Die Aussortierten (German Edition)
sich einen Zettel und machte Notizen. „Herr Simonitsch, ich danke Ihnen. Sie waren uns damit eine sehr große Hilfe. Das wird uns weiterbringen.“
„Und?“ fragte Djallo.
„Ich glaube, jetzt kommen wir an sie ran. Simonitsch sagte mir, dass er in letzter Zeit immer wieder von Schuhen geträumt habe. Eine befreundete Psychologin wollte dem armen Mann schon einreden, dass das irgendetwas mit seinem Sexualleben zu tun habe. Der hat schon sonst was über sich gedacht. Bis ihm der erlösende Einfall kam.“
„Und der war?“
„Ihm fiel wieder ein, dass ihm die Schuhe eines der Täter einen Moment lang aufgefallen waren. Hintergrund ist, dass jemand aus seinem Bekanntenkreis einen Schuhtick hat und sich seine Schuhe bei einer Hamburger Schuhmanufaktur nach Maß anfertigen lässt. Und an diesen Schuhen ist immer ein kleines Logo. Und er ist überzeugt, dass er dieses Logo erkannt hat. Die Firma heißt „Sieberg – Die Schuhmanufaktur“ und sitzt in Hamburg. Das heißt, einer von Euch kümmert sich noch heute um ein Auskunftsersuchen von der Staatsanwaltschaft und dann fahrt ihr beide gleich morgen nach Hamburg, um Euch eine Kundenliste zu holen. Und dann werden wir systematisch alle Kunden, die hier aus der Region stammen, abklappern. Oder genauer: Ihr werdet das tun. Und es müsste doch mit dem Teufel zugehen, wenn wir dabei nicht auf unsere Gourmetfreunde treffen würden.“
„Müssen wir da extra hinfahren? Es reicht doch, wenn wir das telefonisch und per E-Mail erledigen oder Hamburger Kollegen vorbeischicken“, meinte Djallo.
„Wahrscheinlich hast du Recht. Aber vielleicht bringt es was, wenn ihr mal bisschen da rumschnüffelt. Vielleicht kriegt ihr irgendwas mit, was uns weiterhilft. Also auch wenn es etwas viel Aufwand ist, fahrt doch mal lieber hin. Ich mach mich auch schlau über das Internet.“
„Ok, aber ich würde sagen, wir fahren erst morgen. Ist das ok?“
„Ja“, antwortete de Wall . „Dann lass uns jetzt mal an die Arbeit gehen. Ist doch schön, wenn einem die Lösungen von außen zugetragen werden, ohne dass wir noch weiter unseren Grips anstrengen müssen.“
24. Kapitel
Erkenntnisse auf einem Vortrag
Als de Wall am nächsten Morgen gerade über den Flur des Polizeigebäudes ging, hörte er hinter sich eine Stimme „Ulli!“ rufen. De Wall drehte sich um und sah Tauber auf ihn zulaufen.
„Ulli, du musst mir bitte einen Gefallen tun. Meine Frau wollte unbedingt zu dem Vortrag mit diesem Ralf Dietrich Pakenweber. Geht irgendwie um Liebe oder so.“
„Ach, ist das nicht einer dieser komischen Populärphilosophen, der über alles und jedes schreibt. Dieser bildungsbürgerliche Schönling, auf den die Frauen so abfahren?“
„Genau der.“
„Na wunderbar, dann kann ich mir da irgendeine soziobiologische Scheiße anhören nach dem Motto, Männer sind untreu, weil sie ihre Gene streuen wollen, und Frauen stehen auf Männer mit Macht, weil sie so die optimalen Fortpflanzungsbedingungen haben. Nee Tauber, verschon mich mit so einem Scheiß.“
„Ulli, ich hatte es meiner Frau versprochen, da mit ihr hin zu gehen. Und ich kann nicht, weil ich kurzfristig den PI-Leiter auf einer Tagung in München vertreten muss. Weißt du was: Ihr könnt doch anschließend schön zusammen essen gehen. Auf meine Kosten. Und du magst meine Frau doch auch. Und sie dich übrigens auch.“
„Also gut, du hast mich überredet. Allerdings muss ich doch ein wenig an mir zweifeln, dass du deine wirklich attraktive Frau mit mir ausgehen lässt. Das ist ja schon fast beleidigend. Du scheinst ja offenbar selbstverständlich anzunehmen, dass ich deiner Frau nicht gefährlich werden könnte, oder Sie vielleicht an mir Gefallen findet.“
„Es ist Vertrauen zu dir und meiner Frau. Übrigens: Sie findet Gefallen an dir. Dass du mir das ja nicht ausnutzt! Also, danke, dass du mir aus der Patsche hilfst. Die Veranstaltung ist in der Weser-Ems- Halle um 20.00 Uhr. Wird von der Oldenburgischen Vereinsbank organisiert, und meine Frau hat die Karten direkt aus dem Vorstandsbüro bekommen. Kann gut sein, dass du neben Dr. Bretendorp sitzen wirst und ein wenig small-talk mit ihm führen musst.“
„Na wunderbar, das hat mir ja noch gefehlt. OK, dann sag deiner Frau, ich hole sie gegen 19 Uhr ab.“
„Ich dank dir, Ulli!“
Als de Wall gegen 16.30 Uhr nach Hause kam, machte er sich erstmal einen Tee und genoß diesen
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