Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
wären, wo HK uns hinschicken wollte, und das werden wir auch
     hier nicht tun. Wir finden raus, warum uns der Mann hierhin geschickt hat, tun, was nötig ist, um die Dingeins Lot zu bringen, und dann kehren wir nach Hause zurück. Wir alle zusammen. Und zwar wohlbehalten.«
    Jonas hätte nicht behaupten können, dass Andrea nach dieser leidenschaftlichen Rede sonderlich beruhigt aussah (dass seine
     Stimme sich mittendrin überschlagen hatte, war nicht gerade hilfreich gewesen).
    Doch zumindest sprach sie nicht weiter vom Sterben.
    »Und wie sollen wir das alles anstellen?«, fragte sie.
    So weit hatte Jonas noch nicht gedacht.
    »Äh   …«, sagte er.
    Katherine stemmte sich hoch und stellte sich neben Jonas.
    »Wir fangen damit an, dass wir den Markern folgen«, sagte sie und deutete auf den Wald, auch wenn es eine Weile her war, seit
     die beiden geisterhaften Jungen ihr Reh festgebunden hatten und zwischen den Bäumen verschwunden waren.
    »Also gut, wenn du meinst. Aber warum?«, fragte Andrea.
    »Weil es sie nicht gäbe, wenn keine Zeitreisenden die Finger im Spiel hätten«, sagte Katherine. »Und bei uns hat definitiv
     einer die Finger im Spiel. Findet ihr nicht, dass wir einiges gemeinsam haben?«

Zehn
    Sie betraten den Wald auf der anderen Seite der Lichtung. Diesmal liefen Andrea und der Hund nicht voraus, sondern blieben
     neben Jonas und Katherine. Alle, auch der Hund, sahen sich beständig um und setzten vorsichtig einen Fuß vor den anderen,
     als könnte hinter jedem Baum eine unbekannte Gefahr lauern.
    »Jeder, der durch die Zeit reist, kann einen Marker hervorrufen, nicht?«, fragte Andrea mit gedämpfter Stimme, als sie ein
     kurzes Stück gegangen waren. »Man muss einfach nur jemanden von seinem normalen Pfad abbringen?«
    »Genau«, sagte Jonas. Er war damit beschäftigt herauszufinden, welchen Weg die Markerjungen eingeschlagen hatten. Waren die
     beiden hinter diesem Baum verschwunden oder hinter jenem?
    »Aber können wir die Marker dann nicht selbst verursacht haben?«, fragte Andrea. »Vielleicht haben die echten Jungen zugesehen,
     wie wir vom Himmel fielen. Dann haben sie es mit der Angst zu tun bekommen und sind weggerannt?
Das
hätte doch zu Markern geführt, oder nicht?«
    »Äh. Sie hat recht«, sagte Katherine und ließ sich gegen einen Baum fallen.
    »Dann verhalten wir uns vielleicht wie ein Hund, der seinem eigenen Schwanz hinterherjagt, wenn wir die Marker verfolgen«,
     mutmaßte Andrea.
    Jonas hörte nicht richtig zu. Er beobachtete den Baum, an dem Katherine lehnte. Dieser schwankte ein wenig und sandte ein
     flüchtiges Markerleuchten aus, ehe er wieder normal wurde. Massen von Kiefernnadeln regneten herab, zusammen mit einigen abgebrochenen
     Zweigen. Die geisterhaften Markerversionen der Nadeln und Zweige hingegen blieben am Baum hängen.
    Jonas drehte sich um. Sie hatten einen ganzen Pfad von Markerschäden hinter sich zurückgelassen: herabgefallene Zweige, beiseitegebogene
     Äste, verstreute Nadeln   … Sie waren schwer zu erkennen, wenn man nicht danach Ausschau hielt, dennoch konnte Jonas genau sehen, welchen Weg er, Katherine
     und Andrea genommen hatten. Sie waren zunächst ein wenig nach rechts abgedriftet, um einen umgefallenen Baumstamm zu umlaufen,
     dann nach links, um einer Wolke Stechmücken auszuweichen, von denen sie ein paar erschlagen hatten, sodass winzige Markerpunkte
     zurückgeblieben waren.
    Hätten die Markerjungen doch auch so eine Spur hinterlassen, dachte Jonas. Dann wurde ihm klar, dass eben das der Fall sein
     musste. Nicht weil die Marker Zeitreisende waren, sondern weil Störungen der Zeit einen Welleneffekt auslösten. Da die Markerjungen
     nicht wirklichda waren, würde alles, was sie aus diesem Grund nicht taten, wiederum Marker hervorrufen. Es war nicht nur das Reh, das sie
     hätten töten sollen, sondern auch die Mücken, die sie ansonsten totgeschlagen, Blätter, die sie zertreten, und Äste, die sie
     auf ihrem Weg durch den Wald beiseitegeschoben hätten. Daher gab es von allem, dem Reh, den Stechmücken, den Blättern und
     den Ästen, nun ebenfalls Marker – genau wie von all jenen Dingen, auf die das Reh, die Stechmücken und die Äste eingewirkt
     hätten.
    Und alles, was von diesen Dingen lebendig war, würde leuchten.
    Jonas kniff die Augen zusammen und sah sich um. Da! Eine Kolonne Ameisen auf dem Boden. Da! Ein Vogel hoch oben auf einem
     Baum, und da, eine beiseitegebogene Ranke. Da und dort und überall glühten

Weitere Kostenlose Bücher