Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
auf sie. In seinem Kopf und seinem Herzen machten sich Zweifel breit, ob sie es wirklich wagen konnten. Er fragte sich, warum die Griewer bloß warteten – die Käferklingen hatten ihnen offensichtlich verraten, dass die Lichter auf dem Weg waren. Machte das den Schöpfern etwa Spaß ?
Er hatte eine Idee. »Vielleicht haben sie schon jemanden von der Lichtung mitgenommen. Vielleicht können wir einfach an ihnen vorbei – warum sitzen sie sonst –«
Ein lautes Geräusch von hinten unterbrach ihn. Er drehte sich um und sah noch mehr Griewer, die mit klirrenden Spikes und ausgefahrenen Greifarmen aus der Richtung, in der die Lichtung lag, auf sie zukamen. Thomas wollte gerade etwas sagen, als er Geräusche vom anderen Ende des langen Gangs hörte – er drehte sich um und sah noch mehr Griewer.
Der Feind kam von allen Seiten, sie waren eingekesselt.
Die Lichter stürmten auf Thomas zu und drängten sich dicht zusammen. Er war gezwungen auf die Kreuzung zwischen dem Korridor zur Klippe und dem langen Gang hinauszutreten. Er sah die Horde Griewer, die mit ausgefahrenen Spikes und pulsierender, feucht glänzender Haut zwischen ihnen und der Klippe standen. Sie warteten, beobachteten. Die anderen beiden Griewergruppen hatten sich den Lichtern auf ein paar Dutzend Meter genähert. Auch sie warteten ab.
Thomas drehte sich langsam im Kreis, unterdrückte seine Angst und verschaffte sich einen Überblick. Sie waren umzingelt. Jetzt hatten sie keine Wahl mehr – es gab keinen Ausweg. Er spürte einen stechenden, pochenden Schmerz hinter seinen Augen.
Die Lichter drängten sich noch enger um ihn. Die Blicke nach außen gerichtet, standen sie eng zusammengedrängt in der Mitte der Weggabelung. Thomas war zwischen Newt und Teresa eingeklemmt – er konnte spüren, wie Newt zitterte. Keiner sagte ein Wort. Man hörte nur das schaurige Maschinengestöhn und Surren der Griewer, die warteten und sich anscheinend über die kleine Falle freuten, die sie den Menschen gestellt hatten. Ihre widerwärtigen Körper hoben und senkten sich mit mechanisch pfeifendem Atem.
Was machen sie da? , rief Thomas Teresa zu. Auf was warten sie?
Sie antwortete nicht, das beunruhigte ihn. Er nahm ihre Hand und drückte sie. Die Lichter um ihn herum standen schweigend da und hielten sich an ihren dürftigen Waffen fest.
Thomas schaute zu Newt und fragte: »Irgendeine Idee?«
»Nein«, sagte Newt mit leicht zitternder Stimme. »Ich hab keine Ahnung, auf was zum Henker sie warten.«
»Wir hätten nicht herkommen sollen«, sagte Alby. Er hatte so lange nichts mehr gesagt, dass seine Stimme eigenartig hohl klang, erst recht mit dem dumpfen Echo, das die Wände des Labyrinths erzeugten.
Thomas war nicht nach Jammern zu Mute – sie mussten etwas tun . »Im Gehöft wäre dasselbe passiert. Ich sag das nicht gern, aber besser, einer von uns stirbt als alle.« Er hoffte mehr denn je, dass ihre Ein-Toter-pro-Nacht-Theorie stimmte. Als er all diese Griewer aus nächster Nähe sah, wurde ihm ihre Situation mit einem Schlag klar. Konnten sie wirklich gegen all diese Monster ankämpfen?
Einige Zeit verging, bis Alby antwortete. »Vielleicht sollte ich …« Er brach ab und ging – langsam, wie in Trance – in Richtung Klippe. Thomas stand wie versteinert da und sah ihm zu – er konnte es einfach nicht fassen.
»Alby?«, sagte Newt. »Komm zurück!«
Statt auf Newt zu hören, begann Alby zu rennen – direkt auf die Gruppe von Griewern zu, die zwischen ihm und dem Loch lauerten.
»Alby!«, schrie Newt.
Thomas wollte auch etwas sagen, aber Alby war schon bei den Monstern angekommen und hatte sich auf eins geworfen. Newt bewegte sich langsam vor – aber fünf oder sechs Griewer waren bereits erwacht und man sah nur noch Metall und Fleisch herumwirbeln. Bevor Newt vorpreschen konnte, hielt Thomas ihn an den Armen fest und zog ihn zurück.
»Lass mich los!«, brüllte Newt und versuchte sich zu befreien.
»Spinnst du?«, rief Thomas. »Du kannst ihm nicht helfen!«
Aus der Horde bewegten sich noch zwei Griewer auf Alby zu, krochen übereinander, griffen nach dem Jungen und stachen auf ihn ein, als wollten sie sich gegenseitig übertrumpfen und ihre ganze Grausamkeit zur Schau stellen. Es war kaum zu glauben, aber Alby schrie nicht. Thomas verlor ihn bei seinem Gerangel mit Newt aus den Augen, die Ablenkung war ihm ganz lieb. Schließlich gab Newt auf und sackte in sich zusammen.
Jetzt ist Alby endgültig durchgedreht , dachte Thomas
Weitere Kostenlose Bücher