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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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standen. Aber es geschah nichts. Verständnis glomm plötzlich in den Augen des Gesetzlosen auf. »Ihr habt etwas vor, hübsche Mistress?« Seine Worte waren Frage und Feststellung zugleich.
    Mara amüsierte sich wider Erwarten über die Unverschämtheit des Mannes und erkannte, daß er sie mit seinen dreisten und herausfordernden Bemerkungen auf die Probe stellen wollte. Sie begriff, daß sie diesen Lujan unterschätzt hatte. Daß die Fähigkeiten eines so klugen Mannes derart ungenutzt bleiben konnten! dachte sie. In dem Bestreben, Zeit zu gewinnen, zuckte sie wie ein verzogenes Kind mit den Schultern.
    Kühn trat Lujan auf sie zu, streckte seinen Arm durch die Reihen ihrer Wachen hindurch und griff mit seiner rauhen und schmutzigen Hand nach dem Schal um ihren Hals.
    Jetzt kam eine unmittelbare Reaktion. Lujan verspürte einen plötzlichen Druck an seinem Handgelenk. Als er hinunterschaute, sah er Papewaios Schwert nur um Haaresbreite davon entfernt, ihm die Hand abzutrennen. Der Gesetzlose riß seinen Kopf wieder hoch, so daß er dem Truppenführer direkt in die Augen blicken konnte. »Einmal ist Schluß«, erklärte Papewaio mit ausdrucksloser Stimme.
    Lujan öffnete langsam seine Hand und gab Maras Schal frei. Er lächelte nervös und zog geschickt seine Hand zurück, dann entfernte er sich wieder von Maras Wachen. Seine Haltung drückte jetzt Mißtrauen und Feindseligkeit aus, denn unter normalen Umständen hätte es ihn das Leben gekostet, wenn er eine Lady auf solche Weise berührt hätte. »Hier ist irgend etwas faul. Was für ein Spiel spielt Ihr, Lady?« Mit festem Griff umklammerte er sein Schwert, und seine Männer schoben sich nach vorn. Sie warteten nur noch auf den Befehl zum Angriff.
    Und dann bemerkte der Bandit plötzlich, daß Mara und ihr Offizier aufmerksam die Felsen oberhalb der Lichtung beobachteten. Er begann zu fluchen. »Keine Herrscherin würde mit so wenig Kriegern reisen. Oh, was war ich für ein Narr!«
    Er wollte gerade wieder auf sie zugehen, während seine Männer sich zum Angriff bereitmachten, als Mara einen lauten Ruf ausstieß: »Keyoke!«
    Ein Pfeil flog durch die Luft und bohrte sich genau zwischen den Beinen des Anführers in den Boden. Lujan blieb so abrupt stehen, als hätte er das Ende eines Haltestricks erreicht. Für einen kurzen Augenblick kämpfte er um sein Gleichgewicht, dann trat er schwerfällig einen Schritt zurück. Eine Stimme erklang von den Felsen herab. »Kommt meiner Herrin noch einen Schritt näher, und Ihr seid ein toter Mann!« Lujan wirbelte herum; er blickte in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war, und sah hoch oben Keyoke, der ihn entlang der Klinge seines Schwertes ansah. Der Kommandeur nickte grimmig, und ein Bogenschütze sandte einen Signalpfeil über den Kamm der Schlucht. Noch während der Pfeil pfeifend die Luft durchschnitt, rief Keyoke seine Unteranführer: »Ansami! Mesai!«
    Stimmen aus dem Wald antworteten ihm. Die Gesetzlosen begriffen, daß sie von hinten umzingelt worden waren und wirbelten herum. Sie erhaschten Blicke auf polierte Rüstungen zwischen den Bäumen; ganz vorn war der schlanke Federbusch eines Offiziersheims zu sehen. Der Banditenführer konnte die Größe der feindlichen Streitmacht nicht einschätzen und handelte blitzschnell. Verzweifelt wandte er sich um und gab den Befehl, die um Maras Sänfte stehenden Wachen anzugreifen.
    Doch mit einem weiteren Ruf erstickte Keyoke dieses Vorhaben schon im Ansatz. »Dacoya! Hunzai! Vorwärts! Macht euch schußfertig!«
    Die vorher glatte Silhouette des Kamms zeigte plötzlich Risse, als die Helme von etwa hundert Männern mit geschwungenen Bögen auftauchten. Aus dem Wald am Rand der Lichtung erklang Rascheln und das Geräusch brechender Äste, als würden sich mehrere hundert Männer darin schnell vorwärtsbewegen.
    Der Anführer der Banditen gab ein Zeichen, und seine Männer blieben stolpernd stehen. Deutlich im Nachteil, versuchte Lujan etwas verspätet, die eigenen Möglichkeiten abzuschätzen. Fieberhaft suchten seine Augen die Seiten der Schlucht ab. Nur ein Kommandeur war deutlich zu erkennen, und der hatte die Namen von vier Truppenführern gerufen. Lujan blinzelte gegen das Sonnenlicht und betrachtete seine eigenen Männer. Ihre Lage war nahezu aussichtslos.
    Mara hatte inzwischen ihr mädchenhaftes Verhalten abgelegt. Ohne auch nur einen einzigen Blick auf ihren Leibwächter zu werfen, sagte sie: »Lujan, befehlt Euren Männern, die Waffen

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