Die Aussortierten (German Edition)
Brieftasche liegen. Und interessanterweise nicht mit seinen eigenen Initialen, sondern mit den Buchstaben ‚P.L.’. Wir dachten, vielleicht sagt Ihnen das was.“
„Nee, das sagt mir ni....Oh, doch, das sagt mir was! Bei einem der Überfälle war ein Hamburger Modekaufmann unter den Gästen. Der war mir aufgefallen, weil der einen ganz eigenen Kleidungsstil hatte. Ich hatte damals noch überlegt, auch mal solche Klamotten auszuprobieren. Und der Mann hieß Peter Lürs und hatte angegeben, dass die Täter ihm nicht nur das Bargeld abgenommen hatten, sondern auch seine geliebte Brieftasche. Mein Gott, so doof kann man doch nicht sein!“
„Das hat mein Kollege auch gerade gesagt. Sollen wir ihn uns schnappen? Wäre doch eine wunderbare Gelegenheit.“
„Nein, wir brauchen noch die anderen. Macht mal ein Video, damit wir auf jeden Fall etwas in der Hand haben. Und ansonsten lasst ihr euch von ihm zu den anderen Tätern führen. Der wird mit Sicherheit spätestens innerhalb einer Woche die anderen treffen.“
„Ok. Den Videobeweis haben wir schon. Dann noch einen schönen Abend.“
27. Kapitel
Unangenehme Geburtstagsüberraschung
„Djallo, Tessa, kommt mal zu mir rein.“
„Sofort, ich hol mir noch eben einen Tee“, antwortete Djallo.
„Dann bring uns auch welchen mit. Ich spendier auch Kekse.“
Kurze Zeit später goss Djallo allen Tee ein und fragte „Also, was gibt’s?“
„Die Jungs vom MEK waren sehr fleißig und haben alle Namen der mutmaßlichen Täter rausbekommen. Ich hab jetzt schon mal ein bisschen Hintergrundrecherche gemacht. Wir können natürlich noch nicht mit absoluter Sicherheit sagen, dass die drei anderen neben Wilko Bretendorp auch tatsächlich dabei waren. Aber es ist doch sehr wahrscheinlich.“
„Dann können wir also wirklich zugreifen?“
„Ja. Ich wollte mit Euch jetzt die Details besprechen. Aber erstmal möchte ich Euch was über die netten Jungs erzählen.“
„Sind also alles junge Männer?“, fragte Tessa.
„Ja. Und genau wie wir schon vermutet haben, kommen sie alle durchweg aus der Oberschicht. Da ist zunächst einmal Wilko Bretendorp. Über ihn brauche ich nichts weiter sagen. Dann haben wir einen Dennis Keitel. Sagt Euch der Name was?“
„Mir nicht“, meinte Djallo.
„Mir auch nicht“, antwortete auch Tessa.
„Dennis Keitel ist der Sohn von Wolfgang Keitel, Staatssekretär im Bundesinnenministerium.“
„Ach du dickes Ei! Von dem Keitel! Mein lieber Scholli, das wird ja richtig Aufsehen machen“, meinte Djallo.
„Da wäre ich mir gar nicht so sicher. Ich würde mich nicht wundern, wenn die Medien das schön unter der Decke halten. Wahrscheinlich wird schon unsere Pressestelle kein Wort darüber verlieren“, entgegnete de Wall.
„Das kann ich mir nicht vorstellen“, meinte Tessa.
„Warten wir’s ab! Also, nun der Nächste: Philipp Rosendorf, Sohn von Prof. Dr. Eduard Rosendorf, Chefarzt der Chirurgie des hiesigen Martin-Luther-Klinikums. Und dann noch Carl-Leopold Kamphausen, Sohn von Theodor Kamphausen, Inhaber des altehrwürdigen und millionenschweren gleichnamigen Immobilienunternehmens.“
„Kann mir mal einer erklären, wieso solche Leute kriminell werden? Die Jungs haben das doch überhaupt nicht nötig. Die brauchen doch schon fast gar nichts mehr tun, und sind trotzdem ganz oben“, fragte Djallo.
„Das ist zwar richtig“, antwortete de Wall. „Aber ich kann mich nur wiederholen: Nicht nur solche kleinbürgerlichen Existenzen wie wir stehen unter Druck. Leute wie Wilko Bretendorp brauchen sich zwar keine existenziellen Sorgen zu machen. Aber sie stehen in anderer Weise auch unter Druck. In deren Milieu wären unsere Positionen schon ein Ausweis von Versagertum. Die wachsen in dem Gefühl auf, Elite zu sein und vor allen Dingen, Elite sein zu müssen. Und solche bürgerlichen Familien der Oberschicht sind in der Regel sehr gefühlskalt, es zählen nur Leistung und Erfolg. Und deshalb stehen bei allen Privilegien auch solche Leute unter einem enormen Anpassungsdruck und schleppen wahrscheinlich, ohne dass ihnen das bewusst ist, eine tiefe Wut mit sich herum. Ich vermute, diese Taten sind eine Form der Rebellion. Sie wagen es nicht, offen gegen ihre Eltern zu rebellieren und ein ganz anderes Wertesystem zu leben. Sie rebellieren auf einem Umweg. Weil sie sich einerseits mit dem Wertesystem ihrer Eltern identifizieren und
Weitere Kostenlose Bücher