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Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition)

Titel: Die Autobiographie: Die Ursache / Der Keller / Der Atem / Die Kälte / Ein Kind (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Bernhard
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Unterrichtsmühle eingeklemmt, beobachtete ich eine da wiederaufgenommene Zerstörung in mir, die mit dem Unterrichtsende in der Hauptschule abgebrochen gewesen war. Zum zweitenmal war ich in die Katastrophe hineingekommen, und weil das Gymnasium von mir sehr bald als nichts anderes als eine katastrophale Verstümmelungsmaschinerie meines Geistes erkannt worden ist, war schon in kurzer Zeit alles in mir gegen dieses Gymnasium gewesen, dazu ist auch noch mein Widerwille gegen das tatsächlich bedrückend engstirnige Professorenkollegium gekommen, welches insgesamt nur eine Ausgeburt des schon Jahrhunderte abgestandenen Wissenschaftsstoffes gewesen war, und mein Widerwille gegen alle diese ihre Großund Kleinbürgerlichkeit wie eine Waffe gegen alles gebrauchenden und mißbrauchenden Mitschüler, mit welchen ich niemals wirklichen Kontakt habe finden können, abgestoßen einerseits von ihrer Bürgerlichkeit, hatte ich mich schon bald auf mich selbst zurückgezogen, andererseits und umgekehrt hatten sie, abgestoßen von meinem zweifellos krankhaften Widerwillen gegen sie (und ihre Bürgerlichkeit) und gegen alles, was mit ihnen (und ihrer Bürgerlichkeit) zusammenhing, mich aus ihrem Bereiche bald ausgeschlossen gehabt, wieder war ich also vollkommen auf mich gestellt von allen Seiten in den Zustand der Abwehr und der in dieser fortwährenden
Abwehrbereitschaft
ständig Nahrung findenden Angst und Furcht isoliert gewesen. Das heißt aber nicht, daß ich mir nicht helfen hätte können, im Gegenteil war ich unter dem ständigen Drucke nicht nur der Professorenschaft, sondern auch meiner Mitschüler, deren Herkunftsmilieu ein dem meinigen vollkommen entgegengesetztes gewesen war, wie ich schon angedeutet habe, vollkommen auf mich und gegen alles gestellt, stark und stärker geworden, das heißt, ich hatte mich mit der Zeit nicht mehr angreifen und vor den Kopf stoßen, sondern ganz einfach alles laufen lassen, schon bald in dem Bewußtsein, daß ich in diesem Gymnasium nicht alt werden würde. Mich interessierte, was in dieser Schule unterrichtet worden war, bald nicht mehr, und entsprechend war schon meine erste Benotung ausgefallen. Das Gymnasium war von mir bald nurmehr noch als Schikane aufgefaßt worden, aus welcher ich noch nicht entfliehen konnte, die ich also noch eine Zeitlang durchzumachen hatte, wirklich interessiert hatten mich nur
die Geografie als vollkommen nutzloser Gegenstand
, das Zeichnen und die Musik, und die Geschichte war mir immer ein mich faszinierender Gegenstand gewesen, aber sonst begegnete ich allem nur mit der größten Interesselosigkeit, betrachtete die Schule bald nurmehr noch instinktiv als das, was sie heute bei klarem Verstand für mich ist, eine Geistesvernichtungsanstalt. Wenn ich es aber, was ich naturgemäß wollte, zu etwas Außerordentlichem bringen wollte, mußte ich das Gymnasium absolvieren, das war mir immer und immer wieder gesagt worden, und so versuchte ich, in der größten Interesselosigkeit und mit dem größten Widerwillen gegen alles mit ihm Zusammenhängende, das Gymnasium zu bewältigen, was sich aber als immer aussichtsloser erwiesen hatte, wovon ich aber meinem Großvater, der mir klar gemacht hatte, daß ich das Gymnasium zu absolvieren hätte, wenn ich nicht unter die Räder der Gesellschaft kommen wolle, und was das bedeutet, war mir durchaus bewußt gewesen, nichts verlauten hatte lassen, er wußte nichts von meiner beinahe vollständigen und mich selbst natürlich beschämenden Erfolglosigkeit im Gymnasium, ich hatte ihm bei meinen alle vierzehn Tage unternommenen Heimfahrten nach Traunstein und Ettendorf niemals etwas von dieser Erfolglosigkeit berichtet. Alle vierzehn Tage war ich mit der Schmutzwäsche im Rucksack schon gegen drei Uhr früh durch ein gerade für mich offengehaltenes Gangfenster aus dem Internat und nach Hause, das heißt zu Fuß etwa dreizehn Kilometer bis an die Grenze, die ich in der Nähe des Gasthauses Wartberg, auf halbem Weg zwischen Salzburg und Großgmain gelegen, überquert habe in der Morgendämmerung, mit allen nur möglichen Begleitumständen der Angst vor der Entdeckung durch Grenzbeamte, alle vierzehn Tage zuerst durch die wie ausgestorbene, kalte, noch finstere Stadt, abzweigend bei Viehhausen in die Wälder und durch das Moor hinter Wartberg über die Grenze nach Marzoll und von da nach Piding, einem kleinen bayerischen Ort, wo ich, im Besitze einer österreichischen Identitätskarte einerseits, einer deutschen Kennkarte

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