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Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition)

Titel: Die Auslese: Nur die Besten überleben - Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joelle Charbonneau
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draußen in der Ödnis und in Gefahr. Dann fällt es mir wieder ein.
    Heute fangen die Evaluationen an. Die Gefahr ist noch keineswegs vorbei.
    Ich starre an die Decke und presse meine Tasche an die Brust, bis der Morgen anbricht. Da ich keine Zimmergenossin habe, gibt es überhaupt keinen Grund dafür, mit der Tasche im Arm zu schlafen. Aber es ist schwer, sich von alten Gewohnheiten zu trennen.
    Als das erste Licht durch das Fenster hereinströmt, schiebe ich meine Beine aus dem Bett und gehe ins Badezimmer, wo ich dusche und die Taschen der Hose durchsuche, die ich gestern getragen habe. Meine Finger schließen sich um das Fläschchen, aus dem ich vor meinem Gespräch trinken soll. Wie versprochen, war es zwischen meinen Habseligkeiten versteckt, als ich aus dem Krankenhaus entlassen wurde.
    Ich setze mich auf den Boden, rolle die Phiole zwischen meinen Fingern hin und her und rufe mir die Worte des grauhaarigen Mannes ins Gedächtnis.
    Vor dem Gespräch werden sie dir eine Droge verabreichen, die dich dazu bringt, alle Fragen ehrlich zu beantworten, ohne irgendwelche Geheimnisse für dich zu behalten.
    Damals habe ich geantwortet, dass ich nichts zu verbergen hätte, aber ich habe mich geirrt. Vielleicht können meine Antworten nicht mir persönlich gefährlich werden, aber anderen schon. Wenn mich die Prüfer über meinen Vater ausfragen, über Zeen und unsere frühere Lehrerin, dann besteht die Möglichkeit, dass ich jemanden verrate und in Schwierigkeiten bringe. Sollte dieses Fläschchen in meinen Händen mir die Chance eröffnen, sie alle zu retten, dann muss ich den Inhalt trinken. Es sei denn natürlich, ich käme zu der Überzeugung, dass Dr. Barnes und seine Prüfer mir diese Droge in die Hände gespielt haben und dass alles nichts weiter als ein neuerlicher Test ist. Werde ich mit Krankheit oder gar Tod bestraft, wenn ich die Flüssigkeit trinke? Ich traue es dem Komitee auf jeden Fall zu.
    Ich muss eine Entscheidung treffen. Trinke ich aus der Ampulle, oder lasse ich sie unangetastet?
    Als wir über Lautsprecher zum Frühstück gerufen werden, bin ich noch immer zu keinem Entschluss gekommen. Ich muss mich damit beeilen. Schon bald werden sich die Offiziellen darüber wundern, warum ich meinen Raum nicht verlasse, und Fragen stellen, die ich nicht beantworten kann. Ich muss mich entscheiden, was ich glaube …
    Dann entferne ich den Korken und trinke den Inhalt. Die Sicherheit meiner Familie muss an erster Stelle stehen. Wenn ich die falsche Wahl getroffen habe, werde ich es bald genug erfahren. Ich greife nach meiner Tasche, stehe auf und gehe nach draußen, um mich dem zu stellen, was dieser Tag bringen mag. Ob gut oder böse: Die Auslese findet heute ihr Ende.
    Beim Frühstück geht es laut zu. Die meisten Kandidaten sitzen zusammen in der Mitte des Speisesaals, als müssten sie jedem beweisen, dass sie sich nicht vor der Evaluation fürchten. Will ist der Mittelpunkt der Gruppe und reißt einen Witz nach dem anderen. Er unterbricht sich nur kurz, um mich zu taxieren, als ich an ihm vorbeigehe, mich an einen der hinteren Tische setze und auf Tomas warte.
    Während ich an einem Stück Brot knabbere, konzentriere ich mich darauf, ob die Droge schon ihre Wirkung entfaltet. Will bemerke ich erst, als er mir gegenüber einen Stuhl über den Boden scharren lässt und Platz nimmt.
    Er beißt von einem Apfel ab und mustert mich über den Tisch hinweg. »Ich dachte, es würde dich interessieren, dass ich fast gestorben wäre. Der letzte Schuss, den du abgegeben hast, hat meinen Blinddarm erwischt. Ein Glück, dass ich den nicht zum Leben brauche. Ansonsten wäre ich jetzt nicht hier.« Als ich nichts erwidere, verschwindet sein Lächeln. »In Ordnung, ich weiß, dass das wahrscheinlich bescheuert klingt, aber ich bin froh, dass ich dich nicht umgelegt habe, wie es eigentlich mein Plan war.«
    »Du hast recht. Es klingt bescheuert.« Und weil ich es mir einfach nicht verkneifen kann, füge ich hinzu: »Ich habe dir vertraut.«
    »Ja. Das ist deine Achillesferse. Anführer sollen andere dazu bringen, ihnen zu vertrauen. Aber sie sollen nicht selber so dumm sein.«
    »Du hast Gill vertraut.«
    In seinen Augen sehe ich Schmerz aufblitzen, doch der Moment ist schnell verflogen, und ein boshaftes Grinsen erscheint auf seinem Gesicht. »Das wiederum war meine Achillesferse. Als Gill ausgeschieden war, konnte ich mich in der zweiten Runde der Tests nicht richtig konzentrieren. Das werden sie mir wohl im

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