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Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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sich ein wenig von seinem Scheinindianer-Ich. Jonas entdeckte an seinem Hals einen Streifen des Sarkasmus- T-Shirts und ein zartes Markerleuchten hinten in seinem Nacken.
    »Ja und?«, knurrte Antonio. »Was geht dich das an?«
    Jonas zuckte zurück. Nach seiner Erfahrung war das die Art von Kommentar, die Schulrowdys von sich gaben, wenn sie nach jemandem
     suchten, den sie verprügeln konnten. Er hatte solche Kommentare immer als Stichwort aufgefasst, sich davonzustehlen und vor
     irgendwelchen Fäusten in Sicherheit zu bringen.
    Doch das war, bevor er das Mittelalter überlebt und sich mit Zeitexperten angelegt hatte, um seine Freunde zu retten; bevor
     er einen Mann vor dem Ertrinken gerettet und auf der vermurksten Insel Roanoke gestanden und Zwei angebrüllt hatte.
    Jonas trat auf Antonio zu.
    »Dann bist du ein berühmtes verschollenes Kind der Geschichte, genau wie Andrea und ich«, sagte er. »Also wer bist du wirklich?
     Warum hat HK dich auf die Art hierhergeschickt   … auf uns drauffallen lassen?« Jonas war stolz, dass er das herausbrachte und beschreiben konnte, was passiert war. »Wusste
     HK nicht, dass wir da waren? Weiß er es jetzt? Was sollt ihr hier eigentlich tun?« Jonas’ Verstand arbeitete immer noch nicht
     ganz normal, trotzdem stellte er fest, dass ihm haufenweise Fragen einfielen. Eine davon war so genial, dass er vor Aufregung
     fast ins Stottern geriet, als er sie aussprach. »H-habt ihr einen Definator dabei? Könnt ihr uns mit HK reden lassen?«
    Katherine legte ihm warnend die Hand auf den Arm.
    »Jonas, es war nicht HK, der Brendan und Antonio in die Vergangenheit geschickt hat«, sagte sie.
    »Wer dann?«
    »Irgendein Typ, der Zwei heißt«, murmelte Antonio. Er machte schmale Augen und fügte spöttisch hinzu: »Kennst du den?«

Dreißig
    »Ihr arbeitet für Zwei?«, fragte Jonas.
    Er ging noch einen Schritt auf Antonio zu und hätte ihm glatt einen Kinnhaken verpasst, wenn Katherines Hand nicht auf seinem
     Arm gelegen hätte. Sie hielt ihn zurück und packte schnell auch seinen anderen Arm, ehe er auf die Idee kommen konnte, ihm
     einen linken Haken zu verabreichen.
    Und Jonas war so erbärmlich schwach, dass er sich nicht losreißen konnte.
    »Hör auf, Katherine!«, brüllte er.
    »Nein, du hörst auf!«, schrie Katherine zurück. »Du benimmst dich wie ein Idiot! Antonio arbeitet genauso wenig für Zwei wie
     wir! Und Brendan auch nicht!«
    »Woher willst du das so genau wissen?«, fragte Jonas, während er gegen sie ankämpfte.
    »Weil ich den ganzen Tag mit ihnen geredet habe, während du geschlafen hast«, erwiderte sie. »Und kaum bist du wach und Antonio
     sagt zwei, drei Worte zu dir, glaubst du schon genug zu wissen, um Leute zusammenschlagen zu dürfen?«
    »Dazu war nur ein Wort nötig«, murmelte Jonas. »Zwei.«
    »Du bist genau wie all die anderen Weißen, die hierherkommen. In unser Land«, sagte Antonio. »Ihr kämpft, stehlt und tötet,
     bevor ihr von irgendwas eine Ahnung habt.«
    Antonio musste sich noch weiter von seinem Marker lösen, um das zu sagen. Noch während er sprach, wandte sich sein Marker
     komplett von ihm ab und ging mit ein paar Fischen zu Andreas Großvater hinüber. Antonio verstummte und fasste sich an den
     Kopf.
    »Das war völlig verrückt«, sagte er. »Es hat sich angefühlt, als würde ich mit meinem eigenen Verstand denken, aber gedacht
     habe ich genau wie mein Marker.«
    Jonas lag es auf der Zunge zu sagen: Tja, Kumpel. Du bist eben auch ein Weißer. Schon mal daran gedacht? Hat dein Marker noch
     nie in den Spiegel geschaut? Außerdem – was habe ich gestohlen oder umgebracht? Aber Katherine starrte ihn derart finster
     an, dass er beschloss, die Sache lieber nicht auf die Spitze zu treiben.
    »Setzen wir uns hin und essen etwas«, sagte Andrea besorgt. »Dann können wir alles austüfteln.«
    »Hier«, sagte Katherine und drückte Jonas ein Blatt mit einem Fisch in die Hand. »Du hast bloß schlechte Laune, weil du hungrig
     bist.«
    Das war genau die Art von Kommentar, die Jonas’ Mutter abgeben würde. Er wollte lieber nicht darüber nachdenken, was seine
     Mom gesagt hätte, wenn sie mit angesehen hätte, wie er versuchte, jemanden zu verprügeln. Um sich abzulenken, sah er auf den
     Fisch hinab.
    Der Fisch erwiderte seinen Blick – jedenfalls kam esihm so vor. Seine kleinen Knopfaugen saßen noch an ihrem Platz. Genau wie sämtliche Schuppen und Flossen.
    »Frag bloß nicht, ob du Fischstäbchen haben kannst«, sagte

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