Die Aussortierten (German Edition)
später. De Wall stand zusammen mit Dorothea, Bretendorp und Pakenweber an der Bar. Bretendorp hatte die ganze Zeit versucht, mit Dorothea ins Gespräch zu kommen. Die aber unterhielt sich angeregt mit Pakenweber. De Wall sah seine Chance gekommen. „Herr Dr. Bretendorp, als sie neben mir saßen, sind mir Ihre Schuhe aufgefallen. Wo bekommt man denn so wunderbare Schuhe?“
„Tja lieber de Wall, so etwas bekommen Sie in einem Provinzkaff wie Oldenburg nicht. Die habe ich mir in Hamburg gekauft oder besser Maßanfertigen lassen, und zwar bei der Schuhmanufaktur Siebrecht. Die genaue Adresse habe ich jetzt nicht im Kopf. Aber wenn Sie sich dort auch mal Schuhe anfertigen lassen möchten, dann sage ich meiner Sekretärin morgen Bescheid, dass sie Ihnen mal die Adresse raussucht. Da müssen Sie allerdings ein bisschen mehr auf den Tisch legen, als sie vermutlich bis dato für Schuhe ausgeben. Aber ich nehme an, ein Erster Kriminalhauptkommissar verdient wohl so viel, dass er auch ein bisschen was zurücklegen kann, nicht wahr?“
„Oh, ich glaube, das dürfte ich mit meinem Salär vielleicht noch schaffen. Was muss man denn anlegen?“, fragte de Wall in einem stinkfreundlichem Ton, und Bretendorp schien es nicht zu merken, dass de Walls freundlicher Ton nicht echt war.
„Na, 1500 müssen sie schon anlegen. Aber es lohnt sich. Die halten ewig.“
„Danke für die Information, Dr. Bretendorp. Ich werde mich tatsächlich mal etwas näher mit dieser Schuhmanufaktur beschäftigen.“
25. Kapitel
Ein nicht amüsierter Staatsanwalt
„Ulli?“
„Ja, hier in meinem Büro.“
Djallo und Tessa hatten de Walls Büro kaum betreten, da sprudelte Djallo schon los.
„Ulli, du glaubst nicht, was wir in Hamburg entdeckt haben.“
„Hhm“, antwortete de Wall seelenruhig und tippte ungerührt weiter auf seiner Computertastatur.
Djallo und Tessa schauten sich verwundert an. „Ja, was, willst du nicht wissen, was los ist?“, fragte Djallo.
„Ich kann es mir schon denken“, antwortete de Wall und tippte konzentriert weiter.
„So, du kannst es dir also denken? Na, dann bin ich ja gespannt. Was denkst du dir denn?“
„Dass ihr auf der Kundenliste Dr. Karl-Heinz Bretendorp und seinen Sohn Wilko Bretendorp gefunden habt.“
„Das gibt es doch nicht“, entfuhr es Djallo. „Woher weißt du das?“
„So was findet man heraus, wenn man sich bildet. Es lohnt sich eben, auf Vorträge zu gehen.“
Und dann erzählte er von dem Erlebnis mit dem Vortrag. Und wie er mit einigen Anrufen herausgefunden hatte, dass Dr. Bretendorp zwei Töchter und einen Sohn namens Wilko hatte. Und dass er jetzt gleich auf dem Weg zu Staatsanwalt Bunjes sei, um sich eine Anordnung zur längerfristigen Observation zu besorgen.
„Na, da bin ich ja mal wirklich gespannt, wie dein spezieller Freund Bunjes darauf reagieren wird“, meinte Djallo. „Der wird wahrscheinlich ganz blass werden, wenn er hört, dass du Bretendorps Sohn überwachen lassen willst. Was verspricht’s du dir denn genau davon? Hoffst du darauf, dass die noch mal einen Überfall begehen und wir sie in flagranti ertappen können?“
„Nein, aber wir können so herausfinden, ob er einen Freundeskreis hat, der in Frage kommt. Und vielleicht stoßen wir durch die Observation auf Indizien, die uns weiterhelfen. Oder sogar auf Beweise.“
Zwei Stunden später.
„Das kann ich nicht unterschreiben!“ Staatsanwalt Bunjes war sichtlich fassungslos. „Das ist ganz und gar unmöglich!“
„Warum nicht?“, fragt de Wall.
„Weil Ihre Verdächtigungen absurd sind. Der Sohn von Bretendorp ein Krimineller, der Restaurants überfällt. Lächerlich!“
„Wieso? Kennen Sie Wilko Bretendorp persönlich?“
„Nein, aber das ist doch absurd!“
„Warum nehmen Sie nicht einfach die Fakten zur Kenntnis?“
„Fakten? Dass die Bretendorps zufällig dieselbe Schuhmarke tragen wie die Täter? Ich bitte Sie!“
De Wall platzte der Kragen. „Verstehe ich Sie richtig, Bunjes: Sie wollen die Ermittlungen behindern, weil es sich bei dem Verdächtigen um den Sohn eines hoch angesehenen und einflussreichen Bürgers von Oldenburg handelt? Ich weiß jetzt nicht mehr aus dem Kopf, wie das exakt juristisch einzuordnen ist, ob Strafvereitelung im Amt oder was auch immer. Aber eins weiß ich genau: Es wird Konsequenzen für Sie haben. Auch wenn es hier bei der
Weitere Kostenlose Bücher