Die Auserwählte
Butterbrotpapier), eine Flasche mit Wasser, einige Toilettenartikel und Kleider zum Wechseln.
Beim letzten Kriegsrat unseres Unterausschusses hatten wir darüber entschieden, mit welchem Beförderungsmittel ich nach Edinburgh reisen sollte. Ich hatte schon beschlossen, welches es sein sollte, und war deshalb in der Lage, mich gegen die Einwände der anderen durchzusetzen. Bruder Indra erklärte sich augenblicklich bereit, den Reifenschlauch in Augenschein zu nehmen und entsprechend umzuarbeiten, und machte sich stante pede auf, dies zu tun. Unter Zuhilfenahme einiger alter Landkarten hatte ich mir ebenfalls schon zurechtgelegt, wie ich zu Gertie Possils Haus gelangen könnte, und ich hatte eine gewisse vage Vorstellung, wie möglicherweise die weit längere Reise nach London, im Südosten Englands, zu bewerkstelligen sei. Meine Argumente trugen den Sieg davon.
Bevor wir fortfahren, sollte ich am besten erklären, weshalb ich – wo ich mich doch auf einer so wichtigen Mission befand, bei der die Zeit eine bedeutende Rolle spielte – nicht eine schnellere Transportmöglichkeit wählte und zum Beispiel mit einem Inter-City-Zug direkt nach London oder mit einem Taxi zum Glasgower oder Edinburgher Flughafen fuhr. Zum Verständnis bedarf es einiger Theologie.
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Gott ist sowohl männlich wie weiblich als auch keines von beidem und darüber hinaus noch alles andere.
Gott wird immer als »Gott« im Singular bezeichnet, doch es wäre angemessener, ihn in der dritten Person Plural zu beschreiben, um uns immer wieder die Unergründlichkeit und die ultimative Unfaßbarkeit Seines Wesens zu verdeutlichen.
Gott ist allwissend, aber nur strategisch mit der weit entfernten Zukunft befaßt, nicht taktisch (ansonsten wäre das Konzept der Zeit hinfällig).
Außerdem ist Er allmächtig, aber nachdem Er sich entschlossen hat, dieses Universum, diese Mischung aus Experiment und Kunstwerk, zu erschaffen, wird Er nicht weiter eingreifen, es sei denn, die Sache liege apotheotisch gut oder apokalyptisch schlecht.
Für Gott ist dieses Universum eine Schneekugel oder der Inhalt eines Reagenzglases und beileibe nicht einzigartig; Er hat noch unzählige andere, und obgleich Er uns liebt und sich um uns sorgt, sind wir doch nicht Sein ein und alles.
Für Gott ist der Mensch ein verkrüppeltes Kind; Er liebt es und würde es niemals verleugnen, aber Er ist bekümmert darüber, daß Sein Kind nicht vollkommen ist.
Es gibt keinen Teufel, nur den Schatten, den der Mensch wirft und mit dem er den gleißenden Lichtschein Gottes verdeckt.
Der Mensch trägt einen Funken von Gottes heiligem Geist in sich, doch während Gott als vollkommen betrachtet werden kann, so entspringt Seine Vollkommenheit Seiner unendlichen Allumfassenheit, daher fehlt dem Menschen dieser Aspekt von Gottes Eigenschaften.
Der Mensch ist das Geschöpf Gottes und wurde erschaffen, um Ihm zu dienen und Aufsicht über das Universum zu führen, aber in seiner Nähe zu den Belangen der weltlichen Existenz wird er korrumpiert durch seine eigene Intelligenz und die Fähigkeit, alles, was vermeintlich wichtig erscheint, zu verändern, statt sich der schwierigeren, doch im Endeffekt auch lohnenderen Aufgabe zu widmen, die Gott ihm zugedacht hat; in dieser Hinsicht gleicht der Mensch einem kleinen Kind, das immer geschickter und flinker im Krabbeln geworden ist, statt sich auf die Füße zu stellen und das Laufen zu lernen.
Gottes ultimatives Ziel für den Menschen ist nicht bekannt und auf unserer derzeitigen Bewußtseinsstufe auch nicht erkennbar, wir müssen erst spirituell erwachsen werden, bevor wir auch nur ansatzweise erfassen können, welche Absichten Gott mit uns als spiritueller Spezies hat; alle vorherigen Vorstellungen vom Himmel (oder der Hölle) oder der Wiederkehr Christi oder dem Jüngsten Tag sind kindische Versuche, mit unserer eigenen Unwissenheit fertig zu werden. Das Erkennen von Gottes ultimativem Ziel ist eine der Aufgaben zukünftiger Propheten.
Was uns als Individuen bevorsteht, wenn wir sterben, ist eine Wiedervereinigung mit der Gottheit, aber während dieses Prozesses werden wir unserer beschränkten und beschränkenden Individualität enthoben und werden eins mit dem Universum. Neue Seelen werden aus jenem Meer des geheiligten Geistes geboren, den Gott im Universum bildet, und manchmal überlebt ein winziger Splitter der Erinnerung aus einer früheren Existenz die zwiefachen Turbulenzen des Todes und der Auflösung und der Geburt und Neuformung; das
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