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Die Auserwahlte

Die Auserwahlte

Titel: Die Auserwahlte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vampira VA
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endlich auch sicht- und hörbar Leben in den kleinen Körper des Neugeborenen. Der Junge öffnete das Mündchen, in dem Rebecca einen irrigen Moment lang etwas Weißes aufblitzen zu sehen glaubte, saugte den Atem tief ein - und brüllte!
    So laut, wie Rebecca es bei so einem winzigen Wesen nie und nimmer für möglich gehalten hätte!
    Unwillkürlich trat die Nonne einen Schritt zurück, doch der Schrei schmerzte noch immer in ihren Ohren.
    Die Ehrwürdige Mutter indes schien sich daran nicht zu stören.
    Als sähe sie zum erstenmal, was sie da in Armen hielt, starrte sie das Kind einem kleinen Wunder gleich an - und ein großes geschah.
    Rebecca konnte sich nicht erinnern, die Mutter Oberin einmal beim Lächeln ertappt zu haben.
    Jetzt allerdings - strahlte die Frau über das ganze Gesicht!
    Die harten Linien, die stets ihre Strenge unterstrichen hatten, schienen sich zu glätten, und in ihre grauen Augen trat etwas Glän-zendes, das sich womöglich nie zuvor in ihrem Leben dorthin verirrt haben mochte.
    »Gebt meinen Sohn her, Ehrwürdige Mutter!« verlangte Mariah -und das nächste Wunder geschah. Doch es konnte Rebecca nach dem eben Geschehenen nicht mehr wirklich überraschen.
    Die Mutter Oberin trat an das Bett, das eher an eine Schlachtbank gemahnte, und legte den noch immer brüllenden Jungen in Mariahs Arme, so vorsichtig, als fürchtete sie, ihn zu zerbrechen.
    Kaum spürte der Kleine die Nähe seiner Mutter, verstummte er auch schon.
    »Der Junge wird bei uns bleiben«, erklärte Mariah mit einer Härte, die Rebecca niemals in ihr vermutet hätte. Und vielleicht war sie vorher tatsächlich nicht in ihr gewesen .
    »Natürlich«, sagte die Ehrwürdige Mutter, und ihre Stimme schien vor Wärme fast zu schmelzen.
    »Er wird unser Leben verändern«, behauptete Mariah und senkte den Blick hinab zu ihrem Sohn.
    »Das hat er schon getan«, erwiderte die Oberin und strich sanft über das dunkle, feuchte Haar des Jungen.
    Er strampelte im Arm seiner Mutter, drehte das Gesichtchen ihrer Brust zu und fand mit den Lippen, wonach er suchte.
    Mariah stöhnte auf, und es war ein Laut, in dem Lust und Schmerz sich paarten.
    Im allerersten Augenblick fragte Rebecca sich, ob das Säugen eines Neugeborenen tatsächlich wehtun konnte.
    Dann sah sie erstaunt den dünnen roten Faden, der zwischen dem Mundwinkel des Kindes und der Mutterbrust hervorfloß und über Mariahs bleiche Haut lief. Aber einen Herzschlag später hörte Rebecca schon auf, sich darüber zu wundern.
    »Uns ward ein Kind geboren«, flüsterte sie.
    Andächtig und freudestrahlend in einem.
    *
    »Verdammt, Thelma, bring mir noch ein Bier! Warum muß ich alles zweimal sagen?«
    Die Stimme kam aus dem Wohnzimmer, übertönte problemlos den brüllenden Football-Kommentator aus dem Fernsehen und bescherte Thelma Chambers eine fast fingerdicke Gänsehaut.
    »Sofort, Joe. Ich komme schon!«
    Thelma drückte hastig den Deckel auf die Plastikschüssel, die sie gerade mit heißer Suppe gefüllt hatte, und warf sich dann förmlich in Richtung des Kühlschranks, um eine - nein, besser gleich zwei Dosen Coors daraus zu entnehmen. Mit der Geschwindigkeit, in der sie dann hinüber ins Wohnzimmer rannte, hätte sie im Sommer vielleicht in Atlanta gute Chancen auf einen der vorderen Plätze im 100-Meter-Lauf der Damen gehabt.
    »Na endlich!«
    Joe rülpste, zerdrückte die leere Dose in der rechten Hand und ließ sie zielsicher neben den müllübersäten Couchtisch fallen.
    »Räum endlich mal den Mist hier weg«, schnauzte er seine Frau an, während er ihr die beiden Büchsen aus den Händen riß.
    »Ja, Joe, natürlich. Ich tu's dann gleich«, erwiderte sie und trat unbewußt einen Schritt zurück. Es war nie gut, sich allzu dicht bei Joe aufzuhalten. Und es war geradezu gefährlich, wenn er in einer solchen Stimmung wie jetzt gerade war. Offensichtlich spielte >sein< Football-Team wieder einmal ganz anders, als er es für richtig hielt.
    Er wischte die Wassertropfen mit seinem schmuddeligen Unterhemd von einer der Dosen und riß den Verschluß ab, um sie fast noch in der gleichen Bewegung zur Hälfte leerzutrinken.
    Thelma knetete nervös ihre rissigen Hände und sagte dann, so beiläufig, wie es ihrer zitternden Stimme möglich war: »Joe, ich seh' noch mal rüber in den Stall. Ich glaube, ich habe das Tor vorhin nicht richtig abgeschlossen.«
    »Ja«, knurrte Joe, ohne auch nur aus den Augenwinkeln zu seiner Frau hinzusehen. »Das sieht dir ähnlich, du blöde Kuh.

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