Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
wir getrennt werden.«
Teresa hatte einen Zweig in der Hand, von dem sie die lose Rinde mit den Fingern abpulte. »Aber wir brauchen Ersatzmänner, die übernehmen können, falls uns was passiert.«
»Auf jeden Fall. Minho und Newt kennen die Codewörter – wir sagen ihnen, dass sie sie in den Computer eingeben müssen, falls wir … na ja, du weißt schon.« Thomas wollte nicht darüber nachdenken, was ihnen alles passieren könnte.
»Kein besonders komplizierter Plan«, sagte Teresa und gähnte, als wäre das alles ganz normal.
»Stimmt, der Plan ist einfach: gegen die Griewer kämpfen, den Code eingeben, durch die Tür abhauen. Dann knöpfen wir uns die Schöpfer vor – koste es, was es wolle.«
»Sechs Codewörter, wer weiß wie viele Griewer.« Teresa zerbrach den Zweig. »Was meinst du, was ANGST bedeuten soll?«
Thomas fühlte sich, als hätte er einen Schlag in die Magengrube bekommen. Als er das Wort jetzt aus ihrem Mund hörte, war es, als hätte sich in seinem Kopf ein Schalter umgelegt. Er war verblüfft, dass er nicht früher darauf gekommen war. »Das Schild, das ich draußen im Labyrinth gesehen hab – erinnerst du dich? Das Metallschild mit den eingeprägten Wörtern?« Sein Herz raste vor Aufregung.
Teresa runzelte zuerst verwundert die Stirn, aber dann schien in ihren Augen ein Licht anzugehen. »Meine Güte. A bteilung n achepidemische G rundlagenforschung, S onderexperimente T odeszone. ANGST. ANGST ist gut – das hab ich doch auf meinen Arm geschrieben. Aber was soll das bloß bedeuten?«
»Keine Ahnung. Deshalb hab ich auch eine Wahnsinnsangst, dass dieser Fluchtplan ein Haufen Klonk ist. Könnte ein Blutbad werden.«
»Alle wissen, worauf sie sich einlassen.« Teresa griff nach seiner Hand und hielt sie fest. »Denk dran: Wir haben nichts zu verlieren.«
Thomas dachte daran, aber Teresas Worte halfen ihm nicht – ihnen fehlte der Optimismus. »Nichts zu verlieren«, wiederholte er.
Kurz bevor sich normalerweise die Tore geschlossen hätten, servierte ihnen Bratpfanne eine letzte Mahlzeit, die sie durch die Nacht bringen sollte. Die Stimmung während des Essens hätte nicht gedrückter sein können. Thomas saß neben Chuck und stocherte geistesabwesend in seinem Essen herum.
»Sag mal … Thomas«, sagte Chuck, den Mund voller Kartoffelbrei. »Nach wem bin ich wohl benannt?«
Thomas konnte nicht anders, als den Kopf zu schütteln. Sie waren drauf und dran zur gefährlichsten Mission ihres Lebens aufzubrechen und Chuck war neugierig, woher sein Name kam. »Keine Ahnung. Chuck ist ein Spitzname für Charles. Darwin vielleicht? Der Typ, der das mit der Evolution rausgekriegt hat.«
»Ich wette, der ist noch nie ›Typ‹ genannt worden.« Chuck schob sich noch einen großen Löffel in den Mund und fand anscheinend, dass es sich mit vollem Mund am besten redete. »Weißt du, ich hab eigentlich gar nicht so große Angst. Die letzten Nächte im Gehöft, als wir rumgehockt und gewartet haben, dass ein Griewer kommt und sich einen von uns greift, das war die Hölle. Aber jetzt nehmen wir die Sache selbst in die Hand und schlagen zurück. Und wenigstens …«
»Was, wenigstens?«, fragte Thomas. Er nahm Chuck keine Sekunde lang ab, dass er keine Angst hatte. Es tat fast weh zu sehen, wie er versuchte mutig zu wirken.
»Na ja, alle spekulieren darauf, dass sie nur einen von uns umbringen können. Vielleicht hör ich mich an wie ’n Neppdepp, aber das macht mir Hoffnung. Wenigstens überleben so die meisten von uns – nur eine arme Sau muss dran glauben. Besser einer als alle.«
Es machte Thomas krank, wenn er daran dachte, wie alle ihre Hoffnungen daran hängten, dass nur einer sterben würde. Je mehr er darüber nachdachte, desto weniger glaubte er daran. Die Schöpfer kannten den Plan – sie könnten die Griewer neu programmieren. Allerdings war eine falsche Hoffnung besser als gar keine. »Vielleicht schaffen wir es alle. Wenn wir gemeinsam kämpfen.«
Chuck hörte kurz auf zu mampfen und sah Thomas aufmerksam an. »Glaubst du das wirklich oder willst du mich bloß aufmuntern?«
»Wir können es schaffen.« Thomas schob sich den letzten Bissen in den Mund und trank einen großen Schluck Wasser. Er fühlte sich wie ein Lügner. Einige würden sterben. Aber er würde alles Menschenmögliche tun, damit Chuck nicht dazugehörte. Oder Teresa. »Denk an mein Versprechen. Du kannst dich auf mich verlassen.«
Chuck runzelte die Stirn. »Na toll – überall
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