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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Acoma waren hier zugelassen, abgesehen von einem Priester Chochocans, der den Hain weihte, und dem Gärtner, der sich um die Büsche und Blumen kümmerte. Eine Hecke hinter dem Tor verhinderte, daß jemand von außen hineinschauen konnte.
    Mara trat ein und eilte in das Herz des Hains. Dort, inmitten einer kleinen Gruppe gestutzter, lieblich blühender Obstbäume, lag der heilige Teich, der von einem kleinen Bach gespeist wurde. Die gekräuselte Oberfläche spiegelte durch einen Vorhang aus überhängenden Zweigen hindurch das Blaugrün des Himmels wider. Am Ufer ragte ein großer Stein aus der Erde, ausgewachsen und geglättet von den Naturgewalten; der Shatra-Vogel der Acoma war einst tief in die Oberfläche eingemeißelt worden, aber jetzt war das Wappen kaum noch sichtbar. Dies war der Natami ihrer Familie: der heilige Fels, der den Geist der Acoma enthielt. Sollten die Acoma eines Tages flüchten müssen, so würde dieses höchstgeschätzte Stück fortgetragen werden, und alle Mitglieder des Clans würden ihr Leben einsetzen, um es zu schützen. Denn sollte der Natami in die Hände anderer fallen, hätte die Familie aufgehört zu existieren. Mara warf einen Blick auf die Hecke an der anderen Seite. Drei Natami, die die Ahnen der Acoma an sich genommen hatten, waren unter einer Tafel vergraben worden, damit ihre gemeißelten Wappen niemals wieder das Sonnenlicht erblickten. Maras Vorfahren hatten drei Familien im Spiel des Rates ausgelöscht. Jetzt drohte ihrer eigenen das gleiche Schicksal.
    In der Nähe des Steins war ein Loch gegraben worden; daneben türmte sich die noch feuchte Erde. Mara legte das Kissen mit dem Schwert ihres Vaters und die Robe ihres Bruders hinein. Mit bloßen Händen warf sie die Erde zurück in das Loch, drückte sie fest, ohne darauf zu achten, daß sie dabei ihr weißes Gewand beschmutzte.
    Dann hockte sie sich auf die Fersen. Plötzlich spürte sie einen unwiderstehlichen Drang zu lachen. Ein merkwürdiges, kühles Schwindelgefühl erfaßte sie, und sie wurde argwöhnisch. Obwohl sie hier am richtigen Ort war, schienen der Schmerz und die so lange zurückgehaltenen Tränen jetzt nicht kommen zu wollen.
    Sie nahm einen tiefen Atemzug und unterdrückte das Lachen. In ihren Gedanken blitzten Bilder auf, und sie fühlte Hitze in ihren Brüsten, ihren Hals und ihre Wangen steigen. Die Zeremonie mußte weitergehen, trotz ihrer sonderbaren Gefühle.
    Neben dem Teich lagen ein kleines Fläschchen, eine schwach qualmende Kohlenpfanne, ein winziger Dolch und ein sauberes, weißes Kleid. Mara ergriff das Fläschchen und zog den Pfropfen heraus. Sie goß das wohlriechende Öl in den Teich, sandte kurzlebige Schimmer zerbrochener Lichtfetzen über seine Oberfläche. »Ruhe nun, mein Vater. Ruhe nun, mein Bruder. Kehrt zurück in Eure Heimaterde und schlaft bei Euren Ahnen«, sagte sie mit weicher Stimme.
    Sie legte das Fläschchen beiseite und riß mit einem kräftigen Ruck das Oberteil ihres Gewandes auf. Trotz der Hitze fröstelte sie, als die kühle Brise auf die so plötzlich entblößte, feuchte Haut traf. Sie zerrte ein weiteres Mal an ihrem Umhang, wie es die Traditionen ihrer Ahnen verlangten. Beim zweiten Mal schrie sie auf, aber es war nur ein halbherziger Ton, kaum mehr als ein Wimmern. Der Brauch verlangte, daß man den Verlust vor den Ahnen zeigte.
    Wieder zerrte sie an dem Gewand, riß es jetzt von der linken Schulter herunter, so daß es bis zur Taille hinabhing. Aber der Schrei, der kurz darauf folgte, enthielt mehr Wut über den Verlust als Trauer. Mit der linken Hand befreite sie jetzt auch die rechte Schulter von dem Stoff. Dieses Mal kam ihr Schluchzen aus vollem Hals, als der Schmerz aus der Tiefe ihres Bauches hervorbrach.
    Diese Traditionen, deren Ursprünge im Laufe der Zeit verlorengegangen waren, boten zumindest ein wenig Erlösung. Jetzt kam all die Qual hervor, die sie so lange hatte zurückhalten müssen, brach sich Bahn von den Lenden über den Bauch und die Brust, bis sie als Schrei ihrem Mund entfuhr. Der klagende Laut eines verletzten Tieres erscholl auf der Lichtung, als Mara sich ihrer Wut, ihrer Empörung, ihrer Qual und dem Verlust hingab.
    Schrill schreiend vor Trauer und beinahe blind vor Tränen stieß sie mit ihrer Hand in die nahezu erloschene Kohlenpfanne. Sie ignorierte den Schmerz der wenigen noch heißen Kohlestückchen und rieb Asche über Brüste und Bauch, um damit zu symbolisieren, daß ihr Herz in Asche lag. Wieder wurde ihr Körper von tiefen

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