Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
Vom Netzwerk:
Teller aufzutunken. Er schien überhaupt nicht zuzuhören.
    „Aber schon morgen? Muss das denn sein?“ hatte Eva nachgehackt.
    Uwe hatte an ihr vorbeigesehen. „Du kannst ja hierbleiben.“
    Daraufhin hatte Johanna unmerklich den Kopf gehoben. Noch drei Tage! Bitte!
    „Aber wie soll ich dann zurück kommen?“, hatte Eva voller Zwiespalt gefragt. Mein Gott, sie würde liebend gerne von hier fortkommen, aber sie hatte Johanna doch versprochen...
    Da hatte Dieter vorgeschlagen, mit Uwe alleine zurückzufahren, die Frauen könnten dann ja ein paar Tage später ja den Zug nehmen. Es sei eine sehr schöne Reisestrecke, habe er gehört.
    Doch Isabella hatte Dieter daraufhin sofort angezischt und dabei so viel Verachtung wie nur möglich in ihre Stimme gelegt: „Bildest du dir allen Ernstes ein, ich bleibe hier? Wenn du zurückfährst, komme ich mit!“ Und rückblickend war das wohl der Anfang der Tragödie gewesen. Wenn sie Dieter nicht wütend gemacht hätte, wäre alles anders gekommen
    Aber Dieter war wütend. Sie könne Eva nicht alleine zurückreisen lassen, hatte er argumentiert, das könne sie ihrer Freundin doch nicht antun.
    „Warum denn nicht?“, fragte Isabella. Warum sollte sie Eva zuliebe in dem gottverlassenen, staubigen und stinkigen Kaff bleiben? Niemals! Nein, dies war definitiv ihr letzter Besuch in Lightning Ridge gewesen, und sie hatte sich lautstark geweigert hierzubleiben.
    Dankbar war sie deshalb an diesem wunderbar frischen Morgen ins Auto gestiegen, obwohl sie vermutet hatte, dass Dieter aus einem unerfindlichen Grund heraus allein mit Uwe zurückfahren wollte.
     
    Dieter begann seine Attacke, als sie noch nicht einmal aus der Ortschaft heraus waren. „Du hättest gestern Abend ruhig etwas netter zu Eva sein können“, schimpfte er. „Die weiß wenigstens, was sich gehört. Sie alleine zurückzulassen, war wieder einmal typisch für dich. Egoistisch, wie immer! Du bist einfach ein faules, verzogenes Weib. Johanna hat die ganze Zeit hinter dir hergeräumt, merkst du eigentlich nicht wie selbstsüchtig du bist? Andauernd meckerst du nur rum! Lass die Finger vom Radio ... stell die blöde Musik ab ...“
    So ging es ununterbrochen weiter, eine wahre Litanei, der Isabella nur ein paar mürrische oder schnippische Kommentare entgegensetzte, bis sie schließlich sagte: „Du hast doch nur so schlechte Laune, weil ihr nichts gefunden habt, ihr Nieten.“ Vielleicht war es diese Bemerkung, die den Ausschlag gab und Dieter die Nerven verlieren ließ. Jedenfalls schlug er Isabella auf die Hand, als sie wieder am Radioknopf drehte, um den Sender neu einzustellen. Völlig unbewusst. Und auch nicht sehr hart, nur ärgerlich. Aber das änderte nichts an Isabellas explosionsartiger Reaktion. Ihr Temperament ging mit ihr durch, und sie schlug zurück. Aber nicht spielerisch abwehrend, sondern sie schlug ihn mit der Faust ins Gesicht! „Du Schwein!“, schrie sie ihn an. „Was fällt dir ein?“
    Dieter stieg hart auf die Bremse und fuhr an den Straßenrand. Isabella hatte ihn knapp über dem Kinn erwischt. Er wollte ihr eine Ohrfeige verpassen, konnte sich aber gerade noch beherrschen, als er mit bereits erhobener Hand einen Blick von Uwe auffing, dem die Szene offensichtlich entsetzlich peinlich war. Und so langte Dieter stattdessen über Isabellas Beine, öffnete die Tür des Beifahrersitzes und befahl ihr, sofort auszusteigen. Dabei deutete er in die Richtung, in der Kurts Mine lag und sagte gefährlich leise: „Raus hier! Geh! Kurt kann dich zu Johanna und Eva fahren. Ich werde dich jedenfalls nicht mit zurück nach Sydney nehmen. Das muss ich mir nicht gefallen lassen.“
    „Spinnst du?“, fuhr sie ihn an, aber ihr Stolz erlaubte ihr nicht, länger sitzen zu bleiben. „Ich würde keinen Meter mehr mit dir fahren“, keifte sie weiter, obwohl ihr durchaus bewusst war, dass sie viel zu kräftig zugeschlagen hatte. „Ich bin doch nicht verrückt. Außerdem hast du angefangen, du bist selbst schuld“, verteidigte sie sich noch beim Aussteigen.
    Aber Dieter knallte zur Antwort nur die Wagentür zu und brauste davon, während Isabella noch eine Weile am Straßenrand stand und dem Auto nachsah, bis es verschwunden war. Schlagartig hatte sich ihre Wut auf Dieter in Luft aufgelöst und der Enttäuschung, nun in Lightning Ridge festzusitzen, Platz gemacht. Gleichzeitig war sie über die Entwicklung aber auch erleichtert, denn die Fahrt nach Hause wäre bestimmt ein einziger Albtraum geworden. Nein

Weitere Kostenlose Bücher