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Die Auswanderinnen (German Edition)

Die Auswanderinnen (German Edition)

Titel: Die Auswanderinnen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: helga zeiner
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„Jetzt sind wir doch wieder da angelangt, wo wir nicht hin wollten. Was ist nur los mit uns, warum können wir uns nicht einfach amüsieren? Müssen uns diese Scheißtypen auch noch nachträglich das Leben versauen?“
    Um einen Themenwechsel bemüht, besprachen sie den weiteren Verlauf der Reise, und gingen dann nochmals an die Bar. Nach einem Cognac für Isabella, einem Fruchtsaft für Eva und einer Piña Colada für Jo Ann war jedoch jeder unverfängliche Gesprächsstoff versiegt und sie gingen auf ihre Zimmer. Es war erst zehn Uhr.

Kapitel 43
     
     
    Sydney, damals
     
    Uwe holte sie vom Bahnhof ab. Isabella hatte ihre Augen hinter einer Sonnenbrille verborgen und die Striemen an Hals, Oberkörper und den Händen, die sich, nachdem der Schorf abgefallen war, rosafarben von ihrer sonst leicht gebräunten Haut abhoben, so gut es ging mit Make-up abgedeckt. Trotz der schwülen Hitze, die seit Tagen in ganz New South Wales herrschte und die Zugfahrt noch strapaziöser gemacht hatte, trug sie eine langärmelige Bluse und hatte sich zusätzlich noch einen Schal um den Hals gebunden und in den Kragen gesteckt. Weder Johanna noch Eva hatten ihr dazu geraten. Es war überhaupt nicht darüber gesprochen worden, wie sich Isabella am besten verhalten sollte, und Isabella hatte auch nicht um Rat gefragt. Umgekehrt hatte sie sich mit keinem Wort nach Kurts Befinden erkundigt, nicht einmal nachdem ihr Johanna gesagt hatte, dass er verschwunden sei. Sie hatte weder nach dem angeblichen Grund seiner Abwesenheit noch nach der Ursache für ihre Verletzungen gefragt. Also erinnert sie sich an das, was passiert ist, und will nicht darüber sprechen, vermutete Johanna, während Eva meinte, dass man das nicht sicher wissen könne. Isabella hatte die meiste Zeit über geschlafen, aber vielleicht hatte sie ja wirklich jede Erinnerung an ihr traumatisches Erlebnis verloren. Eva versuchte es herauszufinden, indem sie begann, kurz nachdem der Zug in Brisbane losgefahren war, gezielte Bemerkungen zu machen. Wie sehr sie bedauere, was vorgefallen sei, wie schrecklich doch alles für Isabella gewesen sein müsse, und dass sie und Johanna gut verstehen könnten, warum sie so extrem reagiert habe. Doch schon nach den ersten Andeutungen blieben Eva alle weiteren Worte in der Kehle stecken. Isabellas Gesicht wurde starr, und trotz der dunklen Brille fühlte Eva die eisige Kälte in den verborgenen Augen. Eva fand keine weiteren Worte, um das Geschehene zu umschreiben. Sollte sie ihr vielleicht direkt ins Gesicht sagen, es ist schon in Ordnung, dass du Kurt erschlagen hast? Kein Problem, uns ist es herzlich egal, dass du eine Mörderin bist? Und genau in diesem Moment, als Eva jedes Wort das sie sagte, abwog, wusste sie, dass es ihr überhaupt nicht egal war, und dass Isabella sehr genau spürte, welche Barriere sich damit zwischen ihnen aufbaute. Der Rest der Reise verlief praktisch stillschweigend.
    Falls Uwe die veränderte Stimmung zwischen den beiden Frauen bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken. Er fuhr, gleich nachdem er sie vom Bahnhof abgeholt hatte, nach Mosman, hob Isabellas kleinen Koffer aus dem Gepäckraum und reichte ihn ihr wortlos. Sie bedankte sich und verabschiedete sich von den beiden, ohne sie noch auf einen Drink in ihre Wohnung zu bitten. Eva sah ihr nach, wie sie die Stufen zu ihrer Wohnungstür hinaufging, ohne sich umzudrehen oder zu winken. Doch auch Uwe verhielt sich merkwürdig. Wortlos fuhr er nach Cremorne weiter. Noch immer schweigend bog er in die Einfahrt ihres Apartmentblocks ein und parkte auf ihrem Unterstellplatz. Da hielt es Eva nicht länger aus. „Na, was sagst du?“
    „Wozu?“
    „Zu Kurts Verschwinden natürlich.“
    Uwe hatte den Motor abgestellt. Er starrte geradeaus durch die Windschutzscheibe, als müsse er sich weiterhin auf den Verkehr konzentrieren und könne auf keinen Fall seine neben ihm sitzende Frau ansehen. Schließlich nickte er mehrmals bedächtig. „Schrecklich. Einfach schrecklich. Wer hätte das gedacht. Dabei ist es noch nicht einmal zwei Wochen her, dass wir noch alle beisammen waren. Ganz fürchterlich.“
    „Die Polizei vermutet, dass er einen Jagdunfall hatte“, sagte Eva und hatte dabei unwillkürlich das Bild vor Augen, wie Johanna in einem der letzten Telefongespräche, die sie vom Pub aus geführt hatte, dem Polizisten Bill die besorgte Ehefrau vorgespielt hatte. Nach zehn Tagen gäbe es kaum noch Hoffnung, hatte dieser gemeint, und Johanna hatte mit einer Mischung

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