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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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Abschlussgespräch zum Vorwurf machen, aber ich denke, in der dritten und vierten Runde habe ich mehr als deutlich unter Beweis gestellt, dass ich mein Ziel im Blick habe.«
    »Zandri hat gar nichts davon erzählt, dass du in der dritten Runde irgendetwas unternommen hättest.«
    Will lacht. »Weil sie als Erste reingegangen ist. Erst als du hier in den Saal kamst und von Romans Trick in deiner eigenen Gruppe berichtet hast, hat sie eins und eins zusammengezählt. Ich nämlich war der Zweite in unserer Gruppe, und als der dritte Prüfungsteil zu Ende war, ohne dass irgendjemand aus unserer Gruppe zurückgekehrt wäre, hat Zandri begriffen, was ich getan habe.«
    Wortlos starre ich Will an, während ich sein Geständnis nur nach und nach zu fassen beginne. Will hat die gleiche Entscheidung wie Roman getroffen, nämlich die, seine Teamkameraden zu verraten und seine Konkurrenten auszuschalten. Ich hätte das bemerken müssen, aber ich war so darauf fixiert, auf Bricks Rückkehr zu warten, dass ich nicht genug auf meine Freunde achtgegeben habe. Wenn ich aufmerksamer gewesen wäre, dann wäre Tomas niemals angeschossen worden. Auf der anderen Seite: Ohne Will hätten Tomas und ich unser Zusammentreffen mit Roman vielleicht nicht überlebt.
    »Ich hatte geglaubt, du wärst ein netter Kerl, Will.«
    »Ich bin ein netter Kerl.« Er lacht.
    »Nette Kerle töten nicht.«
    »Das Töten war die leichteste Übung. Es war auch nicht anders, als zu Hause einen Wolf zu erlegen. Man zielt, feuert, und das Problem ist gelöst.«
    »So einfach ist das also, ja?« Bittere Galle steigt heiß und brennend in meiner Kehle auf. »Das blonde Mädchen, das du mit deiner Armbrust getötet hast, war kein Tier. Es hatte eine Familie, Freunde und Menschen, die an ihm hingen. Es hat nach Kräften versucht, diesen Test zu überleben. Genau wie du.«
    Ich warte darauf, dass er seine Taten verteidigt und mir sagt, dass das alles notwendig gewesen sei und dass er eine Wahl habe treffen müssen, wenn er sich einen Platz an der Universität sichern wollte. Stattdessen senkt Will seine Stimme zu einem Flüstern und sagt: »Ihr Name war Nina. Sie kam aus der Pierre-Kolonie. Eines der Mädchen, das es bis hierher zurück geschafft hat, ist mit ihr zusammen zur Schule gegangen.«
    »Nina.« Ich denke an das Armband in meiner Tasche und bin froh über diese Information. Ihren Namen zu kennen macht sie zwar nicht weniger tot, aber mir bedeutet es etwas.
    Will nickt. »Und nein. Du hast recht. Es ist nicht einfach. Der Tötungsakt selber schon. Aber damit zu leben …« Er blickt an mir vorbei und seufzt. »Tja, vielleicht geht es bei diesem ganzen Test nur darum. Anführer sind dauernd gezwungen zu töten. Und dann müssen sie lernen, mit ihren Entscheidungen zu leben. Genauso, wie ich mit meinen leben werde.«
    »Du denkst ernsthaft, dass es im vierten Prüfungsteil darum ging? Dass man herausfinden sollte, ob man töten und hinterher damit klarkommen kann?«
    Er zuckt mit den Achseln. »Ich schätze, wir werden es erfahren, nicht wahr?«
    Seine Worte klingen wie ein Echo von Stacia und auch von Dr. Barnes, der zusah, wie Rymes Körper von der Decke geholt wurde. Er hatte geglaubt, ihr Tod wäre das Beste für alle gewesen. Ich habe solche Angst, dass Will recht hat. Dass es in der ganzen Auslese einzig darum geht, zu töten und zu lernen, damit zu leben. Da ich selbst Leben ausgelöscht habe, muss ich mir keine Gedanken machen, ob ich die Prüfungskriterien erfüllt habe. Aber ich bin mir nicht mehr sicher, ob ich wirklich eine Anführerin werden möchte. Nicht, wenn mein Land einem Mord mehr Wert beimisst als jeder Form von Mitleid.
    Eine Bewegung am Ende des Speisesaals lenkt mich ab, und als ich hochblicke, lächele ich zum ersten Mal an diesem Tag. Tomas. Er beißt sichtlich die Zähne zusammen, als er Will entdeckt, aber er kommt trotzdem nicht sofort zu uns. Stattdessen nimmt er sich einen Teller und tut sich etwas zu essen auf. Wenn Will klug ist, verschwindet er, ehe Tomas zu uns stößt.
    Will folgt meinem Blick und knurrt: »Ich hätte wissen müssen, dass du einen Weg finden wirst, ihn zu retten, so wie du mich gerettet hast. Nur fürs Protokoll: Ich bin alles andere als erfreut darüber, dass er noch am Leben ist. Nichts für ungut.« Er beugt sich zu mir und fügt hinzu: »Ich hasse es, das zu sagen, aber er verdient dein Vertrauen wirklich nicht, Cia. Und auch nicht deine Liebe. Ach, zur Hölle …« Er lässt seinen Blick durch den Raum

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