Die Auserwählten - Im Labyrinth (German Edition)
versuchte nicht darüber nachzudenken, sondern konzentrierte sich lieber auf das Ausreißen von Unkraut.
Beim Abendessen herrschte düstere Stimmung, was aber nicht an Bratpfanne lag. Er hatte zusammen mit seinen Köchen ein Festmahl aus Grillsteaks, Kartoffelbrei, grünen Bohnen und warmen Brötchen aufgetischt. Thomas hatte längst kapiert, dass die Witze über Bratpfannes Kochkünste nicht ernst gemeint waren. Normalerweise verschlangen alle im Handumdrehen sein Essen und bettelten um Nachschlag. Aber an diesem Abend mampften die Lichter wie Tote, die eine letzte Henkersmahlzeit zu sich nahmen, bevor sie in die Hölle verbannt wurden.
Die Läufer waren zur gewohnten Stunde zurückgekehrt und Thomas war immer nervöser geworden, als er sah, wie Newt verzweifelt von einem Tor zum nächsten gerannt war. Doch Alby und Minho tauchten nirgendwo auf. Newt zwang die anderen sich ihr hart erarbeitetes Essen zu holen, aber er selbst wollte Wache stehen und nach den beiden Vermissten Ausschau halten. Niemand sprach es aus, aber Thomas wusste, dass nicht mehr viel Zeit blieb, bevor sich die Tore schließen würden.
Thomas befolgte widerstrebend genau wie die anderen Newts Befehl und saß zusammen mit Chuck und Winston an einem Picknicktisch auf der Südseite des Gehöfts. Er hatte gerade erst ein paar Bissen zu sich genommen, als er es nicht mehr aushalten konnte.
»Ich kann hier nicht länger rumsitzen, während die beiden noch da draußen sind«, sagte Thomas und ließ die Gabel auf den Teller fallen. »Ich geh jetzt rüber zu Newt und halte mit ihm zusammen Ausschau.« Er stand auf und ging in Richtung Tor.
Wie eigentlich immer war Chuck direkt hinter ihm.
Am Westtor trafen sie auf Newt, der auf und ab lief und sich mit der Hand durch die Haare fuhr. Als Thomas und Chuck näher kamen, sah er auf.
»Wo bleiben die bloß?«, sagte Newt mit angespannter, dünner Stimme.
Thomas war beeindruckt, dass Newt sich so sehr um Alby und Minho sorgte – als ob sie seine eigenen Brüder wären. »Warum schicken wir keinen Suchtrupp los?«, schlug er noch einmal vor. Es war ihm völlig unverständlich, wie man sich vor Sorgen die Haare raufte, wenn man doch ins Labyrinth gehen und sie zumindest suchen könnte.
»Verdammte –«, hob Newt an, unterbrach sich dann aber. Er machte die Augen zu und atmete einmal tief durch. »Das geht nicht. Klar? Red nicht wieder davon. Das ist hundertprozentig gegen die Regeln. Vor allem, wenn die Scheißtore gleich zugehen.«
»Aber warum?« Thomas ließ einfach nicht locker. »Holen die Griewer sie denn nicht, wenn sie da draußen bleiben? Wir müssen doch irgendwas unternehmen.«
Newt wirbelte mit knallrotem Kopf und wutentbranntem Blick zu ihm herum.
»Halt die Fresse, Neuer!«, schrie er. »Noch keine verdammte Woche bist du hier! Glaubst du vielleicht, dass ich nicht mein Leben aufs Spiel setzen würde, um die zwei Deppen da rauszuholen?«
»Nein … ich … tut mir leid. Ich wollte dich nicht …«, stammelte Thomas – er wollte ja einfach nur helfen.
Der Zorn wich aus Newts Gesicht und er meinte gutmütig: »Du verstehst das einfach nicht, Tommy. Nachts rauszugehen heißt sein Leben wegzuwerfen. Wir dürfen nicht noch mehr Leute verlieren. Wenn die zwei Strünke es nicht zurückschaffen …« Er zögerte und schien nicht aussprechen zu wollen, was alle dachten. »Beide haben einen Eid geschworen, genau wie ich. Wie wir alle. Du schwörst den auch, wenn du zu deiner ersten Versammlung einberufen und von einem Hüter auserwählt wirst. Wir gehen niemals nachts nach draußen. Egal was passiert. Nie.«
Thomas blickte zu Chuck hinüber, der genauso verzweifelt wie Newt wirkte.
»Newt will’s nicht aussprechen«, sagte der Kleine leise, »also sag ich es. Wenn sie jetzt nicht zurück sind, heißt das, sie sind tot. Minho ist zu schlau, um sich zu verlaufen. Unmöglich. Sie sind tot.«
Newt sagte nichts und Chuck machte kehrt und ging mit hängendem Kopf zurück zum Gehöft. Tot? , dachte Thomas. Die Lage war so ernst, dass er nicht wusste, wie er reagieren sollte, sondern nur noch eine große Leere in sich verspürte.
»Der Strunk hat Recht«, sagte Newt leise. »Deswegen können wir auch nicht rausgehen. Wir können es uns nicht leisten, die Situation noch schlimmer zu machen, als sie verdammt noch mal eh schon ist.«
Er legte Thomas die Hand auf die Schulter und ließ sie dann wieder herunterrutschen. Er hatte Tränen in den Augen und Thomas war sich sicher, dass er noch
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