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Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney

Titel: Die Australierin - Von Hamburg nach Sydney Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Renk
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dir, dass ich alles für sie tun werde.«
    Es war schon spät in der Nacht, die Mondsichel ging bereits langsam unter, als Minnie und Rudolph endlich in die Kutsche stiegen und zur Farm fuhren.
    Emilia und Carl standen Hand in Hand und schauten ihnen hinterher. Die Nacht war voller seltsamer Geräusche, in der Ferne heulten Dingos und aus dem Dorf klang das Bellen eines Hundes.
    »Lass uns nach Hause fahren«, sagte Carl müde.
    »Ja.« Emilia schaute noch immer die Straße hinunter, doch die Kutsche war schon nicht mehr zu sehen.
    Über eine Stunde fuhren Minnie und Rudolph durch die Nacht. Sie hatte sich an ihn gelehnt, ihr Herz pochte aufgeregt. Wie würde die erste Nacht in ihrem neuen Haus sein? Die erste Nacht, in der sie das Bett mit ihm teilte? Ihre Mutter hatte sie nicht fragen wollen, aber Emilia hatte sie vor ein paar Tagen zur Seite genommen und ein Gespräch mit ihr geführt.
    »Hab keine Angst, mein Kind. Es ist ungewohnt, es ist merkwürdig zu Anfang. Aber wenn er dich liebt, wird es dir gefallen. Er muss nur zärtlich sein, liebevoll. Lasst euch Zeit, euch kennenzulernen.«
    »Ach, Mama.« Minnie war rot geworden. »Und wenn ich es falsch mache?«
    Emilia hatte lachend den Kopf geschüttelt. »Wenn du ihn wirklich liebst, wirst du es schon richtig machen.«
    An diese Worte dachte sie, während der Wagen ratternd über den unebenen Lehmweg fuhr. Endlich erreichten sie die Einfahrt. Noch am Morgen hatte Rudolph mit weißer Farbe »Crefeld« auf den großen Findling geschrieben, der am Straßenrand stand. Zu Minnies Erstaunen brannte im Haus Licht.
    »Wer ist dort?«, fragte sie.
    »Eines eurer Mädchen. Deine Mutter hat sie gestern schon hierhergeschickt, damit sie alles vorbereitet, mein Liebes.«
    »Wen?«
    »Ich glaube, sie heißt Darri.«
    Erleichtert stieß Minnie den Atem aus. Ihre Darri war da, die Aborigine, die sie schon seit Jahren begleitete. Auf einmal waren all ihre Ängste verschwunden. Wo Darri war, war sie zu Hause.

28. K APITEL
    Darri ließ sich nicht blicken, aber frisches Brot, Käse und Schinken standen auf dem neuen Esstisch als Imbiss bereit. Auch eine Flasche Wein war bereits entkorkt.
    Minnie sah sich staunend um. Sie war vor einer Woche zuletzt hier gewesen, da hatte es innen noch sehr unfertig ausgesehen. Aber nun machte alles einen sauberen und geordneten Eindruck.
    »Möchtest du noch etwas davon?«, fragte Rudolph unsicher und zeigte auf den Tisch.
    Minnie schüttelte den Kopf. Rudolph nahm die Flasche mit dem Wein und zwei Gläser, fasste ihre Hand und zog Minnie ins Schlafzimmer. Das kleine Öfchen in der Ecke war angeheizt worden, da es in den Nächten schon kühl wurde. Verzagt folgte sie ihm.
    »Möchtest du ein Glas?«
    Sie schüttelte den Kopf, traute sich gar nicht, ihn anzusehen. Er kam auf sie zu, nahm sie in den Arm.
    »Hab keine Angst, ich liebe dich sehr.« Dann küsste er sie erst sanft, dann immer hungriger. Das Verlangen, das sie in den letzten Monaten unterdrückt hatte, flammte auf. Minnie schloss die Augen und gab sich ihren Gefühlen hin. Emilia hatte recht gehabt.
    Im August trafen sich alle bei Lessings. Lily hatte Geburtstag, sie wurde fünfundzwanzig Jahre alt. Zur Feier des Tages war sie von Kingsford nach Hause gekommen. Sie hatte sich verändert, wirkte erwachsener und fast so, als sei sie auch gewachsen. Begeistert erzählte sie von ihrem Leben als Lehrerin und wie sehr sie den Beruf liebte.
    Später am Nachmittag ging sie zusammen mit Minnie durch den Garten. Die beiden Schwestern, die zwar immer wie Katz und Hund gewesen waren, aber dennoch sehr aneinander hingen, nahmen sich bei den Händen.
    »Und?«, fragte Lily leise. »Bist du glücklich?«
    Minnie schmunzelte. »Sehr.«
    »Wie ist es denn so …?« Lily senkte den Kopf und biss sich auf die Lippen.
    Minnie lachte. »Es ist schön und sehr innig. Ich kann es dir nicht beschreiben.«
    Sie spürte die Hitze in ihren Wangen. »Was ist mit dir? Hast du keinen Verehrer?«
    Jetzt wurde Lily rot. »Doch, da gibt es jemanden. Aber sag noch nichts den Eltern. Ich weiß nicht, wie ernst es ist.«
    Minnie drückte ihren Arm. Sie gingen zurück zum Haus.
    »Du hast dich verändert«, sagte Minnie. »Obwohl wir uns viel schreiben, merke ich das erst jetzt.«
    »Du dich auch. Du bist irgendwie weicher geworden, sanfter.«
    »Ich erwarte ein Kind«, sagte Minnie leise.
    »Wirklich?« Lily blieb stehen und sah ihre Schwester an.
    Minnie nickte. »Du bist die Erste, der ich es sage.«
    »Mama weiß es noch

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