Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney
mir so sehr eine gute Partie für Minnie gewünscht.«
»Genauso wie meine Tante sich eine gute Partie für mich gewünscht hat«, sagte Emilia resolut. »Schäm dich, Carl Gotthold.«
Carl brummte vor sich hin, rauchte zwei Pfeifen, dann zückte er seine Börse und gab Emilia Geld. »Gib das Minnie.«
»Sie wird es nicht annehmen, sie hat auch ihren Stolz, genau wie du.«
»Herrje, dann kauf halt Lebensmittel oder was sie sonst so braucht.«
Emilia nickte zufrieden und steckte das Geld ein. Von nun an brachte sie immer einiges an Lebensmitteln mit, wenn sie ihre Tochter besuchte.
Der Sommer kam und damit Weihnachten. Carl war auf Tour, aber alle Kinder fanden sich im Haus in Glebe ein. Auch Minnie und Rudolph kamen. Minnies Bauch wölbte sich deutlich und sie war schnell außer Atem.
In einer ruhigen Minute setzte sich Emilia zu ihr. »Dir geht es nicht gut.«
»Nein.« Minnie schüttelte den Kopf. »Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie es war, als du mit Lina schwanger warst. Ich war ja schon achtzehn. Du hast alles mit Leichtigkeit bewältigt, den Haushalt, uns alle. Und dann hast du dich ins Bett gelegt und Lina bekommen. Zwei Tage später standest du schon wieder in der Küche und hast Eier gebraten.«
Emilia lachte. »Das mag dir so erscheinen, Liebes, aber es war auch für mich nicht leicht. Ich kannte es schon, wusste, wie ich mich fühlen würde, ich war ja oft genug schwanger.«
»Ich habe Angst«, sagte Minnie fast unhörbar. »Die Hitze macht mir zu schaffen, ich fühle mich immer matt, kann kaum etwas machen. Jeden Morgen muss ich mich zwingen, hinauszugehen und die Tiere zu füttern. Ich habe seit zwei Wochen nicht mehr die Küche gefegt und die Ameisen haben sich überall eingenistet.«
»Was ist mit dem Mädchen?«
»Es ist kaum zu gebrauchen.«
»Dann muss sie gehen. Ich werde mich umhören, damit du eine tüchtige Hilfe bekommst.«
Minnie schüttelte den Kopf. »Lieber nicht. Wir können sie gar nicht entlohnen.«
»Wirklich?«, fragte Emilia plötzlich barsch.
Minnie nickte, Tränen liefen ihr die Wangen hinunter.
»Ach, Kind«, seufzte Emilia. »Wie soll das nur werden?«
»Es sind schon Trauben an den Reben, einige zumindest. Kürbisse, Gurken und Tomaten wachsen reichlich. Sie müssen nur noch reifen. Auch das andere Gemüse kommt. In ein paar Wochen können wir ernten.«
»In ein paar Wochen kommt dein Kind.«
»Ja, ich weiß«, seufzte Minnie. »Und das macht mir auch Angst.«
Emilia straffte die Schultern. »Das schaffen wir schon.«
Nach den Feiertagen nahm sie May und Lina, packte den Karren und fuhr zu Minnie. Clara war nun neunzehn und wohnte eigentlich im Schwesternwohnheim, doch sie war für zwei Wochen nach Hause gekommen und passte nun zusammen mit der sechzehnjährigen Hannah auf Haus und Hof auf.
Für die neunjährige May und die sechsjährige Lina war es ein großer Spaß. Sie liebten Minnie innig und waren gerne auf dem Land.
Minnie war erst entsetzt, dann aber erleichtert.
»Du«, sagte Emilia, »legst dich jetzt hin. Ich richte mir das Zimmer mit den Mädchen ein.«
»Aber … wie lange willst du denn bleiben?«
»Nur ein paar Tage, bis wir deinen Haushalt wieder im Griff haben. Morgen kommen Bega und Jiba. Ich werde sie gründlich einarbeiten. Bega wird für den Garten und die Tiere zuständig sein und Jiba für den Haushalt.« Sie hob das Kinn. »Und es gibt kein ›Aber‹.«
»Rudolph wird das nicht gefallen«, seufzte Minnie.
»Das lass meine Sorge sein.«
Sie räumte alles ein, während die Kinder vergnügt im Hof spielten, dann kochte Emilia einen guten Eintopf mit einem großen StückLammkeule, das sie mitgebracht hatte. Es duftete köstlich, genauso wie das Brot, das sie buk. Die Küche fegte sie aus, wischte sie und putzte alle Schränke aus. Dann streute sie Soda auf die Ameisenstraßen, überbrühte die beiden Nester, die sie am Hausrand fand, mit kochendem Wasser. Gegen Abend ging sie zum Weinberg, der eher ein Hügel war. Rudolph kam ihr erschöpft entgegen. Bei ihm waren zwei Arbeiter. Überrascht blieb er stehen.
»Was machst du denn hier? Ist etwas mit Minnie?«, fragte er panisch.
»Ja, es ist etwas mit Minnie.« Emilia sah zu den beiden Aborigines. Sie gingen an ihnen vorbei zu den Hütten hinter dem Stall. »Wer sind die?«, fragte Emilia.
»Ganan und Dural, sie arbeiten für mich.«
»Ach so«, sagte Emilia streng. »Und für eine Haushaltshilfe habt ihr kein Geld?«
Rudolph schnappte nach Luft.
»Antworte nicht«,
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