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Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)

Titel: Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Dashner
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Körper seines Freundes. Er riss ihn wieder an sich, achtete nicht auf das Blut oder die erstarrten Gesichtszüge des Jungen.
    »Nein!«, brüllte Thomas von Trauer überwältigt. »Nein!«
    Teresa legte ihm die Hand auf die Schulter. Er schüttelte sie ab.
    »Ich hab’s ihm versprochen!«, brüllte er und spürte im selben Moment, dass in seiner Stimme etwas Fremdartiges, fast Wahnsinniges lag. »Ich hab versprochen, dass ich ihn nach Hause bringe! Ich hab’s ihm versprochen !«
    Teresa antwortete nicht, sie nickte nur mit gesenktem Blick.
    Thomas drückte Chuck an seine Brust, so fest er konnte, als könnte er ihn damit zurückbringen oder ihm danken, dass er ihm das Leben gerettet hatte und sein Freund gewesen war, als niemand etwas von ihm wissen wollte.
    Thomas weinte, wie er noch nie geweint hatte. Sein lautes, gequältes Schluchzen hallte durch den Raum wie eine Symphonie unerträglicher Schmerzen.

 
     
    Nachdem Thomas seinen Gefühlen freien Lauf gelassen hatte, schloss er den Schmerz wieder in seinem Herzen ein. Auf der Lichtung war Chuck zu einem Symbol für ihn geworden – ein Hoffnungsschimmer, dass alles wieder gut werden würde: In Betten schlafen. Gutenachtküsse bekommen. Eier mit Speck zum Frühstück essen. In eine richtige Schule gehen. Glücklich sein.
    Aber jetzt war Chuck nicht mehr da. Und sein erschlaffter Körper, den Thomas noch immer festhielt, hieß jetzt etwas anderes: nicht nur dass diese Zukunftsträume niemals in Erfüllung gehen würden, sondern dass ihr Leben vorher auch nie so gewesen war. Dass auch nach der Flucht harte Zeiten voller Entbehrungen auf sie zukamen.
    Schlammig trübe Erinnerungen tauchten wieder auf, in denen sich aber nur wenig Gutes fand.
    Thomas schloss den Schmerz tief in seinem Inneren ein. Er tat es für Teresa. Für Newt und Minho. Was auch Finsteres vor ihnen liegen mochte, sie würden zusammen sein. Das war das Einzige, was in diesem Moment wichtig war.
    Er ließ Chuck los, fiel nach hinten und versuchte das T-Shirt des Jungen nicht anzusehen, das schwarz war vor Blut. Er wischte sich die Tränen aus dem Gesicht, rieb sich die Augen und hatte das Gefühl, dass ihm das alles peinlich sein sollte – war es aber nicht. Dann blickte er endlich hoch. Er sah in Teresas riesige blaue Augen, aus denen tiefe Trauer sprach – um ihn ebenso wie um Chuck, da war er sich sicher.
    Sie bückte sich, streckte ihm die Hand hin und half ihm hoch. Als er stand, ließ sie nicht los, ebenso wenig wie er. Er drückte ihre Hand und versuchte ihr damit seine Gefühle zu erklären. Keiner sagte ein Wort, die meisten starrten nur ausdruckslos Chucks Leiche an, als wären sie ihrer Gefühle längst beraubt worden. Niemand sah in Gallys Richtung, der zwar atmete, sich aber nicht regte.
    Die Frau von ANGST brach das Schweigen.
    »Alles geschieht aus einem einzigen Grund«, sagte sie jetzt ohne jede Boshaftigkeit in der Stimme. »Das müsst ihr verstehen.«
    Thomas warf ihr einen Blick zu, in den er all seinen unterdrückten Hass legte. Aber er tat nichts.
    Teresa griff mit ihrer anderen Hand seinen Oberarm. Was jetzt? , fragte sie.
    Ich weiß nicht , antwortete er. Ich kann nicht –
    Er wurde von plötzlichem Geschrei und Tumult hinter der Tür, durch die die Frau gekommen war, unterbrochen. Sie erschrak sichtlich und wurde kreidebleich, als sie sich zur Tür umdrehte. Thomas folgte ihrem Blick.
    Einige Männer und Frauen in schmutzigen Jeans und klatschnassen Mänteln kamen mit erhobenen Waffen durch die Tür gerannt. Sie schrien durcheinander und waren unmöglich zu verstehen. Ihre Waffen – einige hatten Gewehre, andere Pistolen – sahen … archaisch und alt aus. Wie Spielzeug, das jahrelang verlassen im Wald herumgelegen hatte und vor kurzem von der nächsten Generation, die Krieg spielen wollte, entdeckt worden war.
    Thomas sah erschrocken zu, wie zwei der Neuankömmlinge die ANGST-Frau zu Boden stießen und festhielten. Dann trat einer zurück, zog seine Waffe und zielte.
    Das kann nicht sein , dachte Thomas. Das –
    Mehrere Schüsse krachten durch den Raum und durchlöcherten die Frau. Sie war tot, ein fürchterlicher Anblick.
    Thomas wich ein paar Schritte zurück und stolperte fast.
    Ein Mann kam auf die Lichter zu, während die anderen um sie herumrannten und auf die Scheiben der Beobachtungskabinen schossen. Das Glas klirrte, Thomas hörte Schreie, sah Blut, schaute weg und konzentrierte sich auf den Mann, der auf sie zukam. Er hatte dunkle Haare, sein

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