Die Ausgesetzten
Antonio höhnisch.
Jonas schluckte schwer.
»Das hatte ich nicht vor«, sagte er.
»Schmeckt bestimmt köstlich«, sagte Katherine kläglich. Sie stupste ihren eigenen Fisch an und schien erleichtert zu sein,
dass er sich nicht bewegte. Ihrem Gesicht nach zu urteilen, schien sie fast darauf zu warten, dass er vom Blatt sprang, zum
Wasser fluppte und davonschwamm.
»Aber es ist nicht das, was ihr gewöhnt seid, stimmt’s?«, fragte Brendan. »Tut mir leid. Wir haben versucht mit unseren Markern
zusammenzubleiben und wussten nicht, wie wir den Fisch sonst zubereiten sollten, außer auf ihre Art.«
Gekonnt zog er einige Gräten ab und steckte sich ein Stück Fisch in den Mund. »Er ist wirklich gut.«
Wieder störte Jonas etwas an der Art, wie er davon sprach, mit seinem Marker zusammenbleiben zu wollen. Er wechselte einen
Blick mit Katherine, die warnend den Kopf schüttelte. Was hatte das nun wieder zu bedeuten?
»Wenigstens haben sie ein Feuer in Gang bekommen«, sagte Andrea und nahm je ein Blatt mit Fisch für sich selbst und für Dare,
ehe sie davonging, um sich in die Nähe ihres Großvaters zu setzen. »Wenigstens müssen wir ihn nicht roh essen.«
Ich habe es auf Roanoke auch geschafft, Feuer zu machen, wollte Jonas einwenden. So toll sind die Kerle auch wieder nicht!
Allerdings hätte er nicht gewusst, wie man das rechenartige Paddel zum Fischefangen verwendete. Und er hätte auch nicht gewusst,
wie man das hölzerne Gestell errichtete, auf dem die Fische über dem Feuer gegart wurden. Er hätte den Weg zur Insel Croatoan
nicht gekannt … vorausgesetzt, Brendan und Antonio kannten ihn.
Jonas probierte einen Bissen Fisch. Er schmeckte wirklich nicht schlecht, solange man nicht darüber nachdachte, dass er ein
Gesicht hatte. Und solange man die Gräten ausspuckte. Jonas kaute mit Bedacht und überlegte, wie er die vielen Fragen loswerden
konnte, die in ihm brodelten, ohne abermals eine Prügelei mit Antonio zu riskieren.
»Sind wir in der Nähe von Croatoan?«, fragte er schließlich und versuchte dabei möglichst gelassen, ja sogar unbeteiligt zu
klingen. Er sah sich um. Sie schienen sich in einer Art Höhle zu befinden, die Schutz vor Wasser und Wind bot. Einige Meter
dahinter begann ein dichter Wald. »Es fühlt sich an, als wären wir Millionen Meilen weg von allem. Als ob hier noch nie jemand
gewesen wäre.«
Antonio schnaubte und löste sich ein Stück von seinem Marker, um zu sagen: »Da kann man sehen, wie viel Ahnung du hast. Hier
sind ständig Leute hergekommen. Wenn man sich umschaut, sieht man es überall.« Er zeigte hinter sich, auf einige undeutliche
Abdrücke im Sand.»Da hinten hat im Frühling eine Gruppe Krieger gelagert.« Er zeigte nach rechts, auf einen dunkleren Fleck im Sand. »Und da
eine kleinere Gruppe. Sie hatten einen guten Jagdtag, deshalb haben sie viel Platz gebraucht.«
Jonas konnte nicht beurteilen, ob Antonio das alles erfand oder nicht.
»Na gut. Aber Croatoan –«, beharrte er.
Katherine fing seinen Blick auf und schüttelte fast unmerklich den Kopf.
»Hör endlich auf, uns mit Croatoan auf die Nerven zu gehen!«, fuhr Antonio ihn an. »Daran denken unsere Marker im Augenblick
nicht!«
Jetzt schüttelte Katherine heftig den Kopf.
»Lecker, der Fisch!«, sagte sie mit aufgesetzter Fröhlichkeit. »Andreas Großvater scheint er auch prima zu schmecken.«
Verblüfft folgte Jonas ihrem Blick. Brendan und Antonio, die beide wieder gänzlich mit ihren Markern verschmolzen waren, wechselten
sich dabei ab, John White stückchenweise Fisch in den Mund zu stecken. Er hatte wieder diese unheimlichen geschlossenen/offenen
Augen, aß aber mit ordentlichem Appetit. Zwischen den einzelnen Bissen murmelte der Marker des alten Mannes vor sich hin.
Jonas nahm an, dass er sich einfach nur bedankte, trotzdem war es irritierend, ihn nicht hören zu können.
»Wissen eure Marker, was John White sagt?«, änderte Jonas die Taktik.
»Was interessiert dich das?«, fragte Antonio zurück, ehe Brendan antworten konnte.
Na schön, dachte Jonas. Das sollte eigentlich eine ganz harmlose Frage sein.
Antonio öffnete abermals den Mund. Dieses Mal löste er sich nicht von seinem Marker, sondern sprach so, wie es sein Marker
getan hätte.
»Es erfüllt mein Herz mit unbändiger Freude, dass dieser alte Mann noch viele Sonnenaufgänge und Sonnenuntergänge erleben
wird«, sagte er.
Jonas konnte es sich nicht verkneifen, zu
Weitere Kostenlose Bücher