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Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Die Auserwählte: Roman (German Edition)

Titel: Die Auserwählte: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Bosworth
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paar Jahre zuvor gestorben war. Danach brauchte Mom nicht mehr vorzutäuschen, dass sie an Grandmas Fegefeuer-Theologie glaubte. Grandma wurde in dem Glauben beerdigt, ihre Tochter werde eines Tages in ihrem flauschigen Weiße-Wolken-Himmel zu ihr stoßen, anstatt geradewegs zur Hölle zu fahren, wo mein Vater zusammen mit allen anderen Ungläubigen auf einem Spieß röstete.
    Mom behauptete stets, dass sie trotz ihrer extrem religiösen Erziehung überzeugte Agnostikerin sei. Dass sie an nichts Bestimmtes glaube und vollkommen zufrieden damit sei, bis zu ihrem Tod zu warten, um herauszufinden, was wirklich Sache war. Ich nahm an, bei ihrer Besessenheit von Prophet handelte es sich nur um eine aus Verzweiflung geborene Phase – wie bei Passagieren in einem Flugzeug, die bei starken Turbulenzen zu beten beginnen.
    Ich berührte Mom an der Schulter, die einem harten, hervorstehenden Winkel glich. Unter ihrem Bademantel bestand sie nur noch aus Haut und Knochen.
    »Alles wird gut«, sagte ich zu ihr, wenngleich die Worte nach zu häufigem Gebrauch an Bedeutung verloren hatten. Ich sagte sie ständig zu irgendjemandem: zu Mom, zu Parker oder zu mir selbst.
    »Pass auf da draußen«, erwiderte Mom und berührte flüchtig meine behandschuhte Hand. »Und pass auf deinen Bruder auf.«
    »Mache ich.« Ich drehte mich um, und Prophet flüsterte über meine Schulter, als würde er unmittelbar hinter mir stehen. » Und ich sah, dass es das sechste Siegel auftat, und siehe, da ward ein großes Erdbeben, und die Sonne ward schwarz wie ein härener Sack, und der Mond ward wie Blut. «
    »Die Zeit naht«, sagte Prophet. »Das Ende naht.«
    3
    P arker saß auf dem Beifahrersitz meines silberfarbenen Autos und beobachtete die Obdachlosen, die auf dem Bürgersteig vorbeigingen und so zerfetzt und leblos aussahen wie eine Horde Zombies. Ich wünschte mir nicht zum ersten Mal, wir hätten eine größere Garage, damit ich meinen Wagen nicht auf der Straße hätte parken müssen. Bislang hatten ihn die Obdachlosen nicht angerührt, doch ich rechnete jeden Morgen, wenn ich nach draußen ging, damit, dass ein Fenster eingeschlagen worden war oder vielleicht sogar eine Familie darin schlief.
    Unser Craftsman-Bungalow befand sich nur wenige Häuserblocks von Venice Beach entfernt. Nach dem Beben waren zahllose Obdachlose dorthin übergesiedelt und hatten Zelte als provisorische Behausungen aufgestellt. Viele von ihnen kamen in unser Viertel, klopften an Türen und baten um Essen, Bekleidung oder sauberes Wasser.
    Manchmal baten sie allerdings auch nicht.
    Ich hielt abermals nach dem Jungen Ausschau, von dem Mom gesprochen hatte. Ich wollte mir nicht vorstellen, dass womöglich jemand unser Haus auskundschaftete, aber ich wollte auch nicht glauben, dass Mom wieder halluzinierte. Der Dealer – den ich nur unter diesem Namen kannte – hatte mir gesagt, das Chlorpromazin sollte das eigentlich unterbinden.
    Aus irgendeinem Grund fiel mir mein Traum von Nightmare Boy und seinem Messer wieder ein, mit dem er mich hatte erstechen wollen. Und ich dachte an das unverriegelte Fenster in unserer Garage. Dann vergaß ich all das wieder, als ein Mann mittleren Alters mit Schmutz tief in den Falten auf seiner Stirn Parker in meinem Wagen sitzen sah und sich bückte, um ans Fenster zu klopfen.
    Ich eilte den Weg hinunter und machte mich auf eine Konfrontation gefasst. Die Obdachlosen waren nicht mit den Menschen zu vergleichen, die bereits vor dem Beben keine feste Unterkunft gehabt hatten. Sie waren es nicht gewöhnt, etwas zu entbehren, und das machte sie aggressiv, was Parker häufig bewusst ignorierte. Wäre Mom nicht gewesen, hätte er aus unserem Haus vermutlich ein provisorisches Asyl gemacht.
    Als ich beim Auto ankam, hatte Parker bereits das Fenster heruntergekurbelt. Er hielt dem Mann mehrere zerknitterte Geldscheine hin.
    »Mehr habe ich nicht«, sagte Parker. Ich suchte über die Schulter des Mannes hinweg seinen Blick und schüttelte den Kopf. Ein paar Dollar war mehr, als wir momentan entbehren konnten. Die Medikamente auf dem Schwarzmarkt waren nicht gerade billig.
    Parker ignorierte mich.
    »Danke«, sagte der Mann und betrachtete das Geld mit einem Nicken. »Das hilft. Alles hilft. Ich habe nämlich eine Familie, wissen Sie? Das ist für meine Familie.«
    Ein Milizionär, den ich in der Gegend hatte patrouillieren sehen, kam auf dem Bürgersteig auf uns zugelaufen, eine Hand an dem Taser, der an seinem Gürtel befestigt war. Er war von

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