Die Augen
denen ich nicht wusste, ob ich ihnen trauen kann. Aber ich wusste mit völliger Sicherheit, dass ich am Ende dort sein und mich ihm entgegenstellen musste.«
John warf ein: »Weil du vor so langer Zeit seine Frau warst und ihn nicht vom Morden abhalten konntest.«
Maggie sah die anderen mit leicht erhobenen Augenbrauen an. »Das macht ihm schwer zu schaffen.«
»Nein, stimmt nicht«, leugnete John. Man blickte ihn allseits höflich an, und schließlich räumte er seufzend ein: »Okay, stimmt wohl.«
»Er wird sich daran gewöhnen«, versicherte Quentin Maggie. »Unter uns gesagt: Diese Hochglanzschicht aus Logik und rationalem Denken, die er früher hatte, hat sich schon fast abgenutzt.«
Hollis sah John an. »Sind Sie dafür nicht dankbar?«
»Oh, wahnsinnig. Es wirkt schon fast normal, wenn die Welt auf den Kopf gestellt ist.«
»Es geht immer ums Gleichgewicht«, murmelte Maggie.
Mit entschlossener Miene nahm John ihre Hand. Zu den anderen gewandt, sagte er: »Sie werden entschuldigen, wir haben etwas zu besprechen.«
»Danke für den Besuch«, sagte Kendra lächelnd.
»Wir kommen morgen wieder«, kündigte ihr Maggie an.
»Ich freue mich schon.«
Als sie das Krankenzimmer verließen, hörten sie noch, wie Quentin zu Hollis sagte: »Hören Sie, unser Boss müsste jeden Augenblick hier sein, und er kann es kaum erwarten, Sie kennen zu lernen …«
Maggie fragte: »Glaubst du, sie macht das? Zu Bishops Einheit gehen, meine ich.«
»Du kennst sie besser als ich«, erwiderte John. »Aber nach dem, was ich gesehen habe, würde ich sagen, Hollis Templeton ist sich bewusst, dass ein völlig neuer Lebensabschnitt vor ihr liegt, und ich bezweifle, dass sie nach alledem noch darauf erpicht ist … sich wieder mit Gewöhnlichem zu bescheiden.«
»Sehr poetisch.«
»Danke.«
»Und vermutlich die Wahrheit«, fügte Maggie hinzu. »Es gibt gewisse Grenzen, die, wenn man sie einmal überschritten hat, unsere Sicht der Welt für immer verändern.«
Als sich die Aufzugstüren schlossen und sie nach unten fuhren, blickte John sie ernsthaft an. »Das kannst du wohl sagen.«
Sie lächelte schwach. »Du denkst ernsthaft darüber nach, stimmt’s? Beim Aufbau einer zivilen Organisation ähnlich der Einheit von Bishop zu helfen?«
»Quentin hatte schon schlechtere Ideen«, räumte John ein.
»Gib’s zu – du genießt es langsam, dass deine Welt auf den Kopf gestellt ist, das ist es doch.«
»Nun, das ist es zum Teil. Und da bist natürlich du. Du wirst nicht einfach aufhören, das zu tun, was du am besten kannst, nur weil das große Böse diesmal begraben ist. Und so viel Hochachtung ich auch vor Andy und den anderen Polizisten habe, ich glaube, wir wissen beide, dass deine Talente eine … größere Leinwand verdienen.«
»Deine übrigens auch«, sagte sie. »Eine Organisation aufzubauen wie die, von der Quentin gesprochen hat, wird nicht leicht sein. Da sind eine Menge Hindernisse aus dem Weg zu räumen, angefangen bei dem Unbehagen, das die meisten Leute befällt, wenn sie an Hellsehen denken.«
»Und genau deshalb bin ich ideal für diese Aufgabe. Ich weiß, wie man aus dem Nichts Organisationen aufbaut, und ich habe so wenig außersinnliche Fähigkeiten, wie man nur irgend haben kann.«
Sie verließen den Aufzug und gingen den betriebsamen Korridor entlang zum Ausgang. Erst als sie draußen an der klaren, frostigen Luft standen, blieb Maggie stehen, sah lächelnd zu ihm hoch und sagte: »Es geht immer ums Gleichgewicht.«
»Also darf ich es jetzt sagen?«, fragte er lächelnd, aber entschlossen.
»Das musst du immer noch nicht.« Sie schlang ihm die Arme um den Hals, als er sie an sich zog. Beide waren blind für die Menschen, die an ihnen vorübergingen. »Wir ergänzen einander perfekt. Ich liebe dich, John.«
Just bevor seine Lippen die ihren berührten, murmelte John: »Mehr brauche ich nicht zu wissen.«
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