Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Ausgesetzten

Die Ausgesetzten

Titel: Die Ausgesetzten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
Vom Netzwerk:
Vergangenheit zurückzureisen. Und   …«, HK funkelte Zwei an, »und sie waren noch nicht an der Reihe.«
    »Aber   … aber Andrea und wir«, wandte Brendan ein. »Wir sind doch miteinander verbunden.«
    »Eigentlich nicht«, sagte HK. »Oder nur deshalb, weil Gary und Hodge extrem faul und nachlässig waren, als sie euch aus eurer
     Zeit herausholten.« Er seufzte schwer. »Das war alles so unnötig.«
    »Wie können Sie das sagen?«, fragte Andrea erregt und aufgewühlt. »Mein Großvater   –«
    »War ein bemerkenswerter Mann«, sagte HK. »Die Geschichte hat ihm nie den Respekt entgegengebracht, den er verdient hat. Ebenso
     wenig wie die Zeit.« Wieder seufzte er. »Alle seine Bemühungen waren zum Scheitern verurteilt. Seine Verbindung zu dir sollte,
     außer als Märchen, einer schönen Geschichte, die deine Mutterdir erzählt hat, eigentlich enden, als du noch ein Baby warst. Es war nicht vorgesehen, dass du ihn jemals wiedersiehst.«
    »Aber das ist so verkehrt!«, widersprach Andrea und gab sich keine Mühe mehr, ihre Tränen zu verbergen.
    »Niemand weiß besser als du, dass im Leben ständig Dinge verkehrt laufen«, sagte HK sanft. »Ich weiß, das ist kein Trost,
     aber als Zeitreisender habe ich unzählige Male mit angesehen, wie sich Falsches in Richtiges verkehrt, wie Schlechtes zu Gutem
     führen kann und dass man das Gute erst nach dem Schlechten haben kann.«
    »Sie haben recht«, sagte Andrea kurz angebunden. »Das ist kein Trost.«
    HK zuckte hilflos die Achseln.
    »Es tut mir leid«, sagte er.
    »Was sollte denn aus Andrea, Brendan und Antonio werden?«, fragte Katherine. »Was sollten sie tun, wenn sie in ihre Zeit zurückkehren?«
    HK nickte, als ließe sich darüber leichter reden.
    »Gary und Hodge haben Andrea von Croatoan entführt, als sie dabei war, die Skelette und Leichname zu begraben«, sagte er.
     »Eigentlich wäre sie für die beiden tatsächlich eine gute Kandidatin gewesen, um sie mit in die Zukunft zu nehmen, sie hätten
     nur ein paar Tage warten müssen, bis sie mit ihrer Arbeit fertig war.«
    »Es waren nur noch die Tierknochen übrig«, murmelte Andrea.
    Jonas brauchte einen Moment, um das zu kapieren.
    »Augenblick«, mischte er sich ein. »Das war alles, was du von Katherine und mir erwartet hast, als wir mitAndrea hierherkamen? Wir sollten ihr helfen, ein paar Knochen zu verscharren?«
    »Nicht einmal das«, sagte HK und schüttelte den Kopf. »Ihr solltet einfach nur da sein. Mein genialer Zeitanalyst hat mir
     erklärt, dass ihr und der Hund ihr den ›emotionalen Halt‹ geben würdet, den sie für ihre Aufgabe braucht, die ansonsten ›zu
     traumatisch‹ gewesen wäre.« Er klang, als ziehe er jedes einzelne Wort in Zweifel. Er schnaubte wütend. »Und ich bin darauf
     reingefallen!« Mit der Fußspitze stieß er Zwei gegen die Schulter. »Du musst mich für einen kompletten Idioten gehalten haben!
     Dir zu vertrauen!«
    »War nicht alles gelogen«, murmelte Zwei. »Jonas   … total verschossen   … in Andrea   … Liebelei   … gute Ablenkung   …«
    In diesem Moment hätte Jonas ihm am liebsten auch einen Tritt versetzt. Er brachte es nicht über sich, Andrea – oder sonst
     jemanden – anzusehen, um festzustellen, wie sie die Neuigkeit aufnahmen. Und er war dankbar, als HK Zwei ignorierte und mit
     seiner Erklärung fortfuhr.
    »Man sollte nicht meinen, dass ein paar zerstreute Tierknochen im großen Strom der Geschichte eine Rolle spielen würden«,
     fuhr HK fort. »Aber ohne Virginia Dare hätte Croatoan seinen Ruf als Insel des Bösen behalten. Die Erinnerung an die Seuche,
     die die Kolonisten von Roanoke verbreitet hatten, wäre nicht verblasst und hätte zu Massakern geführt, als die nächste Welle
     der englischen Kolonisten eintraf.«
    »Also hat Virginia Dare der Geschichte tatsächlicheinen großen Dienst erwiesen«, sagte Katherine. »Es war nicht nur ihre Geburt, die sie berühmt gemacht hat.«
    Andrea senkte den Kopf. Jonas konnte nicht ersehen, ob sie es aus Bescheidenheit tat oder weil sie immer noch auf HK wütend
     war.
    »Aus welchem Grund hat man mich entführt?«, fragte sie. »Weil ich etwas Wichtiges getan habe oder nur dafür, dass ich geboren
     wurde?«
    Ihre Stimme klang bitter und Jonas kam zu dem Schluss, dass sie immer noch gekränkt war.
    »Das lässt sich nur schwer mit Gewissheit sagen«, erwiderte HK sanft. »Generationen von Menschen kannten dich nur als das
     erste englische Kind, das in Amerika geboren wurde.

Weitere Kostenlose Bücher