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Die Auserwaehlte

Die Auserwaehlte

Titel: Die Auserwaehlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond E. Feist
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Zwischen den Körpern ihrer Krieger hindurch sah Mara die lackierten Wagen aufleuchten, als die Streitmacht der Feinde, die ihrer Eskorte fünffach überlegen war, sich in einem Halbkreis um die Quelle aufstellte.
    Das Plätschern des Wassers wurde übertönt vom Knarren und Knirschen der Rüstungen und dem schnellen, nervösen Atmen der angespannten Männer. Papewaio blieb bei Maras Sänfte, er wirkte wie eine gemeißelte Statue mit gezogenem Schwert. Eine lange, zermürbende Minute schien alles in völliger Reglosigkeit zu verharren. Dann bellte ein Mann hinter der feindlichen Linie einen Befehl, und zwei der Banditen traten vor und durchtrennten die Stricke, mit denen die Stoffplanen der Wagen befestigt waren. Mara spürte Schweiß ihren Rücken hinablaufen, als eifrige Hände die Handelsware der Acoma dem Sonnenlicht preisgaben. Jetzt kam der schwierigste Augenblick, denn ihre Krieger waren gezwungen, unabhängig von jeder Beleidigung und Provokation die Reihen geschlossen zu halten. Die Soldaten hatten den Befehl, nur einzugreifen, wenn Mara von den Gesetzlosen bedroht werden sollte.
    Die Banditen erkannten rasch, daß es keinen Gegenangriff geben würde. Unter Jubelschreien stießen sie die Säcke mit Thyza-Korn von den Wagen, andere wagten sich näher an die Acoma-Wachen heran, neugierig geworden, welcher Schatz einen solchen Schutz verdiente. Als sie sich näherten, erhaschte Mara einen Blick auf ihre rußig-schmutzigen Knöchel, die zerrissene Kleidung und eine seltsame Ansammlung unterschiedlichster Waffen. Doch die Art, wie sie die Klingen hielten, verriet auch Übung und Erfahrung – und erbarmungslose Not. Diese Männer waren so verzweifelt, daß sie für eine Wagenladung minderwertigen Thyza-Korns zu töten und zu sterben bereit waren.
    Plötzlich zerriß ein unmißverständlicher Befehl den Freudentaumel der Männer neben den Wagen. »Wartet! Laßt das liegen!« Die Banditen verstummten und wandten sich von ihrer Beute ab; einige hielten noch immer Säcke voller Korn an die Brust gepreßt.
    »Sehen wir nach, welches Glück uns dieser Tag beschert.« Ein schlanker, bärtiger Mann – offensichtlich der Anführer der Bande – trat aus den Reihen seiner Untergebenen und marschierte kühn auf die Krieger zu, die Mara bewachten. In der Mitte zwischen den feindlichen Linien blieb er stehen, das Schwert stoßbereit in der Hand. Sein freches, großspuriges Verhalten veranlaßte Papewaio, sich zu voller Größe aufzurichten.
    »Ruhig, Pape«, flüsterte Mara mehr zu ihrer eigenen Beruhigung als zu der ihres Truppenführers. Erstarrt hockte sie in der Enge ihrer Sänfte und beobachtete, wie der Bandit mit seinem Schwert geringschätzig gestikulierte.
    »Was ist das? Aus welchem Grund kämpfen Männer mit Schwertern und Rüstungen und der Ehre eines großen Hauses nicht?« Der Anführer verlagerte sein Gewicht auf das andere Bein, was seine verborgene Unsicherheit offenbarte. Es war ihm noch kein Tsurani-Krieger begegnet, der auch nur kurz gezögert hätte, anzugreifen oder sogar zu sterben. Schließlich gab es für einen Krieger keine größere Auszeichnung, als im Kampf zu fallen. Nach einem weiteren Schritt entdeckte er Maras Sänfte. Seine Verwirrung ließ nach. »Eine Frau!« rief er mit gerecktem Hals.
    Mara ballte die Fäuste in ihrem Schoß. Sie reckte ihren Kopf mutig empor und sah den Banditenanführer mit ausdruckslosem Gesicht an. Er grinste jetzt breit, als wären die paar Krieger, die zu Maras Verteidigung bereitstanden, längt nicht genug Abschreckung, um ihm seine Eroberung streitig zu machen. Er wandte sich an seine Kameraden. »Heute ist ein schöner Tag, Männer. Eine Karawane und eine Gefangene, und noch nicht einmal das Blut eines einzigen Mannes mußte für den Roten Gott vergossen werden!«
    Neugierig ließen die Gesetzlosen die Säcke mit Thyza fallen und traten näher, hielten ihre Waffen jedoch weiter drohend auf die Krieger der Acoma gerichtet. Ihr Anführer wandte sich Mara zu. »Lady, ich hoffe, Euer Vater oder Ehemann liebt Euch und ist reich, oder wenn er Euch schon nicht liebt, dann sollte er wenigstens reich sein. Ab sofort seid Ihr unsere Geisel.«
    Mit einem kräftigen Ruck zog Mara den Vorhang der Sänfte zurück. Sie ergriff Papewaios Hand und stand auf. »Euer Schluß mag etwas voreilig sein, Bandit.«
    Der Anführer der Gesetzlosen zuckte zusammen, ihre Haltung machte ihn unsicher. Eingeschüchtert durch ihr selbstbewußtes Auftreten trat er einen Schritt zurück. Die

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