Die Auserwaehlte
bevor! Ich werde Euch anhören, wenn ich beim Heiligen Hain gewesen bin.« Bei den letzten Worten erstarb ihre Wut wieder, als wäre dieses kurze Aufflackern alles gewesen, was sie an Energie hatte hervorbringen können. »Bitte«, sagte sie weich.
Jican war bereit, sich zurückzuziehen, und er zupfte geistesabwesend an seiner Livree. Er warf einen Blick auf Keyoke und Nacoya, doch beide blieben stehen. Keyoke ergriff das Wort: »Lady, Ihr müßt uns anhören. Schon bald werden unsere Feinde sich aufmachen, um uns zu vernichten. Sowohl der Lord der Minwanabi als auch der Lord der Anasati halten das Haus der Acoma für geschlagen. In den nächsten Tagen wird vermutlich noch niemand erfahren, daß Ihr nicht das endgültige Gelübde abgelegt habt, aber wir können uns nicht darauf verlassen. Möglicherweise haben Spione bereits von Eurer Rückkehr berichtet; wenn dies der Fall ist, werden Eure Feinde in genau diesem Augenblick einen Plan aushecken, wie sie dieses Haus für immer und ewig zerstören können. Ihr dürft die Verantwortung nicht einfach beiseite schieben. Ihr müßt in kurzer Zeit viel lernen, wenn die Acoma noch eine Hoffnung auf Überleben haben sollen. Der Name und die Ehre Eurer Familie liegen jetzt in Euren Händen.«
Mara neigte ihr Kinn auf eine Weise, die sich seit ihrer Kindheit nicht verändert hatte. »Laßt mich allein«, flüsterte sie.
Nacoya trat auf das Podest. »Kind, hör auf Keyoke. Unsere Feinde sind kühn geworden durch unseren Verlust, und Euch bleibt keine Zeit für Selbstmitleid. Die Erziehung, die Ihr einmal erhalten habt, um die Frau eines Sohnes eines anderen Hauses zu werden, ist unpassend für eine Herrscherin.«
Mara hob ihre Stimme, die Spannung brachte das Blut in ihren Ohren zum Rauschen. »Ich habe nicht darum gebeten, Herrscherin zu sein!« Sie war jetzt an einem Punkt, wo nur ihre Wut sie davor bewahrte, in Tränen auszubrechen. »Bis vor einer Woche war ich eine Dienerin Lashimas, und das war alles, was ich mir in diesem Leben gewünscht hatte! Wenn die Ehre der Acoma auf mir ruht und von meiner Rache an den Minwanabi abhängig ist, wenn ich Rat und Unterricht benötige, wird das alles warten müssen, bis ich den Heiligen Hain besucht und dem Andenken der Erschlagenen meine Verehrung bewiesen habe!«
Keyoke warf Nacoya einen Blick zu, und diese nickte. Die junge Herrin der Acoma stand kurz vor einem Zusammenbruch, und sie würden sich ihr fügen müssen. Die alte Amme sagte: »Im Hain ist alles vorbereitet. Ich habe für Euren Vater das Zeremonienschwert und für Lanokota die Robe des Mannbarkeitsritus ausgewählt, um den Geist der beiden zurückzuholen, wenn es Euch recht ist.« Keyoke zeigte auf die beiden Gegenstände, die auf einem reichverzierten Kissen lagen.
Der Anblick des väterlichen Schwertes, das er bei Festlichkeiten getragen hatte, und der Robe ihres Bruders, die er während der Zeremonie der Mannbarkeit überreicht bekommen hatte, war mehr, als das erschöpfte, leidgeprüfte Mädchen ertragen konnte. »Laßt mich allein!« rief sie mit tränenerstickter Stimme.
Die drei zögerten, obwohl Ungehorsam gegenüber der Lady der Acoma Strafen bis hin zum Tod nach sich ziehen konnte. Der Hadonra war der erste, der sich umdrehte und die Gemächer seiner Herrin verließ. Keyoke folgte ihm, doch als Nacoya sich ebenfalls umwandte, wiederholte sie noch einmal: »Kind, im Hain ist alles vorbereitet.« Dann ging sie hinaus und schob langsam die große Tür hinter sich zu.
Endlich allein, ließ Mara ihren Tränen freien Lauf. Dennoch hielt sie ihr Schluchzen in Grenzen, als sie aufstand und das Kissen mit dem Schwert und dem Umhang aufhob.
Die Trauerzeremonie war eine private Angelegenheit; nur Mitglieder der Familie durften die Lichtung der Besinnung betreten. Aber unter normalen Umständen hätte eine würdevolle Prozession aus Bediensteten und anderen Angehörigen des Haushalts die überlebenden Familienmitglieder bis zur Hecke am Eingang begleitet. Jetzt tauchte statt dessen aus einer der hinteren Türen ihrer Gemächer eine einzelne Gestalt auf. Vorsichtig trug Mara das Kissen; ihre weiße Robe war verknittert und schmutzig, wo der Saum im Staub schleifte.
Selbst taub und blind hätte sie sich an den Weg erinnert. Ihre Füße kannten den Pfad bis zum letzten Stein, der in die knotige Wurzel des Ulo-Baums neben dem Zeremonientor eingeschlagen worden war. Die dichte Hecke, die den Hain umgab, schützte vor neugierigen Blicken. Nur Familienmitglieder der
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