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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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würden alle, die auf dem Anwesen arbeiteten, geschäftig ihren Aufgaben nachgehen, in diesem Augenblick jedoch konnte Mara noch in Ruhe einen gelassenen Blick auf das werfen, was jetzt ihrem Schutz unterstand. Ihre Brauen wölbten sich besorgt, als sie begriff, wieviel sie noch zu lernen hatte, um dieses Anwesen wirklich führen zu können. Zum jetzigen Zeitpunkt kannte sie noch nicht einmal das genaue Ausmaß ihres Erbes. Sie konnte sich erinnern, daß es auch Besitztümer in anderen Provinzen gab, aber sie wußte weder etwas über ihre Lage noch über ihren Wert. Ihr Vater hatte Einzelheiten über alles, was Ackerbau und Viehzucht betraf, nie sehr gemocht, und wenn er auch über sein Vermögen und das Wohlergehen seiner Leute mit Weisheit gewacht hatte, so war er in den Unterhaltungen mit Mara stets zu anderen Dingen abgeschweift, die ihn mehr interessiert hatten und von leichterer Natur gewesen waren.
    Als die Zofe leise von der Zimmertür her rief, schloß Mara den Fensterladen wieder. »Ich werde mich sofort ankleiden und frühstücken«, ordnete sie an. »Dann möchte ich im Arbeitszimmer mit diesem neuen Hadonra, Jican, sprechen.«
    Die Zofe verbeugte sich und eilte zu dem Kleiderschrank, während Mara ihr verworrenes Haar zu ordnen versuchte. Sie hatte sich im Tempel daran gewöhnen müssen, ohne die angenehme Hilfe von Dienerinnen auszukommen, und so hatte sie auch jetzt automatisch nach der Bürste gegriffen.
    »Mylady, mache ich es Euch nicht recht?« Die Stimme und Haltung der jungen Zofe verrieten ihre starke Anspannung.
    Mara runzelte die Stirn, sie ärgerte sich über ihren gedankenlosen Fehler. »Du machst es sehr gut.« Sie reichte der Zofe die Bürste und verharrte still, während die Dienerin sich ihrem Haar widmete. Während sie arbeitete, gestand Mara sich ein, daß ihre Entscheidung, Jican zu treffen, sowohl der Versuch war, Nacoya zu entgehen, als auch mehr über ihr Gut zu erfahren. Die alte Amme hatte die Angewohnheit, am frühen Morgen mürrisch zu sein. Und abgesehen von ihrer gewohnten Übellaunigkeit würde Nacoya ganze Bände voller Ermahnungen für ein junges Mädchen über ihre Verantwortung als Herrscherin zum besten geben.
    Mara seufzte, und die Zofe hielt inne, wartete auf ein Zeichen ihrer Herrin, ob etwas nicht in Ordnung sei. Als Mara jedoch nichts sagte, fuhr das Mädchen fort, zaghaft, als würde sie die Mißbilligung ihrer Lady fürchten. Mara grübelte über die Fragen, die sie Jican stellen konnte, und wußte bereits, daß sie sich mit Nacoyas scheltendem Wesen würde arrangieren müssen. Wieder stieß sie einen Seufzer aus, wie früher, wenn sie für irgendeinen kindischen Unfug eine von Nacoyas Strafen hatte erdulden müssen. Erneut hielt die Zofe inne, um zu sehen, ob ihre Herrin unzufrieden mit ihr war. Nach einer kurzen Pause fuhr das Mädchen fort, die Haare ihrer Mistress zu richten, und Mara verlor sich in Gedanken über die Verwaltung ihres Anwesens.

    Später saß Mara angekleidet und ordentlich zurechtgemacht mit aufgestützten Ellbogen auf einem Stapel Kissen. Vor lauter Konzentration knabberte sie mit den Zähnen sanft an der Unterlippe, während sie die letzten Exemplare eines nicht unerheblichen Stapels an Schriftrollen durchsah. Der Hadonra Jican, klein, sonnengebräunt und nervös wie ein Thyza-Vogel, schaute ihr über die Schulter. Gerade hob er seinen Finger, um auf etwas zu deuten.
    »Die Guthaben sind hier eingetragen, Mylady Wie Ihr seht, sind sie von beträchtlicher Höhe.«
    »Ich erkenne es, Jican.« Mara legte die Rolle auf die Knie, als Nacoya ihren Kopf durch die Tür steckte. »Ich bin beschäftigt, Nacoya. Ich werde bald Zeit für dich haben und mit dir sprechen, vielleicht gegen Mittag.«
    Die alte Amme schüttelte den Kopf; ihre Haarnadeln saßen so schief wie immer. »Mit Eurer Erlaubnis, Mylady, es ist bereits eine Stunde nach Mittag.«
    Mara wölbte überrascht die Brauen. Sie konnte die Ungeduld ihres Vaters, was die Verwaltung seiner abgelegenen Ländereien betraf, nachempfinden. Die Aufgabe war komplizierter, als sie vermutet hatte. Dennoch fand sie, anders als ihr Vater, auch die Feinheiten der Buchhaltung faszinierend. »Ich habe die Zeit vergessen. Aber Jican ist beinahe fertig. Du kannst draußen warten, wenn du möchtest«, sagte sie mit einem reumütigen Lächeln, als sie Nacoyas Ungeduld bemerkte.
    Nacoya schüttelte verneinend den Kopf. »Es ist zuviel zu tun, Lady. Schickt Euren Läufer nach mir, wenn Ihr Zeit habt. Aber wartet

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