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Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman

Titel: Die Augenblicke des Herrn Faustini - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haymon
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Faustini ging eine Runde um den Markt, Emil folgte ihm. Außer die stellen einen an, der mich dann jeden Morgen vom Taubendreck befreit. Dann würde ich so richtig schön glänzen. Das wär was anderes. Da könnte man mit mir reden.
    An der Stirnseite des Marktplatzes lag der König Ludwig Keller . Sein Denkmal hatten sie ausführlich besichtigt, nun konnten sie geradeso gut noch beim König einkehren. Herr Faustini betrat die Gaststube, Emil folgte ihm. Die rotbackige Wirtin wies ihnen einen Tisch zu. Sie waren die einzigen Gäste. Emil vergrub sich in der übergroßen Plastikspeisekarte. Herr Faustini hatte rasch gewählt, Emil bat noch um Bedenkzeit. Die Wirtin brachte inzwischen die Getränke. Herrn Faustini fiel auf, wie langsam sie die Gläser auf den Tisch stellte, als würde sie mitten in der Bewegung irgendwo verloren gehen. Hier in Edenkoben stand ja eine Menge abwesender Zeit herum. Die düsteren aufgelassenen Geschäfte horteten jede Menge davon. Auch auf den Straßen und Plätzen stand die Abwesenheit, und hier im König Ludwig Keller ebenfalls. Die Wirtin schien vom Tisch nicht wieder weggehen zu wollen. Den Blick hielt sie auf die Speisekarte gerichtet, hinter der Emil steckte. Herr Faustini hörte von dort ein leises Murmeln. Emil las sich selbst die Karte vor, wobei er immer wieder stockte. Die Wirtin warf einen fragenden Blick auf Herrn Faustini, der mit den Achseln zuckte. Dann ging sie und tat hinter der Theke beschäftigt. Irgendwann tauchte Emil hinter der Speisekarte auf. Er grinste und rief zur Theke hinüber: Ein Paar Würstel bitte! Aber könnte ich die Würstel bitte einzeln haben!
    Nun erschien die Wirtin bei Tisch. Wie also nochämol?, fragte sie.
    Ich hätte gerne zunächst ein Würstel, sagte Emil fachmännisch. Das andere Würstel behalten Sie solange im heißen Wasser. Und wenn ich es Ihnen sage, bringen Sie es bitte. So wird mir das zweite Würstel nicht kalt, verstehen Sie? Mir wird nämlich das zweite Würstel immer kalt.
    Bevor sie ging, warf die Wirtin Herrn Faustini einen Blick zu, der deutlich sagte, was sie von seinem Tischgenossen hielt. Ringsherum lag in diesem Augenblick eine Menge abgelaufener Zeit.
    Emil knabberte an seinem ersten Würstel mit der Ausdauer eines Bibers, der sich einen zu dicken Baumstamm vorgenommen hat. Die Wirtin stellte sich hinter der Theke auf die Zehen, um zu sehen, wie weit er damit war. Herr Faustini betrachtete das Muster der leicht angegilbten Tapete, um nicht mitansehen zu müssen, wie Emil das Würstchen häutete und noch einmal tötete. Irgendwann hob er die Hand, wie Herr Faustini es in seiner Kindheit auf dem Dornbirner Marktplatz gesehen hatte, wenn Polizist Walter mit Trillerpfeife auf einer Trommel stand und den Verkehr regelte. Genauso hob Emil die Hand, womit er der Wirtin Signal gab. Die nickte und verschwand in der Küche. Kurz darauf brachte sie das zweite Würstel und stellte es vor Emil auf den Tisch. Es war aufgeplatzt, was kein Wunder war bei der vielen Kocherei.
    Kennen Sie Dornbirn?, fragte Herr Faustini Emil, um zu verhindern, dass sich dieser zu sehr auf das nicht ganz ordnungsgemäß abgelieferte Würstel konzentrierte. Emil saß mit traurigem Schmollmund vor Würstel Nummer zwei, als er abwesend antwortete: Ich war mehrmals in Dornbirn. Die Karrenseilbahn habe ich auf meiner Liste abgehakt. In der Rappenlochschlucht liegt eines der ältesten Kleinkraftwerke Österreichs. Und dann ist es nicht weit nach Bregenz, das ja nur durch das Wälderbähnle von Bedeutung war. Heute gibt es für mich keinen Grund mehr hinzufahren.
    Emil sah durch Würstel Nummer zwei hindurch.
    Haben Sie den Polizisten auf der Trommel am Dornbirner Marktplatz noch gesehen?, fragte Herr Faustini.
    Ich erinnere mich an die Karrenseilbahn, sagte Emil abwesend. Polizisten merke ich mir nicht.
    Dann machte er sich über Würstel Nummer zwei her und Herr Faustini wanderte wieder durch die Weinberglandschaften auf der Tapete.
    Möchted die Härre viellächt än Desserd?, fragte die Wirtin.
    Was gibt’s denn?, fragte Emil.
    Mir häm Pflaumenkuche, Obschtkuche, Käse-Sahne-Tordde.
    Ich nehme Käse-Sahne-Torte.
    Herr Faustini bestellte einen Pflaumenkuchen.
    Die Wirtin wollte schon gehen, da sagte Emil: Die Käse-Sahne-Torte bitte in der Mikrowelle aufwärmen.
    Wie meine Se däs?, fragte die Wirtin.
    Geben Sie die Torte in die Mikrowelle und schalten Sie ein.
    Aber da wärd de Tordde doch zerrinnä!
    Genauso mag ich sie, meinte Emil. Nichts schlimmer als eine

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