesehen, in was für einem Zustand Ellen Randall ist.«
    »Sie haben Christina vergessen«, zwang John sich zu sagen.
    Andy sah ihm fest in die Augen. »Ich dachte, ich bräuchte sie nicht zu erwähnen. Sie hat versucht, uns so gut es ging zu helfen, aber auch sie hatte nichts gesehen.«
    »Maggie Barnes hat mir ihr gesprochen, oder? Das haben Sie mir gesagt, so steht es im Bericht.«
    »Ja, sie hat mit Christina gesprochen.«
    »Ohne Zeugen?«
    Andy verzog das Gesicht. »Ohne jemand im Beobachtungsraum, falls Sie das meinen.«
    »Dann kann sie mir ja vielleicht etwas sagen, was sonst niemand von Ihnen mir sagen kann.«
    »Wie zum Beispiel?«
    »Wie zum Beispiel, warum Christina sich umgebracht hat.«

2
    Wie erwartet stellte Maggie rasch fest, dass Ellen Randall sich wieder in ihre starre Schale zurückgezogen hatte. Wenn Sie sie bedrängte, würde sie es nur schlimmer machen. Also wandte Maggie nichts ein, als Lindsay verkündete, sie werde ihre Schwester nach Hause bringen, und versuchte auch nicht, einen neuen Termin zu vereinbaren.
    Obwohl sie innerlich hörte, wie die Uhr tickte. Die Zeit lief ihnen davon, das wusste sie. Sie spürte es. Jeder Tag, an dem die Polizei der Festnahme des Perversen, den die Medien nun den Augenausreißer nannten, wieder kein Stück näher kam, brachte sie einem weiteren Opfer näher.
    Einem weiteren zerstörten Leben.
    Einer weiteren fürs Leben gezeichneten Seele.
    Schlimmer noch: Maggie wusste, dass er mit der Zeit immer brutaler werden würde. Es würde immer mehr Gewalt erfordern, das widernatürliche Verlangen, das ihn zu seinen Taten trieb, zu befriedigen. Bald, sehr bald, würde er beginnen, seine Opfer zu töten. Und wenn das geschah, wenn der Polizei sogar die verschwommenen Erinnerungen lebender Opfer verwehrt blieben, dann würden sie überhaupt keine Chance mehr haben, ihn aufzuhalten – es sei denn, er machte einen Fehler.
    Bisher hatte er nicht einen einzigen gemacht.
    Maggie warf einen Blick ins Großraumbüro und sah John Garrett an Andys Schreibtisch sitzen. Sie wollte nicht mit Garrett reden, nicht jetzt. Noch nicht. Sie zog sich in ein freies Büro in der Nähe der Vernehmungszimmer zurück und setzte sich, den Skizzenblock geöffnet vor sich.
    Auf der aufgeschlagenen Seite befand sich nicht sehr viel. Nur der undeutliche Umriss eines von so langem Haar umgebenen Gesichts, dass Maggie den Verdacht hatte, er habe eine Perücke getragen. So viel hatte Ellen Randall Maggie bei ihrem ersten Treffen einige Tage zuvor angegeben. Recht langes Haar. Sie hatte gespürt, wie es ihr über die Haut strich, als er sich über sie gebeugt hatte.
    Doch keine weiteren nützlichen Einzelheiten, nichts, worauf sie aufbauen konnte. Maggie hatte kein Gespür für die Gesichtsform – ob seine Stirn hoch oder niedrig war, die Kieferpartie stark oder schwach wirkte, das Kinn vorragte oder fliehend war. Sie wusste nicht einmal, ob seine Haut glatt oder rau war. Sowohl Ellen als auch ein anderes Opfer meinten, sie hätten über seinem Gesicht kühles, hartes Plastik gespürt, als hätte er eine Maske getragen.
    Schon die Möglichkeit verstörte Maggie, sowohl instinktiv als auch unter analytischen Gesichtspunkten. Welcher Mann wäre so argwöhnisch, dass man ihn entdecken, ihn identifizieren könnte, dass er sogar dann noch eine Maske trug, nachdem er seine Opfer geblendet hatte? Natürlich wollten Verbrecher im Allgemeinen nicht identifiziert werden, doch Maggie hatte mit den Polizisten gesprochen, die den Fall bearbeiteten, und alle waren sich einig gewesen, dass dieser spezielle Verbrecher es mit der Geheimhaltung seiner Identität besonders genau nahm.
    Warum?
    War da etwas an seinem Gesicht, das noch ein blindes Opfer bei Berührung erkennen würde? Narben vielleicht oder irgendeine andere Missbildung?
    »Maggie?«
    Sie sah nicht auf und verfluchte ihn innerlich dafür, dass er ihre Grübelei unterbrochen hatte, die in der Vergangenheit schon häufig Ergebnisse gezeitigt hatte. »Hi, Luke.«
    Er kam ins Büro und setzte sich auf den Besucherstuhl ihr gegenüber. »Irgendwas entdeckt?«
    »Nein, es sei denn, du zählst nichts als etwas.« Mit einem Seufzer schloss sie den Skizzenblock. »Ellen hat wieder dichtgemacht. Wir

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