Die Aussortierten (German Edition)
rauskommen!“
Der Anführer schien nicht im Geringsten beeindruckt und antwortete ganz entspannt: „Immer mit der Ruhe Alter. Du wirst doch wohl einem verarmten Arbeitslosen einen Happen Essen gönnen.“
„Gar nichts tue ich. Aber was anderes gönne ich dir. Eine Tracht Prügel.“ Und schon sprang er auf und holte aus, um dem Anführer einen Schlag zu verpassen. Der offenbar gut trainierte junge Mann wehrte diesen Schlag mit Leichtigkeit ab und lenkte die Energie des Schlages an sich vorbei. Dr. Bretendorp fiel der Länge nach hin und schlug sich dabei mit dem Kopf an einer Stuhllehne. Gleichzeitig waren aus dem Hintergrund des Restaurants der Kellner und der Wirt aufgetaucht und forderten erbost die Gruppe auf, das Lokal zu verlassen. Der Wirt schubste einen der „Aussortierten“, woraufhin es zu einem Gerangel kam. Der Sturz Dr. Bretendorps lenkte die legitimen Gäste sowie den Wirt und den Kellner einen Moment von den vermummten Gestalten ab. Auf einen Wink ihres Anführers hin nutzten diese den Moment und waren blitzschnell wieder aus dem Restaurant verschwunden. Offensichtlich trotz des nicht optimalen Verlaufs der Aktion in guter Stimmung, denn einer der jungen Leute hüpfte beim Weglaufen wie ein Kind vor Freude. Der Wirt eilte schnell zur Tür, konnte aber niemanden mehr entdecken.
Währenddessen hatten der Kellner und zwei Gäste Dr. Bretendorp in einen Hinterraum geführt. Er hatte eine dicke Beule an der Stirn und seine Brille war verbogen. Außerdem blutete seine Lippe, da er sich bei dem Sturz auf die Lippe gebissen hatte. Man reichte ihm Eisbeutel zur Kühlung seiner Beule, und Tempos, um die Blutung zu stillen. Nach wenigen Minuten war die Blutung gestillt. Dr. Bretendorp ging in den Toilettenraum, um sich dort ein wenig frisch zu machen.
Als er in den Gästesaal zurückkam, hatte das Personal schon fast den ganzen Tisch abgeräumt. Der Wirt hatte angekündigt, es werde neu eingedeckt und selbstverständlich ein neues Essen serviert. Und natürlich seien alle Gast des Hauses. Er bitte lediglich um Verständnis, dass man nicht exakt dieselben Speisen werde reichen können.
Dr. Bretendorp, der beim Reinkommen noch die letzten Worte gehört hatte, bedankte sich beim Wirt und fügte an: „Wir sind uns natürlich bewusst, dass Sie nichts für diese Störung können. Und in Notsituationen muss man eben improvisieren. Da werden wir auch mal einen Abend mit einem geänderten Menü zurecht kommen.“
Unter Beifall setzte sich Dr. Bretendorp, um sofort sein Handy zu zücken. Es war jetzt 21.35 Uhr. Es dauerte einen Moment, dann hatte Bretendorp eine Verbindung. „Hallo Egon, hier ist Karl-Heinz. Du hör mal, hier ist eben ein unglaubliches Ding passiert. Was? Wo? Ich bin hier mit dem Innovativen Kreis, du weißt doch, ich hatte dir doch schon mal von unserer Runde erzählt. Also wir hatten hier heute unseren Monatsabend in der Muskatnuss und wollten gerade mit dem Hauptgang beginnen, da dringt hier doch so eine Bande Maskierter ein. Nennen sich ‚Die Aussortierten’. Mit anderen Worten, das ist so’n Hartz-4 Gesockse. Das sollte eine politische Aktion sein. Die wollten ‚Bedarfsgemeinschaften gründen’, wie die das nannten, mit anderen Worten, die Burschen haben uns das Essen vom Teller weggefressen. Egon das ist überhaupt nicht witzig. Ich erwarte, dass du als Polizeipräsident da was unternimmst. Unter 110 bei der Polizei anrufen? Hör mal, ich möchte, dass das wirklich ernst genommen wird und auch Spuren gesichert werden. Also tu mir bitte den Gefallen, ja? OK? Danke! Schönen Abend noch.“
Während Dr. Bretendorp noch telefonierte, war der Verleger der Oldenburger Tageszeitung vom anderen Tischende her an seinen Platz gekommen. „Dr. Bretendorp, entschuldigen Sie bitte. Ich habe mein Handy auf dem Schreibtisch liegen lassen. Dürfte ich mir wohl Ihres einen Moment ausleihen? Ich will einem meiner Redakteure Bescheid sagen, damit über diese Aktion noch berichtet werden kann.“
„Na, ich weiß nicht ob das so eine gute Idee ist. Wollen Sie diesem Hartz-4-Gesockse auch noch ein Forum bieten? Also ich würde davon mal lieber absehen.“
„Nein, das liegt mir natürlich fern. Aber man könnte eben auch Stimmung machen gegen diese Leute.“
„Lieber Meyerdierks, ich möchte um Gottes Willen nicht in der Zeitung lesen, Dr. Bretendorp hat in der Muskatnuss was auf die Fresse gekriegt und hat jetzt `ne dicke Lippe. Ich hoffe, dass ich da auf
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