Die Ausgesetzten
das so heftig ruckte, als würde es von
Verrückten gepaddelt.
Vorn im echten Kanu, dort, wo sich kurz zuvor noch Jonas befunden hatte, saß ein Junge mit kurzen dunklen Haaren, gepiercten
Ohrläppchen und einem T-Shirt , auf dem stand:
Sarkasmus – nur eins meiner vielen Talente.
Der Junge starrte völlig perplex auf das Paddel in seiner Hand.
Andrea schrie dem Sarkasmus-Jungen von hinten zu:»Paddel weiter! Wir erklären dir alles nachher. Aber jetzt paddel!«
Hoffentlich kann Andrea mir nachher auch alles erklären, dachte Jonas.
Wenn sie nicht gerade den Jungen vorn im Boot anschrie, stritt sich Andrea mit einem Jungen – oder waren es zwei verschiedene? –, der mehr oder weniger auf ihr saß. Jonas kniff die Augen zusammen und blinzelte, um das Doppelbild zu verscheuchen. Der
Junge, den er jetzt sehen konnte, genau wie jener, den er noch einen Augenblick zuvor zu sehen geglaubt hatte, war dunkelhäutig.
Sein Haar war extrem kurz geschoren, fast wie abrasiert, und er trug ein Beatles- T-Shirt . Wieder blinzelte Jonas und plötzlich war der Junge verschwunden und stattdessen saß der andere da. Dieser war von der Taille
aufwärts nackt – mehr konnte Jonas nicht sehen – und sein Haarschnitt kam ihm merkwürdig bekannt vor.
Na klar. Er sieht aus wie einer der Markerjungen, denen wir gefolgt sind.
Vor Jonas’ Augen schwenkte das hintere Ende des Kanus aus und der Junge im Beatles- T-Shirt war wieder da, neben ihm die Markerversion des Jungen mit dem nackten Oberkörper.
»Nein, nein, du musst genauso paddeln wie dein Marker!«, schrie Andrea. »Du musst an der gleichen Stelle sitzen! Du musst
alles zusammenhalten, damit ich dem Kerl da vorn helfen kann!«
Sie schubste den Jungen nach rechts; eine erstaunliche Leistung, denn er war größer und kräftiger als sie. Dann legte sie
die Hände über die Hände des Jungenmit dem Paddel und tauchte es ins Wasser. Sie versuchte das Kanu wieder so auszurichten, dass es mit seinem Marker übereinstimmte.
Versuchte sie auch die Jungen so auszurichten, dass sie mit ihren Markern übereinstimmten?
Also das sind die Jungen, die so urplötzlich aufgetaucht sind, dachte Jonas, dessen Verstand endlich wieder in die Gänge kam.
Der Sarkasmus- und der Beatles-Junge sind die echten Gegenstücke unserer Markerfreunde, der falschen Indianer.
Jonas strampelte einen Augenblick lang einfach nur auf der Stelle und genoss den Triumph, endlich etwas enträtselt zu haben.
Sein Hirn weigerte sich weitere Fragen aufzunehmen. Schon gar nicht jene von der verstörenden, unlösbaren Sorte, die sich
einfach einzuschleichen drohten.
»Jonas, hörst du vielleicht mal auf, da draußen rumzuhängen?«, schrie Katherine. »Wir brauchen deine Hilfe!«
Oh, dann ging es ihr also doch nicht nur darum, ihm das Leben zu retten? Sie wollte, dass er die Probleme im Kanu löste.
»Klettere nach vorn und übernimm das Paddel, Katherine!«, rief Andrea. »Wir verlieren die Marker!«
»Nicht, bevor wir Jonas gerettet haben!«, schrie Katherine zurück.
Na gut, vielleicht war es ihr doch wichtig, ihm das Leben zu retten.
Lag Andrea so wenig an ihm, dass sie bereit war, ihn zurückzulassen?
Jonas sank ein wenig tiefer, seine verkrampften Beine wurden von Schmerzen durchzuckt und seine erschöpften Arme waren kaum
noch in der Lage, das auszugleichen. Das Wasser ging ihm jetzt bis über den Mund; er musste den Kopf ein wenig schief legen,
um die Nase über Wasser zu halten. Zum ersten Mal im Leben konnte er nachvollziehen, wie jemand, der das Schwimmen beherrschte,
trotzdem ertrinken konnte.
»Schwimm, Jonas!«, befahl Katherine. »Hör auf Wasser zu treten und schwimm!«
Wasser zu treten war einfacher und Jonas hundemüde, dennoch wandte er sich gehorsam dem Boot zu. Sein Kraulbeinschlag brachte
gar nichts, wie war es dann mit Grätschschlag? Scherenschlag? Delfin?
Es stellte sich heraus, dass Jonas im Augenblick gar nichts zustande brachte außer einen gemäßigten Hundepaddelstil. Trotzdem
schob er sich durchs Wasser. Katherine lehnte sich gefährlich weit über den Rand des Kanus und streckte ihm die Hand entgegen.
»Wirf uns nicht um!«, schrie Andrea mit echter Panik in der Stimme.
»Beugt euch … andere … Richtung«, keuchte Jonas.
Andrea und Katherine lehnten sich beide in die ihm entgegengesetzte Richtung. Selbst Dare rutschte zurück, als Jonas die Seitenwand
des Kanus packte und sich mit einer letzten Kraftanstrengung über den Rand
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