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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Schluchzern geschüttelt, als ihr Geist endgültige Erlösung von den Schrecken suchte, die die Ermordung ihres Vaters, ihres Bruders und Hunderter von treuen Kriegern hinterlassen hatte. Ihre linke Hand schoß nach vorn und griff in die Erde neben dem Natami. Sie schmierte die feuchte Erde in ihr Haar und schlug sich mit der Faust gegen den Kopf. Sie war eins mit der Acoma-Erde, bedeutete dies, und zu dieser Erde würde sie wieder zurückkehren, wie auch die Geister der Erschlagenen zurückkehrten.
    Jetzt schlug sie mit der Faust auf ihre Hüfte, begann den Trauergesang, der zwischen ihren Schluchzern beinahe unverständlich blieb. Und während ihre Klagelaute den Hain erfüllten, wiegte sie sich auf den Knien langsam vor und zurück.
    Dann ergriff sie den kleinen metallenen Dolch, ein Familienerbstück von beachtlichem Wert, der seit Jahrhunderten nur für diese Zeremonie benutzt wurde. Sie zog die Klinge aus der Scheide und brachte sich einen Schnitt am linken Arm bei. Der heiße Schmerz war ein harter Gegensatz zu dem elenden Gefühl in ihrer Brust.
    Entsprechend dem Brauch hielt sie die kleine Wunde über den Teich, ließ die Blutstropfen hineinfallen und sich mit dem Wasser vermischen. Wieder zerrte sie an ihrem Gewand und riß jetzt auch den restlichen Stoff bis auf ein paar Fetzen von ihrem Körper. Nackt bis auf einen Lendenschurz warf sie die Lumpen mit einem erstickten Schrei von sich. Sie zog an ihren Haaren, zwang den Schmerz dazu, sie von der Trauer zu läutern, stimmte altehrwürdige Worte an, rief ihre Ahnen herbei, um Zeugen ihres Leidens zu werden. Dann warf sie sich auf die frische Erde über der Bestattungsstelle und legte ihren Kopf auf den Natami ihrer Familie.
    Nun, da die Zeremonie abgeschlossen war, floß Maras Trauer dahin wie das aus dem Teich strömende Wasser, nahm ihre Tränen und ihr Blut mit zum Fluß und von dort weiter zur fernen See. So, wie das laute Wehklagen ihren Schmerz linderte, würde die Zeremonie sie schließlich läutern, aber jetzt war der Augenblick der privaten Trauer, in dem sie sich ihrer Tränen nicht zu schämen brauchte. Und Mara gab sich ihrer Trauer hin, als Wogen des Kummers aus der Tiefe ihrer Seele emporstiegen und eine nach der anderen über sie hereinbrach.
    Ein Geräusch erklang, wie das Rascheln von Blättern, als würde sich jemand in den Zweigen über ihr bewegen. Ganz und gar gefangen in ihrem Kummer, nahm Mara es kaum wahr; selbst dann nicht, als eine dunkle Gestalt neben ihr auf den Boden sprang. Bevor sie ihre Augen öffnen konnte, zerrten kräftige Finger an ihren Haaren. Maras Kopf wurde nach hinten gerissen. Panische Angst ergriff sie, und sie versuchte sich zu wehren. Verschwommen erkannte sie einen Mann in einem schwarzen Umhang hinter sich. Von einem kräftigen Schlag mitten ins Gesicht halbbetäubt, spürte sie, daß der Mann ihre Haare losgelassen hatte und ihr einen Strick über den Kopf schieben wollte. Instinktiv griff sie danach. Ihre Finger verhedderten sich in dem Seil, das sie innerhalb weniger Sekunden hätte töten sollen, doch als der Mann die Garrotte festzog, verhinderte ihre Handfläche, daß der Knoten in der Mitte ihre Luftröhre zudrückte. Dennoch gelang es ihr nicht zu atmen. Ihr Versuch, um Hilfe zu schreien, scheiterte. Sie versuchte sich wegzudrehen, aber der Attentäter hielt sie fest. Sie erinnerte sich an einen Fußtritt der Ringer, den ihr Bruder ihr einmal beigebracht hatte, erhielt jedoch nur eine spöttische Mischung aus Lachen und Grunzen dafür. Trotz ihrer Fähigkeiten war Mara kein Gegner für diesen Angreifer.
    Das Seil wurde fester zugezogen und schnitt schmerzhaft in Hand und Nacken. Mara schnappte nach Luft, aber es kam keine, und ihre Lungen brannten. Während sie wie ein Fisch an einem Angelhaken zappelte, stellte der Mann sie aufrecht hin. Nur indem sie verzweifelt das Seil mit der einen Hand festhielt, konnte sie verhindern, daß ihr Genick brach. Maras Ohren tönten schrill von dem wild klopfenden Blut. Hilflos fuchtelte sie mit der freien Hand herum, verhedderte sich in der Kleidung des Angreifers. Sie riß kräftig daran, war aber zu schwach, um den Mann aus dem Gleichgewicht zu bringen. In ihrem Kopf erscholl ein Tosen wie von einer stürmischen Brandung, und nur schwach vernahm sie das angestrengte Atmen des Mannes, als er sie vom Boden hob. Vergeblich versuchte sie noch einmal Atem zu schöpfen, dann versank sie langsam in tiefer Dunkelheit.

Zwei

    Abwägungen

    Mara spürte etwas Nasses auf

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