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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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Sixpack. „Überraschung! Da bin ich, meine Liebe, zurück im Himmelreich!“ Dann bemerkte sie Jo Anns Bestürzung und änderte sofort den Tonfall. „Was ist denn los? Freust du dich gar nicht, mich zu sehen?“
    „Was machst du hier? Ich dachte, du wärst in Brisbane?“ Jo Ann war ehrlich erstaunt, trat aber einen Schritt zur Seite, um Mira eintreten zu lassen.
    Deren Blick fiel natürlich sofort auf Jo Anns Koffer, der mitten im Zimmer stand und so erkundigte sie sich, wohin die Reise denn gehen würde.
    „Wie viel Zeit hast du?“, fragte Jo Ann.
    „Die ganze Nacht“, meinte Mira. „Wie du unschwer erkennen kannst, habe ich mich sowieso auf einen längeren Aufenthalt in deinem Hause eingestellt.“ Dabei zeigte sie auf die noch frostgekühlten Dosen, an denen bereits Kondenswasser herunterlief und auf den Teppich tropfte. „Ich bin gerade erst aus Brisbane gekommen, war aber schon im Pub, wo John mir sagte, dass du zu Hause wärst und heute bestimmt nicht mehr bei ihm auftauchen würdest. Deshalb hat er mir das hier für dich mitgegeben. Er meinte, du könntest möglicherweise durstig sein. Ein vernünftiger Mann.“
    Jo Ann ging auf ihre letzte Bemerkung nicht weiter ein, sondern fragte nur: „Wer fängt an?“
    „Mit dem Erzählen? Du natürlich!“
    „Da John dich hergeschickt hat, und du mich beim Packen erwischt hast, werde ich wohl kaum umhinkommen, dir die Wahrheit zu sagen.“
    „Kaum“, bestätigte Mira und sah sich nach einem Teller oder Untersetzer um, den sie als Aschenbecher verwenden konnte. „John ist ein guter Kerl, du kannst dich darauf verlassen, dass er immer nur das Beste für dich will. Er wird schon seine Gründe gehabt haben, warum er mich zu dir geschickt hat. Also, leg los.”
    „Nein, erst du. Meine Geschichte dauert länger.“ Nachdem sie nun schon einmal John alles gebeichtet hatte, konnte Mira ebenso gut die Wahrheit erfahren. Johns Reaktion war, wie erwartet, zunächst eine Mischung aus Mitleid und Wut gewesen, die im Laufe der Erzählung aber immer mehr in Bewunderung für ihre Stärke und ihren Überlebenswillen übergegangen war. Das hatte sie stolz gemacht, und sie hatte Mühe gehabt, die Wärme, die er ihr entgegenbrachte, lediglich als einen Ausdruck von Freundschaft zu interpretieren.
    „Was gibt es Neues bei dir? John hat mir berichtet, dass sich dein Mann scheiden lassen will.“
    Mira lachte. Sie sah überhaupt nicht aus wie eine verlassene Ehefrau, sondern wirkte überaus gut gelaunt und kein bisschen niedergeschlagen. Gierig zog sie an ihrer Zigarette. „So ist es! Dieser lächerliche Wicht ist nun endgültig dem Jugendwahn verfallen und obendrein noch blind vor Liebe. So blind, dass er mir sogar angeboten hat mich auszubezahlen, damit er seine Kindfrau so schnell wie möglich heiraten kann. In seiner Hektik hat er mir mehr als die Hälfte seines versteckten Vermögens überschrieben. Na ja, ich habe ein klitzekleines bisschen nachgeholfen. Er konnte noch nie rechnen! Nachdem ich ihm erst einmal damit gedroht habe, die Steuerbehörden einzuschalten, lief alles ganz reibungslos. Aber das Ganze war so peinlich, dass ich danach sofort geflüchtet bin.“
    „Gratuliere!“, sagte Jo Ann, die sich freute, dass die Trennung für Mira so gut verlaufen war. „Und was hast du nun mit all dem Geld vor? Bleibst du in Brisbane oder willst du nach Sydney gehen?“
    „Was soll ich denn in Brisbane oder Sydney? Nein, nein, sobald der Scheidungstermin feststeht – und das kann schon in ein paar Wochen sein, da wir uns einig sind – packe ich meine Siebensachen zusammen und komme hierher!“
    Worauf Jo Ann sie verblüfft unterbrach und sie fragte, ob sie nun völlig übergeschnappt wäre.
    „Ganz und gar nicht“, erwiderte Mira. „Ich werde hier in Lightning Ridge leben. Mein Haus vergrößern und richtig hübsch machen. Und jetzt halt dich fest. Wir werden eine große Bohrmaschine kaufen, eine dieser hunderttausend Dollar Dinger, und richtig loslegen. Ja, du hast richtig gehört. Wir, damit meine ich: du und ich! Ich habe mir alles gut überlegt. Bei einer Planung in dieser Größenordnung brauche ich einen Partner, denn alleine ist das Ganze nicht zu bewältigen. Und du bist der ideale Partner für mich. Zäh und ausdauernd. Mit der nötigen Fachkenntnis und all der Begeisterung und Liebe, die es für diesen Job braucht. Sag jetzt bitte nichts – ich habe dir eh noch nie abgenommen, dass du aufhören wirst. Du hast das Schürfen im Blut, genauso wie ich, aber

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