Die Ausgesetzten
Ehe die Zeitreisen begannen, war das alles, was es über dich zu wissen
gab. Und für Gary und Hodge war es genug, um dich bei ihrer Babyschmuggel-Aktion dabeihaben zu wollen. Aber einer ihrer Kunden
verlangte ausdrücklich nach einem berühmten Kind, das mutig und loyal war und bereit sein würde, in Zeiten der Not Risiken
einzugehen. Wir wissen also, dass Gary und Hodge vorhatten, mehr Geld für dich zu verlangen, weil sie mehr über deine Geschichte
wussten.« Er machte eine hilflose Geste. »Wer kann schon sagen, wie sehr das die Zeit und die Geschichte beeinflusst?«
»Deshalb dachtet ihr, dass es unbedingt Andrea sein muss, die zurückkommt und die Knochen begräbt«, sagte Jonas, bei dem der
Groschen jetzt gefallen war. »Deshalb konnten Katherine oder ich oder irgendein anderer Zeitreisender das nicht übernehmen.«
HK nickte.
»Authentizität ist ein wichtiger Faktor«, sagte er. »Wir können nie alle Konsequenzen einer Handlung überschauen, also haben
wir versucht lieber übervorsichtig zu sein und so viel wie möglich wiederherzustellen.«
Jonas warf einen Blick auf Zwei, der nicht übervorsichtig gewesen war und die Zeit genüsslich verändert hatte, statt sie wiederherzustellen.
Alle schwiegen einen Moment.
»Was ist mit Brendan und mir?«, fragte Antonio. »Dem Ex-Sklaven und dem zum Indianer gewordenen spanischen Waisenjungen? Was
hat uns so berühmt gemacht, dass wir es wert waren, entführt zu werden?«
»Eure Kunstwerke«, erwiderte HK.
»Na klar«, sagte Brendan und lachte. »Sehr witzig. Sagen Sie uns die Wahrheit. Haben wir bei einer berühmten Schlacht mitgemischt?
Wie tapfer waren wir? Keine Bange, ich werde nicht ständig damit angeben, wenn ich Bescheid weiß.«
Antonio stand einfach nur da.
»He, Mann«, sagte er. »Ich glaube, er meint es ernst.«
»Hä?«, sagte Brendan.
»Mein Marker hat viel über die Zeichnungen nachgedacht, die John White ihm gezeigt hat«, sagte Antonio. »Er hat sich gefragt,
ob der alte Mann ihm vielleicht beibringen kann, wie man solche Bilder malt …«
HK nickte.
»Das stimmt«, sagte er. »Nachdem John White von euch gerettet wurde, hat er sich vorübergehend so weit erholt, dass er euch
ein paar Stunden Kunstunterrichterteilen konnte. Kunst ist nicht gerade mein Spezialgebiet, aber ich glaube, der korrekte Ausdruck für das, was dann geschah,
ist, dass ihr die verschiedenen künstlerischen Maltraditionen, die englische und die indianische Malerei, die afrikanische
und die spanische, miteinander verschmolzen und aus ihnen etwas entwickelt habt, das völlig neuartig und eurer Zeit weit voraus
war. Ihr wart wie eine doppelte Ausgabe von Leonardo da Vinci – nur dass da Vincis Werk überlebt hat und eures in einem Feuer
zerstört wurde, das durch euer Dorf raste … und auch euch umbrachte.«
»Das ist total abgefahren!«, sagte Brendan.
»Dass ihr mit eurem Werk gestorben seid?«, fragte Andrea leise.
»Nein, dass ich ein berühmter Künstler gewesen sein soll.« Brendan schüttelte ungläubig den Kopf. »Letztes Jahr bin ich in
Kunst fast durchgefallen!« Er hielt inne und machte ein nachdenkliches Gesicht. »Weil … ich es verkehrt fand, dass unser Lehrer ständig alles in separate künstlerische Kategorien einteilen wollte. Haben Sie nicht
gerade gesagt, dass wir dafür berühmt waren, alles miteinander zu vermischen?«
HK nickte.
»Aber wir waren doch gar nicht
wirklich
berühmt«, stellte Antonio fest, »nicht, wenn alles zerstört wurde und niemand je erfahren hat, was wir getan haben.«
Er sah jetzt schon traurig aus bei der Vorstellung, dass die Kunstwerke, die er noch gar nicht geschaffen hatte, niemals zur
Kenntnis genommen werden würden.
»Aber die Zeitreisenden haben die Werke gesehen,nicht wahr?«, fragte Katherine. »Sie müssen euch berühmt gemacht haben.«
»Richtig«, sagte HK. »Es gab eine große – illegale, wie ich hinzufügen möchte – Kunstschmuggelinitiative, bei der es abtrünnigen
Zeitreisenden gelang, euer gesamtes Werk zu retten, kurz bevor es verbrannte. Daraus sind ein paar hoch spannende Zeitreisengeschichten
entstanden.«
»Wow«, sagte Antonio und warf sich in die Brust. »Ein berühmter Künstler! Mit Werken, die es wert waren, geklaut zu werden!«
»Aber dann haben sich Gary und Hodge gefragt, warum sie sich mit den Kunstwerken zufriedengeben sollen, wenn sie stattdessen
die Künstler stehlen können«, erklärte HK. »Also haben sie, als sie
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