Die Ausgesetzten
der Computer hochfuhr.
In Gemeinschaftskunde zu hocken und das Gefühl zu haben, dass nichts davon eine Rolle spielte – dass alles Geschichte war,
tot und vergessen.
»Ach, Jonas«, sagte Andrea und schüttelte traurig den Kopf. Wieder glänzten Tränen in ihren Augen. Aber merkwürdigerweise
hatte es diesmal den Anschein, alswürde sie gleich
seinetwegen
weinen. Sie sah ihm tief in die Augen. Genauso, wie sie es sonst bei ihrem Großvater tat. »Du gibst nie auf, was? Ich hoffe
nur …«
Sie brach ab, weil mit Zwei etwas Merkwürdiges vor sich ging. Er gab ein ersticktes »Urgh-« von sich, das klang, als fiele
es ihm schwer, zu schlucken.
Nein. Es hatte eher den Anschein, als sei er es, der verschluckt würde.
Im nächsten Augenblick schien er um Jahre zu altern. Sein blondes Haar wirkte mit einem Mal blond und braun zugleich. Sein
Gesicht schien sich aufzulösen und in völlig veränderter Form wieder zusammenzufügen.
Dann kippte Zwei vornüber und sah wieder aus wie er selbst. Doch an der Stelle, an der er sich soeben noch befunden hatte,
stand nun ein anderer. Jemand, der größer und älter war, mit dunkleren Haaren.
HK.
Feindselig starrte er auf Zwei hinab, der vor ihm auf dem Boden lag.
»Verräter!«, zischte HK.
Dreiundvierzig
Als Nächstes tat HK etwas Überraschendes: Mit einem Arm packte er Katherine, mit dem anderen Jonas und zog beide fest an sich.
»Ich habe mir solche Sorgen um euch gemacht«, murmelte er. »Geht es euch gut?«
Jonas ging auf Abstand, weil er HK zeigen wollte, dass er auf seinen eigenen Füßen stehen konnte.
»Uns geht es gut«, sagte er, konnte aber nicht verhindern hinzuzufügen: »Jetzt, wo du da bist.«
Es war eine solche Erleichterung zu wissen, dass HK das Chaos in Ordnung bringen würde, das Zwei mit der Zeit veranstaltet
hatte. Es war eine solche Erleichterung, zu sehen, dass der selbstgefällige Ausdruck auf Zweis Gesicht wie weggewischt war.
Er wirkte fast harmlos, wie er da erstarrt im Sand lag.
»Tut mir leid«, sagte Jonas zu HK. »Wir haben uns von ihm manipulieren lassen.«
»Ihr habt getan, was unter diesen Umständen möglich war«, erwiderte HK. »Mehr konnte niemand erwarten.«
Katherine überraschte Jonas damit, dass sie sich von HK freimachte und Zwei gegen die Schulter trat.
»Sie haben uns angelogen!«, schrie sie ihn an. »Sie haben die ganze Zeit für Gary und Hodge gearbeitet, stimmt’s? Sie wollten
Andrea, Brendan und Antonio und … und Jonas klauen und sie in die Zukunft verschleppen, damit sie dort adoptiert werden. Und mich hätten Sie hier wahrscheinlich
alleingelassen …«
Sie hätte wieder zugetreten, wenn HK sie nicht weggezogen hätte.
»Katherine«, sagte er warnend. »Er hat dir wirklich keine Lügen erzählt. Ein paar Ausflüchte schon, ein paar Teilwahrheiten,
aber keine richtigen Lügen.«
Katherine hielt verwirrt inne.
»Aber er hat doch gesagt, dass er für dich arbeitet! Er hat gesagt, er ist dein Zeitanalyst!«
»Und das stimmt«, bestätigte HK düster. »Oder besser gesagt, es hat gestimmt.« Er machte die Augen ganz schmal und sah zu
Zwei hinab: »Du bist gefeuert.«
»W-was?«, stöhnte Zwei.
»Du hast gehört, was ich gesagt habe«, raunzte HK. »Willst du auch meine Gründe hören? Erstens: Weil du eine entscheidende
Zeitmission sabotiert und dabei den Zweck, diese Kinder in die Vergangenheit zurückzuschicken, komplett untergraben hast.
Zweitens: Weil du sechs Menschenleben, das der Kinder und das von John White – nein, sagen wir sieben. Ich zähle den Hund
auch mit –, wiederholt gefährdet hast. Und drittens: Weil du alle meine Bemühungen, Jonas, Katherine und Andrea wiederzufinden, nachdem
der Kontakt abgebrochen war, hintertrieben hast.«
Der letzte Punkt auf HKs Liste stimmte Jonas merkwürdigfroh. Er hatte gewusst, dass HK sie auf Roanoke nie allein und verängstigt ihrem Schicksal überlassen hätte.
»Haben Sie denn nicht nach Brendan und mir gesucht?«, unterbrach ihn Antonio. Jonas war überrascht. Er hatte gar nicht bemerkt,
dass die anderen beiden Jungen und Dare neben ihnen aufgetaucht waren.
HK sah Antonio verständnisvoll an und brach seine Aufzählung ab.
»Nach meinen Informationen, die offensichtlich nicht die besten waren, ging ich davon aus, dass ihr euch nach wie vor sicher
im einundzwanzigsten Jahrhundert befindet«, erklärte er. »Ihr solltet euer Leben weiterleben und warten, bis die Reihe an
euch kommt, in die
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